„Mein Freund Xaverl und ich“ ist ein ganz besonderes Bilderbuch für Groß und Klein. Es nimmt Trauernde an der Hand und hilft die Trauer zuzulassen, zu erleben und zu bejahen. Wir sprachen mit der Autorin und Malerin Betina Knoch über die besondere therapeutische Wirkung ihres Buches und seiner Illustrationen.
Betina Knoch arbeitete viele Jahre als Lehrerin in Schulen für Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderungsbedarf. Heute widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und Malen.
Wir besuchten sie in Ihrem Haus in Speyer und befragten sie zu ihrem neuesten E-Book.
Wie kommt man auf die Idee, ein Buch über Tod und Trauer zu schreiben?
Betina Knoch: „Mit dem Tod eines Menschen verändert sich die Welt der Hinterbliebenen auf einen Schlag. Diese schmerzliche Erfahrung habe auch ich machen müssen.
Betina Knoch arbeitete als Lehrerin in Schulen für Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderungsbedarf. Heute widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und Malen.
Der Tod Ihres Mannes, die Pflege der Eltern und die Begleitung des Vaters bis zum Grab, ließen sie das Thema Trauer genauer betrachten.
Die Phasen der Verarbeitung des Verlustes eines geliebten Menschen waren schwer für sie und sind schwer für jeden. Betina Knoch analysierte den Trauerprozess und entwickelte eine bildreiche Geschichte dazu, um Menschen zu helfen. Das Buch „Mein Freund Xaverl und ich“ reicht den Trauernden die Hand.
Ihre kunstfertige Malerei begann ursprünglich als Hilfe zur Selbsthilfe. Heute ist die zarte Sprache ihrer Werke vielen ans Herz gewachsen und ihre Kunstdrucke erfreuen sich großer Beliebtheit.
Der Tod meines Mannes, die Pflege meiner Eltern und die Begleitung meines Vaters bis zum Grab, haben mich das Thema Trauer sehr genau betrachten lassen.
In all meiner Verzweiflung, Verwirrung und Traurigkeit allein zurückgelassen zu sein, war ich auf der Suche nach dem Sinn. Die Phasen der Verarbeitung des Verlustes eines geliebten Menschen konnte ich an mir selbst beobachten – eine Situation, die sehr schwer für mich war und schwer für jeden ist.
Die seelische Erschütterung des Verlustes brachte mich also zum Malen und Schreiben. Mit Pastellkreiden suchte ich nach Ruhe und Heilung. Ich begann den Trauerprozess genau zu analysieren und meine Illustrationen zeigten die einzelnen Trauerphasen sehr deutlich.
Das und meine beruflichen Erfahrungen mit dem Lesen und Vorlesen von Bilderbüchern brachten mich auf die Idee, ein Bilderbuch zur Trauerbewältigung herauszubringen.
Mit der Geschichte ‚Mein Freund Xaverl und ich‘ geht es mir darum, Betroffene zu ermutigen, ihre persönliche Trauer zuzulassen und als natürlichen Prozess bejahend anzunehmen, eigene Gefühle kennenzulernen und zu akzeptieren.“
Was für eine Geschichte erzählt das Buch?
Betina Knoch: „Mein Freund Xaverl und ich“ erzählt von der Freundschaft eines Mädchens mit dem Jungen Xaverl, der für seinen Hund Panja die Verantwortung trägt. Eine herzliche Freundschaft zu dritt. Als sich die unausweichliche Trennung von Xaverl ankündigt und er gehen muss, folgen für das Mädchen mit dem anvertrauten Hund, Trauer und Neuorientierung für das weitere Leben. Der Tod wird nicht erwähnt. Neben dem Motiv des endgültigen Abschieds sind die Freundschaft zwischen zwei Menschen, die Freude an der Natur und die Verantwortung für Mitgeschöpfe weitere Aspekte meines Buches.
Nach der Lektüre von ‚Mein Freund Xaverl und ich‘, sah ich meine Wut in der Trauer plötzlich in einem ganz anderen Licht. Ich konnte auf einmal dieses verwirrende Gefühl zulassen. Nie hätte ich gedacht, dass auch Wut zu Trauer gehört, dass andere Trauernde ebenso empfinden. Ich kann das Buch nur empfehlen, es war mir eine echte Hilfe.“
Wie kann ein Buch in der Trauerbewältigung helfen, was soll es bewirken?
Betina Knoch: „Wenn man einen geliebten Menschen verliert, will man den Verlust erst einmal nicht wahrhaben und begibt sich auf eine sinnlose Suche. Viele können nicht mehr essen, andere ziehen sich total zurück in sich. Irgendwann bekommt man dann eine Wut darüber, dass man verlassen wurde. Doch das Leben um den Trauernden herum geht weiter, als sei nichts geschehen. In dieser Lebenssituation regen meine Illustrationen an, sich ein Bild zum eigenen inneren und äußeren Geschehen selbst bildnerisch zu beschreiben – gleich einer Therapie. Die Folgen der Verarbeitungsprozesse werden bewusster und lassen den Trauernden zu innerer Ruhe, zu neuem Lebebnsmut zurückfinden. Im Buch heißt es: ‚Dort, wo er jetzt wohnt, ist es wunderschön und irgendwann werden wir uns wiedersehen. Ganz sicher.‘ Die Lektüre macht dem Betroffenen nach und nach klar, dass er nicht alleine ist mit seinem Schmerz und seiner Trauer. Viele teilen diesen Schicksalsschlag – eine Erkenntnis, die verbindet.“
Die Mitarbeiterin eines Hospizvereins: „Mein Exemplar von ‚Mein Freund Xaverl und ich‘ ist ständig ‚auf Reisen‘. Auch die Kollegen haben sich begeistern lassen und arbeiten mit dem Büchlein. Nun brauche ich dringend Nachschub. Es ist nach wie vor berührend und hilfreich für jedes Alter. Danke!“
Haben religiöse Einflüsse ihr Buch mitbestimmt?
Betina Knoch: „Das möchte ich verneinen. Ich habe versucht das Thema Trauer ganz universell aufzugreifen.
Für viele Menschen ist das, was wir den Tod nennen, nicht das Ende. Christen, Muslime, Juden, Hindus und auch Buddhisten, gehen teilweise sehr verschieden mit dem Sterben und der damit verbundenen Trauer um. Dabei zeigen uns die Religionen, dass Gemeinschaft Trost spendet und Rituale über den ersten Schmerz helfen.
Doch die eigentliche Trauerbewältigung, die seelische Verarbeitung, ist unabhängig von Weltanschauung und Religion. In meinem Buch geht es darum, Betroffene zu ermutigen, ihre Trauer zuzulassen, diese als natürlichen Prozess bejahend anzunehmen, eigene Gefühle kennenzulernen und zu akzeptieren. Es braucht keine besondere Glaubensart, die Geschichte lässt dem Trauernden seine individuelle, persönliche Erlebnisweise.“
Eine liebe Freundin hat mir das Bilderbuch ‚Mein Freund Xaverl und ich‘ mitgebracht. Anfangs schenkte ich dem Buch keine große Aufmerksamkeit. Doch in einer tränenreichen Stunde nahm ich es zu Hand. Die kleine Geschichte zog mich in ihren Bann und auch jetzt greife ich immer wieder nach dem Buch. Die Bilder berühren mich besonders. Durch sie ist es mir möglich, die Trauer zuzulassen.
Wo findet das Buch besonderen Anklang?
Betina Knoch: „Therapeuten, Hospizvereine und viele Menschen, die das Sterben begleiten, haben die Wirkung von ‚Mein Freund Xaverl und ich‘ längst erkannt und setzen es für die Trauerareit ein.
Auch in einigen Kindergärten kam es zur Veranschaulichung der Themen Tod, Abschied und Trauer gerne zum Einsatz. Ich möchte, dass mein Buch allen Trauernden eine Stütze ist.
Deshalb gibt es jetzt ‚Mein Freund Xaverl und ich‘ auch als preisgünstiges E-Book.“
Wir bedanken und für das aufschlussreiche Gespräch.
Infos und Leseproben gibt es hier: betinaknoch.de