Samstag, November 9, 2024
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ADHS immer mehr Kinder betroffen

Zappelphilipps auf dem Vormarsch

Sie sind aufgedreht, unruhig und fallen immer irgendwie auf und manchmal sind sie sogar aggressiv: Kinder mit ADHS. ADHS (AufmerksamkeitsDefizi-HyperaktivitätsStörung) oder auch Zappelphilipp- Syndrom. Nach aktuellen Krankenkassenangaben nehmen immer mehr Kinder ADHS-Medikamente. So hat z.B. in Bayern im vergangenen Jahr im Schnitt ein Kind pro Schulklasse regelmäßig Pillen gegen ADHS geschluckt.

Ähnliche Zahlen gab die DAK auch für Niedersachsen und Baden-Würtemberg bekannt. ADHS eine Erkrankung unserer Zeit bzw. unserer Gesellschaft ?

Fest steht, Kinder mit ADHS leiden sehr unter ihrer Krankheit, ganz besonders, wenn sie unbehandelt bleibt.

ADHS Kinder gelten fälschlicherweise oft als faul oder dumm. In der Schule schalten sie gern mal ab, träumen vor sich hin und verpassen dabei, was der Lehrer sagt bzw. was er an Hausaufgaben aufgibt. Zu Hause sieht es nicht weniger schwierig aus. Eltern und Kind geraten über Alltägliches wie Hausschuhe anziehen, Zähneputzen, Hausaufgaben erledigen usw. in Streit. Die Eltern sind am Rand der Verzweiflung, aus Hilflosigkeit wird geschimpft oder, wenn nichts mehr geht, wird das Kind ignoriert.

Was ist ADHS?

Bei ADHS werden drei Untergruppen unterschieden

  • vorwiegend hyperaktiv- impulsiv „Zappelphilipp“
  • vorwiegend aufmerksamkeitsgestört „Träumsuse“
  • Misch-Typ aufmerksamkeitsgestört und hyperaktiv

 

Allen drei Formen von ADHS ist gleich, dass sich als Folgen soziale Störungen entwickeln. Darüber hinaus widersetzen sich manche Kinder auch jeglicher Form von Führung, zusammen mit Hyperaktivität kann es so zu erheblicher Agression kommen.

Ursachen von ADHS

Bisher ist noch nicht wirklich geklärt, warum Kinder an ADHS erkranken. Wissenschaftler vermuten, dass die Gene eine zentrale Rolle spielen. Oft leiden bereits Eltern, Geschwister oder andere Verwandte an ADHS. Als weitere mögliche Ursachen werden auch Umweltgifte und Nahrungsmittelallergien diskutiert. Nimmt die Schwangere Nikotin, Alkohol oder Drogen zu sich bzw. kommt es bei der Geburt zu einem Sauerstoffmangel, dann erhöhte sich das Risiko an ADHS deutlich. Forscher gehen derzeit davon aus, dass bei ADHS-Kindern die Informationsverarbeitung zwischen verschiedenen Abschnitten im Gehirn nicht korrekt funktioniert.

Symptome von ADHS

ADHS gilt als eine angeborene Störung. Die Erkrankung kommt in allen Altersgruppen, also vom Säugling bis zum Erwachsenen, vor. Allerdings sind die ADHS Symptome in den verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich.

ADHS bei Säuglingen

  • lang anhaltende Schreiphasen
  • Ablehnung von Körperkontakt
  • Misslaunigkeit
  • motorische Unruhe
  • Ess-und Schlafprobleme

ADHS bei Kleinkind bzw. Kindergartenkind

  • auffallend früher Spracherwerb oder auch verzögerte Sprachentwicklung
  • schnelle, häufige und unvorhersagbare Handlungswechsel
  • unberechenbares Sozialverhalten
  • ausgeprägte Trotzreaktionen
  • geringe Ausdauer bei Einzeln- und Gruppenspiel

ADHS beim Grundschüler

  • Regeln in Familie, Klasse, Sport- oder Spielgruppe werden nicht akzeptiert
  • Stören im Unterricht, geringe Ausdauer, leicht ablenkbar, Wutanfälle, aggressives Verhalten
  • Ungeschicklichkeit
  • andauerndes Reden, überhastetes Sprechen (Poltern)
  • geringes Selbstbewusstsein
  • Lese-Rechtschreib-Schwäche, Rechenschwäche
  • Außenseiter

positive Eigenschaften von ADHS-Kindern

  • Ideenreichtum
  • künstlerische Kreativität
  • Gerechtigkeitssinn
  • Begeisterungsfähigkeit
  • Hilfsbereitschaft

Diagnose von ADHS

Im Grunde hat jedes ADHS Kind seine ganz eigene Form der ADHS Erkrankung. Auch deshalb kann nur ein Spezialist die Diagnose stellen. Für die ADHS Diagnose muss eine ganze Vielzahl von konkreten Kriterien erfüllt sein u.a. müssen bestimmte ADHS Symptome über einen Mindestzeitraum von sechs Monaten auftreten und es darf sich dabei nicht um altersgerechte Entwicklungsphasen handeln.

Was Du als Elternteil bei ADHS tun kannst

  • Beobachte und beschreibe das Verhalten Deines Kindes genau.
  • Gibt es z.B. aktuelle kritische Ereignisse, die Auslöser oder Ursache für das Verhalten sein können?
  • Wann treten die Auffälligkeiten bei Deinem Kind auf, gibt es bestimmte Wochentage oder Tageszeiten?
  • Sprich mit Betreuern, Lehrern, Erziehern und anderen Verwandten.
  • Hole Dir Hilfe bei einem Kinderarzt!
  • Nimm Kontakt zu Selbsthilfegruppen auf.

Therapie von ADHS

Der Arzt wird eine individuell auf das Kind zugeschnittene Therapie empfehlen. Daran werden neben Eltern, auch Erzieher bzw. Lehrer miteinbezogen.

Mögliche Therapiebausteine sind

  • Eltern und dem Kind nahestehende Personen, Erzieher, Lehrer etc. müssen über die Krankheit aufgeklärt werden
  • Elterntraining bzw. eine Familientherapie können helfen, die Symptomatik in der Familie zu verringern
  • Medikamente, die zur Verminderung der Symptome führen
  • Verhaltenstherapie des Kindes bzw. Jugendlichen

Tipps bei ADHS

Ein ADHS Kind ist auf jeden Fall eine große Herausforderung für alle Eltern und ganz sicher wird es mehr als einmal den Moment geben, wo Dir Dein Kind den letzten Nerv raubt. Aber mit der Zeit kannst und wirst Du herausfinden, wie Du am besten mit Deinem kleinen Zappelphilipp umgehst.

Hilfreich können dabei folgende ganz allgemeine Tipps

  • Bring Struktur in den Alltag

ADHS-Kinder brauchen klare Zeit- und Aufgabenpläne, einfache und klare Regeln und Hinweise zum Zeitablauf. Ein regelmäßiger und gut strukturiere Tagesablauf hilft dem Kind sich zurechtzufinden. Ausreichend und regelmäßig Schlaf, Essen und Trinken, sowie auch Pausen zwischendurch sind wichtig.

  • Belohne Dein Kind

Mit Lob bzw. Belohnung bewirkst Du viel mehr als mit Schimpfen oder gar Strafe. Du kannst z.B. ein Belohungssystem einführen, mit dem sich Dein Kind Vergünstigungen bzw. ihm angenehme Dinge erarbeiten kann. Für bestimmtes Verhalten, was Du an Deinem Kind sehen möchtest, bekommt das Kind Punkte, die es dann eintauschen kann.

  • Ermutige Dein Kind

ADHS-Kinder leiden unter ihrer Krankheit und können oftmals nur schwer durchhalten bzw. Dinge zu Ende bringen. Hilf Deinem Kind, indem Du es ermutigst, Zwischenziele/-etappen würdigst und Verschnaufpausen auf dem Weg zulässt bzw. auch bewusst einbaust.

  • Rede mit Deinem Kind

Wenn Dich etwas am Verhalten Deines Kindes stört, dann reagiere sofort darauf und sprich Dein Kind darauf an. Reagierst Du mit Verzögerung, dann kann Dein Kind keine Verbindung mehr zwischen Verhalten und Deiner Reaktion herstellen.

  • Akzeptiere Dein Kind

Nimm Dein ADHS Kind an , so wie es ist. Mit all seinen Schwächen, Besonderheiten, aber auch Stärken. Die unerwünschten und oft nervigen Verhaltensauffälligkeiten sind nicht Spiegelbild des Charakters, sondern Symptome der Krankheit. Dein Kind kann nichts dafür und leide selber auch darunter.

  • Fördere Dein Kind

Das was Dein Kind an Stärken und Begabungen mitbringt, das solltest Du fördern. So bekommt Dein Kind wichtige Erfolgserlebnisse und baut Selbstvertrauen auf.

  • Denk auch an Dich

Damit Du den Kraftakt auch auf Dauer durchhälst – sorge für Pausen und Auszeiten, wo Du auftankst und Ausgleich findest.

 

Mehr Informationen, Adressen von Selbsthilfegruppen und Ärzten findest Du auf der Internetseite www.adhs-deutschland.de.

Autor: jb

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