Freitag, November 1, 2024
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Sternenkinder und das Leiden der verwaisten Eltern

Du bist nicht allein - hol Dir Hilfe

Leider nicht so selten passiert es, dass ein Kindchen schon vor, während oder bald nach der Geburt sterben muss. Sie werden im Volksmund liebevoll als Engels-, Schmetterlings- oder eben Sternenkinder bezeichnet. Der 15. Oktober ist jener Gedenktag, an dem wir uns an all diese lieben Kinder erinnern wollen.

Sternenkinder leben in uns weiter

Die fast poetische Wortschöpfung will andeuten, dass diese Kinder bereits Himmel und Sterne erreicht haben, noch bevor sie überhaupt eine Gelegenheit bekamen, in ihr irdisches Leben zu starten. Wie beim winterlichen „Worldwide Candle Lighting“ entzünden wir auch am 15. Oktober Lichter in stillem Gedenken an diese vielen kleinen Seelen. In Nordamerika wurde für die Andacht an die Sternenkinder der „Pregnancy and Infant Loss Remembrance Day“ (PAILRD) eingeführt.

Es war kein Geringerer als der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Ronald Reagan, der 1988 den Monat Oktober auswählte, um für den Verlust eines so kleinen Kindes zu sensibilisieren. Und damit meinte er nicht nur die verstorbenen Kinder, sondern auch die bedauernswerten Eltern, die ein so schweres Schicksal erfahren haben. Daraufhin haben Robyn Baer und Lisa Brown den PAILRD in der Monatsmitte ins Leben gerufen.

Beide Frauen einte, dass sie während ihrer Schwangerschaft selbst Kinder verloren hatten. Mit ihrem Projekt wollten sie einen Tag gewähren, der alle betroffenen Eltern auf der ganzen Welt in ihrem Schmerz zusammenführt. Darüber hinaus wollten sie das Thema einer öffentlichen Agenda zugänglich zu machen, damit die Gesellschaft insgesamt besser dafür sensibilisiert wird, wie mit trauernden Eltern, die dieses Schicksal erleiden, umzugehen ist.

Elternliebe fängt früh an

Die meisten Eltern entwickeln schon eine tiefe Bindung zu ihrem Kind, wenn es noch im Mutterleib seine ersten Strampelversuche macht. Die modernen bildgebenden Verfahren tragen nicht wenig dazu bei, da wir so die Möglichkeit einer „Einsichtnahme“ mit hoher Auflösung haben. So ist es nicht verwunderlich, dass wir das ungeborene Baby bereits als vollwertiges Familienmitglied ansehen und längst lieben gelernt haben. Umso intensiver und länger ergibt sich die Trauer, wenn uns die Sternenkinder so früh verlassen.

Wann ist man ein Mensch?

Das hessische Ehepaar Mario und Barbara Martin verlor in den Jahren 2007 und 2008 gleich drei Babys und richtete daraufhin eine Petition an den Deutschen Bundestag. Dabei ging es ihnen um eine Änderung des Personenstandsgesetzes.

Sie wollten erreichen, dass alle geborenen Kinder als Person anerkannt werden, indem sie ins Personenstandsregister eingetragen werden. Denn nur auf dieser Grundlage ist überhaupt eine reguläre Bestattung möglich. Formal und juristisch ist hierbei nämlich nur von Fehl- oder Totgeburt die Rede, was eben eine personenstandsrechtliche Erfassung unterbindet.

Dieser Petition haben sich mehr als 40.000 Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unterschrift angeschlossen. Schließlich wurde sie auch im Petitionsausschuss unterstützt und befürwortet und der Bundesregierung vorgelegt. Der entsprechende Gesetzgebungsprozess wurde daraufhin 2012 eingeleitet. Auch Familienministerin Kristina Schröder und der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich schlugen dem Kabinett vor, dass allen tot geborenen Sternenkindern eine „Existenz“ zusteht.

https://magazin.adeba.de/existensrecht-fuer-sternenkinder-interview-mit-barbara-und-mario-martin/

Im Ergebnis beschloss der Deutsche Bundestag im Februar 2013 einstimmig, das Personenstandsrecht entsprechend abzuändern und im März 2013 stimmte der Bundesrat dieser Regelung zu. Eltern tot geborener Kinder können nun auch rückwirkend die standesamtliche Eintragung vornehmen lassen, und zwar unabhängig vom Geburtsgewicht und der Dauer der Schwangerschaft.

Am 7. Mai 2013 trat das Personenstandsrechtsänderungsgesetz (PStRÄndG) in Kraft. Darauf gründend hat jeder die Möglichkeit, auf formlosen Antrag hin, eine beurkundete Bescheinigung gemäß Anlage 13 der Personenstandsverordnung (PStV) zu bekommen. Allerdings stellt diese Bescheinigung noch keine Personenstandsurkunde mit entsprechender Rechtswirkung dar.

Jeder Abschied fällt schwer

Trauernde Eltern können und sollten Hilfe erfahren. „Verwaiste“ Eltern fühlen sich oft allein gelassen und so manches nett gemeinte Wort kommt eher unpassend oder vielleicht sogar verletzend rüber. Deshalb sollte jedes betroffene Elternteil das gut gemeinte Hilfeangebot des Seelsorgers des Krankenhauses oder einer Hebamme annehmen. Eine verwaiste Mutter hat sogar ein Recht auf eine gute Betreuung durch eine Hebamme. Auch gemeinsames Schweigen kann die Trauer lindern, wenn die Worte fehlen.

Bestattung der Sternenkinder

Bestatter machen täglich einen Job, bei dem sie mit trauernden Menschen konfrontiert sind. Die Routine kann bei dem einen oder anderen zu Abstumpfung führen, doch die Mehrzahl der professionellen Bestatter wissen sehr genau, was Einfühlungsvermögen und Empathie sind und wie wichtig diese für die Menschen sind, die zu ihnen kommen. Insofern kann der Bestatter ein hilfreicher Begleiter sein, der Dir den bevorstehenden Ablauf gut erklärt und Dir vieles abnimmt. Auf diese Weise kannst Du Dich mental ganz und gar Deinem Abschied widmen.

Du bist nicht allein

Sternenkinder bleiben unvergessen, egal ob eine Fehlgeburt, stille Geburt, ein Unfall oder ein Verbrechen die Ursache war. Dennoch brauchst Du jetzt Hilfe und die bekommst Du zum Beispiel von den Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleitern des „Vereins für Verwaiste Eltern und Geschwister e. V.“.

Im Angebot befinden sich unter anderem Gesprächsrunden, Trauerseminare oder Gedenkgottesdienste. Hier werden Du und Deine Angehörigen herzlich aufgefangen, wenn Euch Trauer und Verzweiflung überwältigen.

Ursprünglich in Hamburg gegründet, findet man heute in ganz Deutschland Trauergruppen, wobei der Dachverband nun in Leipzig angesiedelt ist. Bei Interesse und Bedarf kannst Du Dir die folgenden Links etwas genauer ansehen:

Bundesverband: www.veid.de

Facebook: facebook.com/VerwaisteEltern

Hamburger Verband: www.verwaiste-eltern.de

Facebook: facebook.com/Verwaiste-Eltern-und-Geschwister-Hamburg

Fachredaktion Adeba
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Ich bin eine Diplom-Psychologin mit Lehrbefähigung, die gerne Texte rund um zwischenmenschliche Beziehungen, Gesundheit und Ernährung schreibt. Manchmal auch über Kultur und Reisen und hin und wieder sogar über Geschichte. Ich freue mich sehr über Eure Kommentare und hoffe, Ihr mögt meine fachlichen Texte, die immer ein wenig meine persönliche Handschrift tragen. Ich möchte Euch rund um die großen Themen Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung informieren, wichtige Anregungen geben und gern auch mal zu einer kontroversen Diskussion provozieren.

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