Sonntag, Dezember 15, 2024
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„Disco-Mucke“ macht durstig

Studie: Je lauter die Musik, desto größer das Verlangen nach dem nächsten Bier

(pgk) Musik ist ein Lebenselixier für Kinder und Jugendliche. Am Wochenende ist vor allem für Teenager fast immer ein Discobesuch angesagt. Dass dabei die Musik animierend wirkt, ist bekannt. Doch was einerseits allgemein die Stimmung hebt, hat andererseits auch Nachteile: Denn Musik hat Einfluss auf das Trinkverhalten. Frühere Studien haben belegt, dass schnelle Rhythmen auch zu schnellem Trinken verleiten. Nun haben französische Wissenschaftler in einem Experiment nachgewiesen, dass auch die Lautstärke offenbar eine Rolle spielt: Je lauter ein Musikstück, desto mehr regt es dazu an, sein Glas schneller zu leeren und damit insgesamt auch mehr zu trinken. Sie zeigten, dass die Bereitschaft, Alkohol zu konsumieren, mit der Lautstärke der Musik zunimmt. Die Studienbeobachtungen fanden in Bars statt, doch dürften die Ergebnisse auch auf Diskotheken und andere Gastronomie- Unternehmen übertragbar sein.

Für ihr Experiment hatten die Wissenschaftler der Université de Bretagne-Sud um den Psychologen Nicolas Gueguen an drei Samstagen in zwei Bars einer westfranzösischen Stadt heimlich das Trinkverhalten von Besuchern beobacht und dieses protokolliert. Beteiligt waren 40 zufällig ausgesuchte, ausschließlich männliche Kneipengäste im Alter zwischen 18 und 25 Jahren, die jeweils ein Bier (0,25 Liter) bestellt hatten. In Abstimmung mit den Barbesitzern wurde die Lautstärke der Musik zwischen moderaten 72 Dezibel und lauten 88 Dezibel reguliert. Gespielt wurden Musikstücke aus der aktuellen Top-40-Liste. Ergebnis: Es gab klare Unterschiede im Trinkverhalten: Während die Gäste bei leiser Musik durchschnittlich rund 15 Minuten für ihr Bier benötigten, tranken die Besucher bei lauter Musik ihr Glas in weniger als 12 Minuten leer. Und sie konsumierten insgesamt auch mehr.

Die Forscher liefern dafür zwei mögliche Erklärungen: Entweder erhöht die laute Musik den allgemeinen Erregungszustand der Gäste, was zu einer schnelleren Trinkgeschwindigkeit führt. Oder die Gäste trinken mehr, weil eine Unterhaltung bei hoher Lautstärke schwieriger wird. Das heißt, statt mit dem Nachbarn sprechen und soziale Kontakte pflegen zu können, greift man eben notgedrungen häufiger zum Glas.

Als Fazit ihres Experiments plädieren die Wissenschaftler dafür, Barbesitzer über den Zusammenhang zwischen Musik und Alkoholkonsum aufzuklären und sie dazu anzuhalten, keine übermäßig laute Musik in ihren Lokalen zu spielen, um die Gäste vor überhöhtem Alkoholkonsum zu bewahren. Inwieweit die Gastronomen diesen Appell befolgen, der gegebenenfalls einen Einnahmeverlust für sie bedeutet, ist eine andere Frage.

Quellen: Nicolas Guéguen, Céline Jacob, Hélène Le Guellec, Thierry Morineau, and Marcel Lourel: Sound Level of Environmental Music and Drinking Behavior: A Field Experiment With Beer Drinkers, in: „Alcoholism: Clinical & Experimental Research“, online-Vorabveröffentlichung, Abdruck der Studie in der Oktoberausgabe (doi: 10.1111/j.1530-0277.2008.00764.x) Lautstärke der Musik triggert Alkoholkonsum, in: Deutsches Ärzteblatt, 12. August 2008

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