Dienstag, November 19, 2024
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Der Blick des Babys als Indikator für dessen Intelligenz

Ich seh’ dir in die Augen, Kleines

Früh zeigt sich die Intelligenz eines Menschen, davon sind viele überzeugt und denken dabei an die ersten Zensuren in der Schule oder den gekonnten Umgang mit Bauklötzchen im Kindergarten. Wissenschaftler sind jetzt einen großen Schritt in der Zeit nach vorne gegangen und stellen die These auf, dass man es schon dem Baby ansehen kann, wie effizient sein kleines Gehirn zu arbeiten vermag.

Allein der Blick des Neugeborenen und die Art und Weise, wie es Dinge fixiert, gibt Auskunft darüber, wie intelligent dieser Mensch später werden wird. Psychologen gehen heute davon aus, dass sogleich nach der Geburt klar ist, ob das Kind später aggressiv, impulsiv oder hyperaktiv sein wird.

Der Blick des Babys als Input-Parameter für eine Berechnung der Zukunft

Wer zwei einigermaßen gesunde Augen hat, kann scharf sehen und nimmt eine in verschiedene Farben getauchte Umwelt wahr. Diese Selbstverständlichkeit müssen Babys aber erst einmal lernen. Das Neugeborene ist in der Lage, Lichtquellen zu sehen, grobe (verschwommene) Umrisse zu erkennen und Bewegungen auszumachen. Von Farben haben sie noch keinen Begriff und ihre Augen synchronisiert so einzuregeln, dass ein bestimmter Gegenstand fixiert werden kann, ist ihnen in der ersten Zeit noch nicht möglich.

Aber bald schaffen sie genau dies bis zu einer Entfernung von circa 30 Zentimetern. Mehr ist ja auch nicht nötig, um Mamas liebes Gesicht sehen zu können. Dennoch ist es für die Wissenschaft von großem Interesse, wie es den Babys gelingt, ihren Blick bewusst zu steuern, um Gesichter erkennen und bewerten zu können und wie schnell dieser Lernprozess normalerweise voranschreitet.

Bei diesen Beobachtungen ist den Wissenschaftlern aufgefallen, dass Aufmerksamkeit und Neugierde sowie die Geschwindigkeit der Verarbeitung von optischen Informationen bei Babys sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Vor allem die Fähigkeit, sich durch Ablenkungen nicht aus dem eigenen Lernkonzept bringen zu lassen, scheint hierbei eine Schlüsselstellung einzunehmen.

https://magazin.adeba.de/die-hochbegabung-des-kindes-frueh-erkennen-und-foerdern/

Haben „Short-lookers“ eine besonders schnelle Auffassungsgabe?

Besonders auffällig unterscheiden sich die Babys darin, wie schnell und interessiert beziehungsweise konzentriert sie auf Neues mit ihren Augen reagieren. Daher haben die Forscher die Begriffe „Short-lookers“ (SL) und „Long-lookers“ (LL) kreiert, um die Babys sogleich in derartige „Schubladen“ einordnen zu können.

Welt.de berichtet über Untersuchungen, die meinen konstatieren zu können, dass jene Babys zu Menschen mit schneller Auffassungsgabe werden, die einen neuen Reiz zwar nur kurz, aber sehr aufmerksam betrachten. Diese Eigenschaft in Verbindung mit einem besonders aktiv arbeitenden Gehirn bleibt den Kindern erkennbar bis ins Vorschulalter erhalten.

Auch ein besseres Gedächtnis soll damit einhergehen. Bei einem Vergleich von 18-Jährigen ergab sich ein höherer Intelligenz-Quotient (IQ) bei denjenigen, die im Säuglingsalter der Gruppe der Short-lookers angehörten.

Der Blick des Babys verrät einiges

Im Fachjournal „Scientific Reports“ berichtete das Psychologen-Team um Kostas Papageorgiou von der London Metropolitan University, dass jene Neugeborenen, die im Rahmen einer Langzeitstudie zwischen 2004 und 2012 zum Beispiel Gesichter signifikant länger fixieren konnten, im Grundschulalter weniger aggressiv, impulsiv oder gar hyperaktiv waren. Damit wurde erstmalig ein Zusammenhang zwischen der Art und Weise, wie sich Babys auf Bilder konzentrieren, und ihrem späteren Temperament nachgewiesen.

Die Genetik als Schlüssel

Inzwischen geht die Wissenschaft wieder eher davon aus, dass die Umwelt deutlich weniger Einfluss auf die intellektuelle Entwicklung eines Menschen hat als seine genetische Disposition. Unterstützung findet diese Sichtweise durch die Studien, bei denen Säuglinge gleich nach der Geburt einbezogen wurden. In all diesen Fällen hatte das Umfeld wenig Gelegenheit der Einflussnahme auf die Säuglinge.

Die Impressionen der Babys im Mutterleib könnten allerdings auch eine nicht unerhebliche Rolle bei der Menschwerdung spielen. Die umfangreichen Forschungsaktivitäten an eineiigen Zwillingen, die genetisch identisch sind, sprechen ebenfalls dafür, dass die wesentlichen Charaktereigenschaften und Verhaltensmuster eines Menschen ins genetische Programm geschrieben sind.

Kostas Papageorgiou ist jedenfalls davon überzeugt, dass die Beobachtungen, die er und sein Team gemacht haben, zukünftig dazu beitragen können, all jene Kinder frühzeitig zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für Aufmerksamkeitsstörungen in sich tragen, wie etwa ADHS. Eine rechtzeitige Intervention könnte die Symptome deutlich abfedern.

Der Blick des Babys als Warnhinweis

Die Potsdamer Entwicklungspsychologin Birgit Elsner erläutert dazu, dass „schwierige Babys“ auch noch im Jugendalter vermehrt Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Gemeint sind damit Babys, die kaum einen Rhythmus für Schlafen und Essen entwickeln können, die zudem immerzu weinen und unruhig sind. Eine biologische Ursache wird beim Blickverhalten von Babys zwar schon lange vermutet, doch über vage Risikoabschätzungen ist man in der Sache noch nicht hinausgekommen.

Das liegt daran, dass hier Verallgemeinerungen zu ungerechtfertigten Fehlinterpretationen führen können, denn nicht jedes Baby, das Reize etwas länger betrachtet und nur kurze Fixierungszeiten (fixation duration) erreicht, muss deshalb verhaltensauffällig werden. Denn es gibt unterschiedliche Faktoren, die die Kindesentwicklung beeinflussen. Eine brasilianische Studie kam zum Beispiel vor Kurzem zu folgendem Ergebnis:

„Stillen macht wohlhabend und intelligent.“

Die dafür verantwortlichen Wissenschaftler gehen davon aus, dass langkettige gesättigte Fettsäuren einen besonders positiven Einfluss auf die Gehirnentwicklung haben und deshalb gerade Muttermilch intelligent macht. Hinzu kommt vor allem noch die Beziehung zwischen Mutter und Kind. Sie kann nämlich der auslösende Funke dafür oder dagegen sein, ob genetische Dispositionen überhaupt zum Tragen kommen.

Fachredaktion Adeba
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Ich bin eine Diplom-Psychologin mit Lehrbefähigung, die gerne Texte rund um zwischenmenschliche Beziehungen, Gesundheit und Ernährung schreibt. Manchmal auch über Kultur und Reisen und hin und wieder sogar über Geschichte. Ich freue mich sehr über Eure Kommentare und hoffe, Ihr mögt meine fachlichen Texte, die immer ein wenig meine persönliche Handschrift tragen. Ich möchte Euch rund um die großen Themen Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung informieren, wichtige Anregungen geben und gern auch mal zu einer kontroversen Diskussion provozieren.

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