Donnerstag, November 21, 2024
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Ungesunde Ernährung in Kitas ist keine Seltenheit

Der Wert der Ernährung unserer Kinder wird sträflich unterschätzt

Wenn beide Eltern berufstätig sind, wird ein Betreuungsplatz für das Vorschulkind in einer Kita dringendst gebraucht. Eltern möchten immer das Beste für ihr Kind, nicht nur einen Aufbewahrungsplatz. Ein zentrales Qualitätskriterium ist dabei die kulinarische Versorgung des Kindes, denn Mittagessen ist nicht gleich Mittagessen. Und ungesunde Ernährung in Kitas ist eine traurige Realität.

Ungesunde Ernährung in den Kitas ist leider der Normalfall

Die Art und Weise, wie sich der Mensch sein ganzes Leben lang ernähren wird, wird meistens in den frühen Kindheitsjahren geprägt. Geht der Impuls in Richtung ungesunde Ernährung, hat das gravierende Auswirkungen, denn damit wird der Grundstein für Übergewicht und spätere chronische Erkrankungen gelegt.

Immer mehr Eltern legen deshalb gesteigerten Wert auf eine gesunde Ernährungsweise mit viel Obst und Gemüse auf der einen Seite und kleine hochwertige Fleischportionen auf der anderen Seite. Was ihnen ihre Kinder über das Kita-Essen berichten, macht sie zuweilen mehr als fassungslos.

Die Hauptpunkte des Vorwurfs sind schnell zusammengefasst:

  • zu viel Fett
  • zu viel Zucker
  • zu viel Fleisch

Den letzten Punkt sollten wir präzisieren: Hierbei geht es vor allem um billiges Schweinefleisch in verarbeiteten Produkten wie Kinderwurst, Würstchen oder Buletten. Was dem Kita-Essen zum Teil nahezu gänzlich fehlt, sind:

  • Obst
  • Gemüse
  • Vollkornprodukte
  • Salate

Und damit sind hier nicht Wurst- oder Nudelsalate gemeint, sondern grünes Blattgemüse, Rote-Bete- und Möhren-Rohkost, frische Tomaten, Gurken, gern auch Zuckermais.

Das Problem sind unsere Gewohnheiten

Die ungesunde Ernährung in Kitas hat einen ganz erheblichen Anteil daran, woran sich unsere Kinder schnell und nachhaltig gewöhnen. Gerade bei Kindern gilt nämlich das alte Sprichwort: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“ Gemeint ist damit, dass Kinder dann zu Hause in ihrem gesunden Essen unlustig herumstochern und stattdessen auf Waffeln mit Zimt und Zucker, Muffins, Donuts und Co. bestehen.

Die Vesperversorgung ist meistens ein fester Bestandteil des Betreuungsvertrages mit einer Kita. Die Philosophie der Hausleitungen geht da unisono in die Richtung der Gleichmacherei, das heißt, dass die Kinder eben nicht ihre von zu Hause mitgebrachten Speisen verzehren dürfen, sondern nur das, was die Kita allen Kindern gleichermaßen auf den Tisch legt.

Doch das, was dann dort auf dem gemeinschaftlichen Gabentisch zu finden ist, ist gewiss alles andere als gesund:

  • Donuts
  • Götterspeise
  • Muffins
  • Schokopudding
  • Vanillepudding
  • Reiswaffeln mit Marmelade

Kindertagesstätten halten sich meistens nicht an den Standard für gesunde und ausgewogene Ernährung

Die Anzahl der Kinder, die in ihrer Kita ein Mittagessen zu sich nehmen, verdoppelte sich in Deutschland laut Statistischem Bundesamt von einer Million im Jahre 2000 auf zwei Millionen in 2015. Ein Standard für gesunde und ausgewogene „Verpflegung in Kindertageseinrichtungen“ wurde von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) im Jahre 2009 erstellt.

Doch das ist mal wieder nur schön beschriebenes Papier, man möchte meinen, in den deutschen Kindertagesstätten hat das niemand gelesen mit der Folge, dass ungesunde Ernährung in unseren Kitas die Regel ist und bleibt.

Nun, wir wollen auch nicht ungerecht erscheinen. In einer repräsentativen Studie fand die DGE heraus, dass immerhin knapp 30 Prozent der befragten Kitas zumindest versuchen, sich an den DGE-Qualitätsstandard zu halten, also dort war das Papier bekannt. Doch die Zahlen sprechen für sich:

  • In nur 6,5 Prozent der Kitas gibt es jeden Tag Gemüse.
  • In fast 39 Prozent der Kitas gibt es an 8 von 20 Verpflegungstagen Rohkost oder Salate.
  • In fast 45 Prozent der Kitas gibt es an mindestens 8 von 20 Verpflegungstagen Wurst und Fleisch.
  • In gut 55 Prozent der Kitas werden fleischlose Alternativen angeboten.

Nicht minder wichtig für den Gesundheitsgrad eines Essens ist dessen Zubereitung.

Oft liefern Caterer schon am Vormittag das Essen

Ungefähr 70 Prozent der Kitas beziehen das Mittagessen bei einem Caterer. Von diesen Firmen verfügen übrigens nur 19 Prozent über eine Zertifizierung. Bei mehr als der Hälfte der Kitas muss das Essen längere Zeit warm gehalten werden.

Aber immerhin ein knappes Drittel der Kitas bereiten das Mittagessen jeden Tag frisch zu. Doch in weniger als 40 Prozent der Kindertagesstätten gibt es dafür eine ausgebildete Fachkraft wie Koch oder Hauswirtschafter und eine vollständig ausgestattete Küche ist nur in gut 16 Prozent der Kitas vorhanden.

Die ungesunde Ernährung in Kitas gefährdet unsere Kinder

Das Robert-Koch-Institut wartet zu diesem Thema mit folgenden Studienergebnissen auf:

  • 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen haben in Deutschland Übergewicht. Bei ungefähr ein Drittel von ihnen handelt es sich um Adipositas.
  • Der Anteil der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen ist seit den 1990er-Jahren um circa 50 Prozent angestiegen.
  • Schon bei Kindern kommt es durch Übergewicht zu Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes.
  • Adipositas tritt bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien dreifach häufiger auf. Wenn dann noch bereits die Eltern übergewichtig sind, ist Übergewicht bei Kindern fast vorprogrammiert.

Was Du gegen ungesundes Essen in Kitas tun kannst

  • Den Tag solltest Du mit Ruhe starten und erst einmal gemeinsam mit Deinen Kindern ausgiebig frühstücken. Die Aufgaben können dafür gern verteilt werden. Es ist eine gute Angewohnheit, die Deine Kinder in ihrem späteren Leben hoffentlich weiter pflegen werden.
  • Wenn Du Deinem Kind etwas Gesundes von zu Hause mitgibst, solltest Du unbedingt mit der Kitaleitung darüber sprechen, um sicherzustellen, dass Dein Kind dort seine eigenen Mitbringsel auch wirklich essen darf.
  • Vielleicht ist es Dir ja möglich, Dein Kind ab und zu schon vor dem Vesper abzuholen.
  • Wenn Dein Kind unter einer Lebensmittelallergie leidet, oftmals liegt zum Beispiel eine Laktose-Intoleranz (gegen Milchprodukte) vor, ist ebenfalls das Gespräch mit der Leitung der Kita dringend geboten. Lege dort möglichst eine ärztliche Bescheinigung vor, um den Ernst der Sache zu unterstreichen und der Kitaleitung eine entsprechende Verantwortung zu übertragen.
  • Um zu Hause einen adäquaten Ausgleich für die ungesunde Ernährung in der Kita zu schaffen, befragst Du am besten jeden Tag Dein Kind nach dem dortigen Speiseplan. Wenn es beispielsweise mittags Fleisch gab, könntest Du zum Abendbrot eher Käse, Obst und Gemüse servieren. Nicht selten wird in der Kita ein Kindergeburtstag mit viel Kuchen und Süßigkeiten gefeiert. Dann gibt es eben am Abend ein Joghurt ohne Zucker.
  • Falls noch nicht gegründet, könntest Du selbst eine Eltern-Selbsthilfegruppe initiieren. Praktisch könnte dies so aussehen, dass sich alle beteiligten Eltern beim Bekochen der Gruppe ablösen.
Fachredaktion Adeba
Fachredaktion Adebahttps://magazin.adeba.de/author/fachredaktion/
Ich bin eine Diplom-Psychologin mit Lehrbefähigung, die gerne Texte rund um zwischenmenschliche Beziehungen, Gesundheit und Ernährung schreibt. Manchmal auch über Kultur und Reisen und hin und wieder sogar über Geschichte. Ich freue mich sehr über Eure Kommentare und hoffe, Ihr mögt meine fachlichen Texte, die immer ein wenig meine persönliche Handschrift tragen. Ich möchte Euch rund um die großen Themen Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung informieren, wichtige Anregungen geben und gern auch mal zu einer kontroversen Diskussion provozieren.

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