Donnerstag, April 25, 2024
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Schulische Leistungen durch Sport und Musik verbessern

Gibt es eine Erfolgsformel für gute Noten in der Schule?

Es ist eine endlose Geschichte, die Diskussion darüber, wie wir unsere Kinder für die Schule motivieren können, welche Rolle die Genetik dabei spielt oder wie wichtig die Förderung durch die Eltern in den ersten Lebensjahren ist. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat dazu eine neue Studie aufgelegt, die die wichtigsten Faktoren für gute schulische Leistungen unter die Lupe nimmt.

Zur Anwendung kam dabei die Methode der multivariaten Analyse, die die Ergebnisse von Kompetenztests in den Fächern Deutsch und Mathematik, die allgemeine Konzentrationsfähigkeit und die Bewertungen der sozialen Fertigkeiten durch die Lehrer zu einem Gesamtbild verbindet. Als Datenbasis wurden die Angaben von und über Viertklässler, die im Rahmen des Nationalen Bildungspanels erhoben wurden, verwendet. Ein interessantes Ergebnis wollen wir hier gleich vorwegnehmen:

Sportliche und musische Aktivitäten korrelieren signifikant mit einem höheren Leistungsstand in Deutsch und Mathematik.

Weitere Erkenntnisse aus dieser Studie

Ganztagsschulen sollten gezielt viel Sport und Musikunterricht anbieten, so lautet eine Erkenntnis aus dieser Studie. Ruhige Orte, an die sich die Kinder zurückziehen können, um beispielsweise ungestört etwas zu lesen, sollten in ausreichender Zahl bereitgestellt werden. Eine bessere finanzielle Ausstattung und vor allem mehr gutes Personal sind von wesentlicher Bedeutung.

So ganz überraschend sind diese Ergebnisse ja nicht, denn wie schon unsere Großeltern wussten: Lesen bildet. Als diese unsere Eltern ermahnten, „sitz‘ nicht so viel vor dem Fernseher“, hatten sie absolut recht. Heute wissen wir, dass jene Kinder, die täglich höchstens zwei Stunden am Computer spielen oder Fernsehen gucken, in der Schule deutlich bessere Leistungen bringen als Kinder, die durch überbordende Mediennutzung mit Nervenreizen überfrachtet sind. Gleiches gilt übrigens für das Sozialverhalten.

Kaum Auswirkungen auf die schulischen Leistungen hat offenbar die familiäre Konstellation wie zwei leibliche Eltern, der alleinerziehende Elternteil oder die Patchwork-Familie. Allerdings hat der Bildungsstand der Eltern sehr wohl viel mit der schulischen Entwicklung der Kinder zu tun. Dabei spielt die bessere Förderung durch gut gebildete Eltern natürlich eine größere Rolle als eine durchaus mögliche genetische Komponente.

Musik macht schlau

Musik fördert das Gedächtnis, weil sie ein intuitiver Weg ist, sich auf Gefühlsebene „Eselsbrücken“ zurechtzulegen. Jeder hat vielleicht schon einmal versucht, sich an den Text eines Liedes zu erinnern, und hatte dabei zunächst Schwierigkeiten. Nimmt man dann die Melodie dazu, fügen sich die richtigen Worte sofort zusammen.

Daher ist es so wichtig, bei Kindern so früh wie möglich mit Musik anzufangen. Den ganz Kleinen singen wir das Schlaflied vor, stellen routinemäßig die Spieluhr an, singen später gemeinsam einfache Lieder, um schließlich das Kind danach zu fragen, welches Instrument es denn gern erlernen möchte.

Ab ungefähr fünf Jahren können und sollten Kinder damit anfangen, ein Musikinstrument ihrer Wahl zu spielen, nachdem sie bereits zuvor eine musikalische Früherziehung (im Vorschulalter) durchlaufen haben. Früher war es innerhalb der Familien übrigens üblich, dass alle gemeinsam „Hausmusik“ machten, was eine gezielt beauftragte musikalische Früherziehung obsolet machte.

Musik und Sport haben einiges gemeinsam

Bewegungsmuster prägen sich „nur“ früh ein, daher der Tipp, mit der Musik so früh wie möglich zu beginnen. Gleiches gilt auch für Sport, Tanz, Ballett & Co.. Wir beklagen heute eine signifikante Zunahme von Badeunfällen, bei denen unsere Kinder ertrinken. Der Grund dafür ist längst ausgemacht.

Unsere Kinder lernen kaum noch schwimmen, so viele Eltern kümmern sich nicht darum und entschuldigen dies damit, dass die Kommunen und Gemeinden mangels finanzieller Ausstattung ihre Bäder schließen. Doch jeder weiß: Wer bereits als Kind gut schwimmen konnte, verlernt diese Bewegungsmuster nie und hat auch noch als alter Mensch gute Chancen, nicht im Wasser den Tod zu finden.

Christian Pfeifer und Thomas Cornelien, die am Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit tätig sind, fanden heraus, dass jene Jugendliche, die regelmäßig einen Sport ausüben, mit einer um circa sechs Prozent höheren Wahrscheinlichkeit das Abitur bestehen sowie einen Hochschulabschluss erreichen. Die Erklärung geht in die Richtung, dass körperliche Anstrengung mehr Sauerstoff durch den gesamten Organismus pumpt, so auch durch das Gehirn.

In der Folge werden alle Zellen, eben auch die Nervenzellen im Gehirn, besser versorgt. Damit steigen die Konzentrationsfähigkeit, die Aufmerksamkeit und die Gedächtnisleistung. Zudem bauen wir durch Sport innere Spannungen, Stress und Aggressionen ab, was sich in der Summe sehr ausgleichend auf das Gemüt und die mentale Gesamtverfassung auswirkt.

Die IW-Studie gibt aber zu bedenken, dass wir unsere Kinder nicht zum täglichen Leistungssport antreiben sollten, da eine Übertreibung bei den sportlichen Aktivitäten kontraproduktiv für schulische Leistungen ist. Kinder und Jugendliche, die täglich über Stunden an die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit gehen müssen, haben erst einmal zu wenig Zeit, sich auf den Schulstoff zu konzentrieren, und es fehlt ihnen schließlich auch die Energie dazu.

Sport macht Persönlichkeit

Kinder oder Jugendliche, die sich dazu entschlossen haben, regelmäßig Sport zu treiben, brauchen dazu viel Disziplin. Der Tages- oder Wochenablauf muss dazu recht klar geregelt und organisiert sein, denn man braucht zu bestimmter Zeit und an bestimmtem Ort seine Sportsachen, man weiß, dass man verschwitzt sein wird, braucht eine Möglichkeit zu duschen, sich umzuziehen.

Absprachen und Kommunikation mit anderen Menschen im Sportverein sind in der Regel unerlässlich, sei es auch nur die Abholung des Schlüssels für eine Turnhalle. Hinzu kommt die Verbindung mit den Mahlzeiten, denn unmittelbar nach dem Mittag- oder Abendessen sind sportliche Anstrengungen nicht zu empfehlen.

Außerdem bedeutet Sport Fairness. Im gegenseitigen Messen und Ringen verbergen sich die Anerkennung und die Akzeptanz des „Gegners“ auf Augenhöhe. Verletzt sich ein anderer Sportler, so empfindet man Empathie und versucht sogar dem ewigen Konkurrenten zu helfen. All diese Aspekte tragen zur „Erziehung“ und charakterlichen Festigung eines Menschen positiv bei. Die daraus gewonnene Haltung schlägt sich langfristig auf den Erfolg in der Schule, im Beruf sowie im Privatleben nieder.

Fordern und fördern

Unsere Intelligenz ist ganz gewiss auch ein Produkt unserer Genetik, aber eben nicht nur. Die kognitive Entwicklung eines Kindes wird ganz wesentlich von den Menschen in seinem Umfeld und seinen Freizeitaktivitäten mitbestimmt. Dies liegt unter anderem daran, dass sich die bereits vorhandenen Nervenzellen im Gehirn eines kleinen Kindes durch Wachstum erst vernetzen und die Art und Weise, wie die Synapsen zusammenwachsen, wird von den äußeren Eindrücken und Erfahrungen maßgeblich bestimmt. An dieser Stelle stehen nicht nur die Lehrer, sondern vor allem die Eltern in der Pflicht.

Daher ist zum Beispiel das Vorlesen und Vorsingen im Kleinkindalter so immens wichtig, dies ist die Zeit, in der wir unsere Kinder auf Intelligenz und ihren späteren Erfolg gleichsam „programmieren“ können. Das funktioniert aber nicht mit Fernseher und Playstation, sondern mit gemeinsamen Spielen, Lesen, interessanten Hobbys, Musizieren und Sport. Dabei dürfen wir aber nie vergessen, dass unser Kind Spaß an der Sache haben muss, um motiviert zu sein und zu bleiben. Ein Zwang beispielsweise zum Geigen- oder Ballettunterricht geht am Ende nur nach hinten los.

Fachredaktion Adeba
Fachredaktion Adebahttps://magazin.adeba.de/author/fachredaktion/
Ich bin eine Diplom-Psychologin mit Lehrbefähigung, die gerne Texte rund um zwischenmenschliche Beziehungen, Gesundheit und Ernährung schreibt. Manchmal auch über Kultur und Reisen und hin und wieder sogar über Geschichte. Ich freue mich sehr über Eure Kommentare und hoffe, Ihr mögt meine fachlichen Texte, die immer ein wenig meine persönliche Handschrift tragen. Ich möchte Euch rund um die großen Themen Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung informieren, wichtige Anregungen geben und gern auch mal zu einer kontroversen Diskussion provozieren.

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