Nicht nur Eigenheimbesitzer, sondern auch immer mehr Mieter legen sich eine Solaranlage zu. Ob Umweltbewusstsein, der Wunsch nach Unabhängigkeit oder Preisbewusstsein dahinter stehen – Solarstrom liegt im Trend. Denn er ist günstiger als jeder Stromtarif und kann sogar mit Mini-Anlagen am Balkon für Mieter lohnend sein. Auch die gepachtete Anlage auf dem Dach des Mietshauses, in dem man wohnt, wird immer beliebter. Die Experten geben einen Überblick, für wen sich eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) lohnt, mit welchen Kosten man rechnen muss und was es zu beachten gibt.
Solarstrom lohnt immer
Wer in einem Eigenheim wohnt, kann mit einer eigenen Solaranlage auf dem Dach richtig sparen, denn der selbst erzeugte Solarstrom kostet je nach Stromanbieter nur halb so viel wie der Strom aus dem Netz und deckt etwa ein Drittel des eignen Bedarfs, mit einem Batteriespeicher sogar fast die Hälfte. Darüber hinaus kann man den Strom, den man nicht selbst verbraucht, ins öffentliche Netz einspeisen. Doch auch für Mieter ist eine eigene Solaranlage interessant: Eine Kleinstanlage kann sogar auf dem Balkon Strom erzeugen und helfen, die jährlichen Stromkosten zu senken.
Kosten für eine PV-Anlage
2020 feiert das so genannte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sein 20-jähriges Jubiläum. Ins Leben gerufen wurde es, um für die Förderung von Strom aus regenerativen Quellen wie Wind, Sonne und Wasser zu sorgen. Seither sind die Preise für schlüsselfertige Solaranlagen laut Bundesverband Solarwirtschaft e. V. um bis zu 90 Prozent gesunken. Für ein Ein- oder Zweifamilienhaus reicht in der Regel eine Solaranlage mit einer Größe von fünf bis zehn Kilowatt (kW) Leistung. Dafür liegt die Investitionssumme bei durchschnittlich rund 10.000 Euro, wobei es zahlreiche Förderprogramme auf Landesebene und von Kommunen gibt, um diese Kosten zu senken. Bei einer Mindestlaufzeit von 20 Jahren, die eine PV-Anlage in der Regel in Betrieb ist, sollten sich die Kosten nach etwa zehn Jahren amortisiert haben.
Baugenehmigung nötig?
Ob für ein Bauvorhaben eine Baugenehmigung eingeholt werden muss, ist in der Regel Ländersache. Bei den üblichen kleineren privaten Solaranlagen bis zehn kW Leistung, die auf oder am Haus installiert werden, ist nach den meisten Landesbauordnungen keine Genehmigung nötig. Je nach Bundesland kann es hier jedoch Ausnahmen geben. Auch der Denkmalschutz kann einer Solaranlage den Garaus machen. Daher raten die Experten, sich vor Installation der Anlage beim zuständigen Bauamt zu erkundigen.
Anmeldung der Anlage
Die Solarstromanlage muss beim Stromnetzbetreiber angemeldet werden, der dann gleichzeitig den Überschussstrom abnimmt. Dies übernimmt in der Regel der Installateur der Anlage. Darüber hinaus muss die Solaranlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Auch technische Änderungen oder Stilllegungen müssen hier gemeldet werden.
Da Hersteller die jahrzehntelange Garantie der PV-Anlagen von einer fachgerechten Montage abhängig machen, raten die Experten unbedingt von der eigenständigen Montage einer Solaranlage ab.
Das optimale Dach
Um möglichst gute Stromernten zu erzielen, ist eine südlich ausgerichtete Dachfläche zwar wünschenswert, aber nicht zwingend notwendig. Auch nach Westen und Osten weisende Dächer sind sinnvoll. Wichtiger ist nach Auskunft der Experten vielmehr eine möglichst schattenfreie Dachfläche mit einer Dachneigung von 30 Grad. Bei steiler oder flacher geneigten Dächern muss man mit etwa zehn Prozent weniger Stromgewinn rechnen.
Kosten für die Kilowattstunde
Selbst erzeugter Strom kostet etwa 10 bis 14 Cent pro Kilowattstunde (kWh) bei Anlagen bis maximal zehn Kilowatt Leistung. Strom aus dem Netz schlägt dagegen mit rund 30 Cent zu Buche, weil hier Steuern, Umlagen, Abgaben und Entgelte hinzugerechnet werden müssen. Die Ersparnis ist also enorm. In der Regel kann der Eigenbedarf an Strom zu etwa 25 Prozent aus der PV-Anlage gedeckt werden. Der Rest wird über das Stromnetz teurer hinzugekauft. Wer mehr eigenen Solarstrom nutzen möchte, kann den Eigenverbrauch über einen Batteriespeicher etwa verdoppeln. Auch für diese Investition von einigen Tausend Euro stehen zahlreiche Fördermittel zur Verfügung.
Eigener Solarstrom für Mieter
Auch Mieter haben nach Auskunft der Experten die Möglichkeit, günstigen Strom aus der eigenen Solaranlage zu nutzen. Beispielsweise über das Anmieten der Dachfläche auf dem Mietshaus, in dem man wohnt. Oder aber der Vermieter installiert selbst eine Solaranlage auf dem Dach und vermietet die Anlage an einen Mieter. Bei beiden Varianten entfallen Zusatzkosten wie Umlagen, Abgaben, Netzentgelte und Steuern bei Anlagen bis 10 kW. Ein anderes Modell ist der Mieterstrom. Dabei nutzt der Solaranlagenbetreiber große Dachflächen von Wohnhäusern und versorgt die Bewohner des Hauses mit Solarstrom und Strom aus dem öffentlichen Netz.
Strom vom Balkon
Mit Mini-Anlagen können Mieter sogar auf ihrem Balkon etwa zehn Prozent ihres Eigenbedarfs aus Sonnenstrom produzieren – vorausgesetzt, der Vermieter spielt mit. Denn ohne seine Zustimmung dürfen die Anlagen nicht an Balkon oder Hauswand montiert werden. Die kleinen Stecker-Solargeräte können die jährlichen Stromkosten um rund 60 Euro senken. Bei Anschaffungskosten von ca. 400 Euro haben sich die Anschaffungskosten also nach wenigen Jahren wieder eingespielt.