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Vulkanausbruch auf White Island in Neuseeland

„Te Puia o Whakaari“ der dramatische Vulkan - Hintergrundinformationen

Durch den Vulkanausbruch am 9. Dezember 2019 auf der neuseeländischen Insel White Island kamen mindestens fünf Menschen ums Leben, noch weitere acht Personen werden vermisst. In den umliegenden Krankenhäusern müssen 31 Menschen wegen zum Teil sehr schwerer Verbrennungen stationär behandelt werden, einige von ihnen schweben in akuter Lebensgefahr.

Der Vulkanausbruch betrifft auch Deutsche

Der Vulkanausbruch erfolgte gegen 14:20 Uhr Ortszeit und auf einer Beobachtungskamera ist zu erkennen, dass unmittelbar zuvor eine Gruppe von Wanderern direkt am Vulkankrater unterwegs war. Dann wurde das Bild schwarz.

Gemäß Auskunft durch das Auswärtige Amt sind unter den Toten keine deutschen Staatsbürger. Dennoch befinden sich Deutsche möglicherweise unter den Verletzten, denn die neuseeländische Polizei veröffentlichte eine Liste mit den 47 Personen, die im Moment des Vulkanausbruchs auf der Insel zugegen waren, aufgelistet sind auch vier Wanderer aus Deutschland.

Tödlicher Leichtsinn?

Unter den Todesopfern befinden sich auch zwei Tourenführer. Bezeichnend ist, dass sogar mehrere Anbieter trotz der in letzter Zeit stärkeren Aktivität des Vulkans noch immer Touren zur Vulkaninsel anboten. Professionalität sollte anders aussehen. Bleibt zu hoffen, dass die Regierung hier zukünftig etwas genauer hinschaut.

Das Ganze erinnert uns an den 2. Weihnachtsfeiertag des Jahres 2004, als durch ein gewaltiges Seebeben vor der Küste Sumatras ein Tsunami ausgelöst wurde, der im Ergebnis über 100.000 Menschen das Leben kostete.

So steht auch heute wieder die Frage im Raum, inwieweit wir in der Lage sind oder sein werden, derartige Naturgewalten eines Tages mit ausreichender Präzision vorherzusagen. Betrachten wir dazu mal das Wesen eines Vulkans etwas näher.

The Ring of Fire

Der gesamte pazifische Raum wird umsäumt von einem riesigen Ring von Vulkanketten. Te Puia o Whakaari, so heißt der Vulkan auf White Island inmitten der Bay of Plenty nördlich der Nordinsel von Neuseeland. Übersetzt heißt diese Bezeichnung der Maori „dramatischer Vulkan“, womit sie des Pudels Kern recht gut getroffen haben, denn Te Puia o Whakaari ist ein winziger Bestandteil des pazifischen Feuerrings. Was passiert dort am anderen Ende der Welt eigentlich?

Es war einmal

Unser Planet sah aus dem Weltraum betrachtet nicht immer so aus wie heute, denn er ändert beflissentlich ständig sein Outfit. Noch vor circa 175 Millionen Jahren, das ist geologisch ein vergleichsweise kurzer Zeitraum, hingen Afrika und Südamerika im Urkontinent Gondwana zusammen, vom Atlantik noch keine Spur.

Dann riss der Riesenkontinent fast in der Mitte auf, so ähnlich, wie es sich gegenwärtig im Bereich des ostafrikanischen Grabensystems andeutet, und die beiden Kontinentschollen entfernten sich stetig voneinander, gewiss begleitet von gewaltigen Paläo-Erdbeben. Der Atlantik wuchs und wurde beständig breiter in etwa mit der Geschwindigkeit wie unsere Fingernägel wachsen: circa 4 Zentimeter pro Jahr.

Die Weltkarte, so wie sie jetzt aussieht, ist aber noch nicht fertig gemalt. Wie eh und je schwimmen die Lithosphärenplatten auf der unterlagernden (weichen) Asthenosphäre langsam dahin, angetrieben von riesigen Konvektionszellen im äußeren Erdkern und Erdmantel.

Was passiert bei einem Vulkanausbruch?

Der pazifische Raum zeichnet sich dadurch aus, dass die Erdplatten an ihren Rändern nicht nur gegeneinanderstoßen, was sich immer wieder in schweren Erdbeben entlädt, sondern sie überfahren sich gegenseitig, sodass einige Plattenränder unter andere Gesteinsverbände in den Erdmantel hinab zu tauchen gezwungen sind. Ein prominenter Vertreter dieser Situation ist der extrem tiefe Marianengraben östlich von Japan.

Wenn Platten ozeanischer Erdkruste in die Tiefe des Erdmantels abgleiten, reißen sie Unmengen an wasserhaltigen Sedimenten in eine heiße Hölle. Unter den extremen Druck- und Temperaturbedingungen dort finden höchst komplexe Prozesse von Mineralumbildungen statt, wobei eine Folge daraus besonders tückisch ist.

Weiter Infos zum Thema: Vulkanausbruch

Wie entsteht das Magma?

Es sind gerade die in den Mineralen eingeschlossenen Wasseranteile, die zu einer drastischen Änderung der Viskosität der Gesteine führen, salopp gesagt, sie werden dünnflüssiger. Und diese Schmelzen suchen sich jede erdenkliche Störung im Gesteinsverband, um dem hohen Druck zu entweichen. Wie auch immer, der Weg führt nach oben in Richtung Erdoberfläche.

Wie beim Boxen wird jede Schwäche ausgenutzt. Entweder es gibt Spalten, wo die Lava gesittet und in geordneten Bahnen herausquellen und die Hänge herabfließen kann, so, wie wir es vom Ätna auf Sizilien oder vom Kilauea auf Hawaii kennen, oder unter einer störrigen Deckschicht stauen sich immer mehr Gase an, bis der viel zu hohe Druck die Kappe einfach wegsprengt. Da möchte man nicht zugegen sein, weil dann das passiert, was wir in den Geschichtsbüchern über Pompeji und Herculaneum nachlesen können.

Auch Profis sind nicht ge­feit

Maurice Paul und Catherine Marie Josphine Krafft waren französische Geowissenschaftler. Als Forscher besuchten sie mehr als 300 Vulkane dieser Welt und erlebten so über 175 Eruptionen sozusagen am eigenen Leibe. Doch der japanische Vulkan Unzen wurde ihnen, ihrem amerikanischen Kollegen und Freund Harry Glicken und 40 weiteren Menschen zum Verhängnis, als sie völlig chancenlos von einem heißen, pyroklastischen Strom erfasst wurden.

Ein Seefahrer stößt auf White Island

1769 entdeckte der britische Seefahrer James Cook die kleine Vulkaninsel und taufte sie sogleich mit dem Namen White Island. Nicht das der Berggipfel mit Schnee bedeckt war, dies lässt das tropische Klima nicht zu, der Grund dafür war der weiße Dampf und Rauch, der die Insel immerdar einhüllt. Dass es sich hierbei um einen Vulkan handelt, wusste James Cook vermutlich nicht.

Der Berg ragt nur 321 Meter über das Meer hinaus, dafür ist sein weitaus größerer Teil unter dem Wasserspiegel verborgen. Der letzte größere Vulkanausbruch im Jahre 2016 ist noch nicht so lange her, war aber nicht minder dramatisch.

Tödlicher Tanz auf dem Vulkan Te Puia o Whakaari

Tatsächlich ist der Te Puia o Whakaari sogar der aktivste Vulkan von Neuseeland. Dennoch ist die in Privatbesitz befindliche Insel, die einen verstohlenen Blick ins Innere der Erde gewährt, bei Touristen ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Gerade wegen der Gefahren ist das Betreten der Insel überhaupt nur mit Führer erlaubt.

Das lukrative „Geschäft mit der Angst“ teilen sich gleich mehrere Unternehmen, die ansprechende Tagestouren mit dem Boot ausgehend von der Nordküste anbieten. In der Jahressumme wird die Insel von ungefähr 10.000 Touristen besucht.

Paul Quinn ist der Chef des Tourveranstalters „White Island Tours“. Er bestätigte im Rundfunksender „Radio New Zealand“, dass trotz des erhöhten Grummelns des Vulkans keinerlei Reisewarnung zur Insel ausgesprochen wurde. Jetzt wissen wir, dass das Risiko eindeutig unterschätzt worden ist.

Ereignisse triggern einanander

Gleich einen Tag nach dem Vulkanausbruch kam es am 10. Dezember 2019 nach Angaben des nationalen Geologischen Gefahrenüberwachungssystems „Geonet“ bei dem circa 150 Kilometer entfernten Gisborne zu einem Erdbeben der Magnitude 5,3.

Zwar vertritt Geonet die Meinung, dass ein so weit entferntes Erdbeben mit dem Vulkanausbruch nichts zu tun haben kann, aber sicher ist das nicht. Es gibt vereinzelt Geowissenschaftler, die davon überzeugt sind, dass alles mit allem zusammenhängt.

Wenn durch ein großes Erdbeben in Chile instantan ein starker mechanischer Spannungsabfall in einer Lithosphärenplatte erfolgt, könnte dies sehr wohl einen Einfluss auf die Spannungszustände bei Tonga oder Japan nehmen und ein labiles Gleichgewicht an diesen Stellen zum Kippen bringen.

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