In Australien wurden Eltern von einem Gericht in Sydney dafür verurteilt, weil sie ihr Kind streng vegan ernährten. Die ersten 18 Monate haben sie ihrer kleinen Tochter bewusst jedes tierische Lebensmittel versagt. Die vegane Ernährung des Kindes hatte rechtliche Folgen.
Falsche Ernährung schützt vor Strafe nicht
In Umgehung der Strafe von maximal 5 Jahren Gefängnis wurden der 35-jährige Vater und die 33-jährige Mutter wegen Mangelernährung ihres Kleinkinds zu gemeinnütziger Arbeit im Umfang von 300 Stunden verurteilt. Unter Verzicht auf jegliche tierische Produkte hatte das kleine Mädchen lediglich Brot, Kartoffeln, Reis, Tofu, Obst, Haferflocken, Erdnussbutter und Reismilch bekommen.
Mit 18 Monaten wies das Mädchen einen körperlichen Entwicklungsstand wie jenen eines 3 Monate alten Säuglings auf. Es wog zu diesem Zeitpunkt nicht einmal 5 Kilogramm und hatte noch keinen einzigen Zahn im Mund. Als das Kind schließlich wegen Krämpfen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, wurde eine vermeidbare Knochenkrankheit diagnostiziert. Geimpft war das Kind übrigens auch nicht.
Ist das nur wieder eine Anfeindung gegen vegane Ernährung?
Christian Vagedes ist der Vorsitzende der „Veganen Gesellschaft Deutschland“. Er geht von großer Unwissenheit bei den australischen Eltern aus, denn es ist bekannt, dass Reismilch als Nahrungsmittel für kleine Kinder von nur geringer Qualität ist. Wer sein Kind vegan ernähren möchte, muss darauf achten, dass dem Körper dennoch alle wichtigen Nährstoffe zugeführt werden. Muttermilch ist gewiss mit Abstand die beste Ernährung für einen Säugling.
Wird ein Ersatz dafür gebraucht, muss darauf geachtet werden, dass darin ausreichend Vitamin B12 enthalten ist. Vagedes findet es sehr schade, dass solche Extremfälle wie jener, der sich in Australien ereignete, immer wieder zur Diffamierung der veganen Ernährung allgemein missbraucht werden.
Nichts geht über Muttermilch
Die Richterin Huggett führte jedenfalls aus, dass in diesem vorliegenden Fall die Ernährung des Kindes absolut unangemessen war. Allen Eltern obliegt die Verantwortung, ihren Kindern eine ausgewogene Ernährung angedeihen zu lassen. Diesen weisen Richterworten kann man sich nur uneingeschränkt anschließen. Jeder mag sich ernähren, wie er will, doch bei der Ernährung kleiner Kinder endet das totale Selbstbestimmungsrecht. Vegane Ernährung ist definitiv nicht für Säuglinge gedacht.
Auch die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ lässt immer wieder verlautbaren, dass vegane Ernährung mit Risiken verbunden ist, und zwar vornehmlich bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Außerdem sei diese auch während der Schwangerschaft und Stillzeit auszusetzen, weil während der Wachstumsphasen eine besonders hohe Nährstoffdichte bei regelmäßiger Nährstoffzufuhr vonnöten ist.
Die Ernährungswissenschaftlerin Antje Gahl arbeitet bei der „Deutschen Gesellschaft für Ernährung“ und führt dazu aus, dass gerade Säuglinge einen besonders hohen Nährstoffbedarf haben. Anstatt einer veganen Ernährung ist Muttermilch die erste Wahl, es gibt aber auch gut durchoptimierte Produkte der Säuglingsnahrung.
Dramatische Fälle gibt es auch in Europa
Im Jahre 2017 wurde ein belgisches Elternpaar des Todes seines mangelernährten Babys für schuldig befunden. Da es mit dem Stillen nicht geklappt hatte, wurde dem Kind lediglich eine Flüssigkeit bestehend aus Hafer, Reis, Quinoa und Buchweizen verabreicht. Das Kind wurde nur 7 Monate alt. Das Gericht in Dendermonde verhängte eine Haftstrafe von 6 Monaten auf Bewährung.
Selbstverständlich ist auch in Deutschland die Vernachlässigung von Kindern ein Straftatbestand. Mangelnde Hygiene und Mangelernährung wären hierzu typische Beispiele.
Im Jahre 2004 wurden Veganer aus dem nordrhein-westfälischen Bad Driburg zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt, weil ihnen in Bezug auf ihren kleinen Sohn Körperverletzung mit Todesfolge nachgewiesen werden konnte. Obwohl das unterernährte Kind bereits an einer schweren Lungenentzündung erkrankt war, hatten die Eltern sich dagegen verwehrt, einen Arzt aufzusuchen.
Kann vegane Ernährung wirklich tödlich sein?
Es gibt inzwischen viele Berichte darüber, dass Kinder unter veganer Ernährung gelitten haben. Schon in den 1980er Jahren berichteten zwei Ärzte über insgesamt 25 Säuglinge, die akute Mangelerscheinungen aufwiesen. Es fehlte ihnen vor allem an Eisen, Zink und Vitamin B12. Die kleinen Kinder waren alle unterernährt und wachstumsverzögert.
Darüber hinaus hatte sie der Nährstoffmangel anfällig für Infektionen gemacht. Drei der Kinder starben schon bei der Ankunft im Krankenhaus und fünf weitere Kinder gleich innerhalb der ersten Tage. Es handelte sich damals durchweg um Kinder, deren Eltern einer Sekte angehörten, die ihnen eine vegane Ernährung ohne Ergänzungsstoffe vorschrieb.
Egal ob vegetarische oder vegane Ernährung – der Kinderarzt muss einbezogen werden
Berthold Koletzko gehört der „Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin“ an. In seiner Eigenschaft als Kinderarzt am Kinderspital der Uniklinik München hat er schon viele Fälle gesehen, die ganz deutlich machten, wie fatal sich falsche Ernährung bei Kindern auswirkt.
Ungefähr die Hälfte derjenigen, die als Kind unter Vitamin-B12-Mangel litten, trägt lebenslänglich neurologische Schäden davon. Dieses Vitamin ist in ausreichendem Maße nur in tierischen Lebensmitteln enthalten oder man kann es sich in Form eines Nahrungsergänzungsmittels einverleiben. Wer denkt, Letzteres ist doch nur Chemie, hat zwar fast Recht, aber es hilft trotzdem.
Vergessen wir doch bitte nicht, dass unser Körper insgesamt eine chemische Fabrik darstellt, also sagen wir eine biochemische, und synthetisches Vitamin B12 ist wahrlich nicht schlechter als jenes aus einer fremden Leber.
Im Internet wird leider immer wieder die Meinungsmache verbreitet, dass uns einige Pflanzen genug Vitamin B12 liefern können, doch das stimmt deshalb nicht, weil wir pflanzliches Vitamin B12 nicht richtig aufschlüsseln können. Bei einer vegetarischen Ernährungsweise, die Milch und Eier nicht verdammt, mag man in der Sache noch ein Auge zudrücken. Aber auch auf ausreichend Eisen, Zink und Kalzium muss bei veganer Ernährung unbedingt geachtet werden.
Wird ein Mangel bei einer Blutuntersuchung erkannt, muss mit Nahrungsergänzungsmitteln gegengesteuert werden, auch dann, wenn jemand verängstigt vermutet, dass einige Moleküle dieses Mittels einstmals durch die Adern eines Tieres strömten. Betrachtet man die Gesamtheit des Kreislaufs des Lebens, nehmen wir ohnehin jeden Tag eine Million Atome von anderen Tieren in uns auf, ganz egal, welche Überzeugung wir haben.
Das sollten alle Eltern wissen
Niemand will Eltern im Detail vorzuschreiben, wie sie ihre Kinder ernähren sollen, denn man darf wohl davon ausgehen, dass die meisten Eltern ihre Entscheidungen zum Wohle ihrer Kinder treffen. Vereinfachen und verbessern lässt sich dies allerdings schon durch Information und Beratung.
Kindesvernachlässigung ist immer ein Fall für das Familiengericht. Geregelt wird dies zum Beispiel in § 1666 BGB, der besagt: „Wird das körperliche, geistige oder seelische Wohl des Kindes oder sein Vermögen gefährdet und sind die Eltern nicht gewillt oder nicht in der Lage, die Gefahr abzuwenden, so hat das Familiengericht die Maßnahmen zu treffen, die zur Abwendung der Gefahr erforderlich sind.“