Immer mehr Versicherungsunternehmen ziehen sich aus der Versicherung der außerklinischen Geburtshilfe zurück, obwohl Studien belegen, dass das Risiko bei der Geburt im Geburtshaus oder zu Hause nicht höher liegt als im Krankenhaus. Die wenigen noch verbleibenden Versicherer fordern Jahresprämien, die die wirtschaftlichen Kapazitäten vieler Hebammen schlicht übersteigen: im kommenden Jahr werden sie für ihre Haftpflichtversicherungen bis zu zehnmal mehr zahlen müssen als bisher.
Dazu Dorothea Kühn, 1. Vorsitzende des BfHD:
Es kann nicht angehen, dass das privatwirtschaftliche, auf Gewinnmaximierung abzielende Versicherungswesen die Grundrechte von Bürgerinnen verletzt und das Grundrecht auf freie Berufsausübung von Hebammen einschränkt!? Sie fordert deshalb in einem Schreiben an Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, dass die Absicherung der außerklinischen Geburtshilfe grundlegend neu organisiert wird.
Geburtshilfe ist eine Basisleistung der Volksgemeinschaft und außerklinische Geburtshilfe ist ein gesetzlich garantiertes Recht: 10.000 Frauen machen jährlich von diesem Recht Gebrauch und bringen ihr Kind zu Hause oder in einem Geburtshaus mit Unterstützung von Hebammen zur Welt.
Deshalb muss Geburtshilfe – so fordert der BfHD – ähnlich wie soziale Sicherung und Bildung gesamtgesellschaftlich gestützt und mitfinanziert sein. Analog der Pflichtversicherung im Rahmen der Berufsgenossenschaft für Wohlfahrtpflege (bgw) schlägt der BfHD vor, einen Pool aus sämtlichen deutschen Haftpflichtversicherungen zu bilden, der gesamtschuldnerisch außerklinische Geburtshilfe versichert. Falls es gesetzgeberisch nicht möglich ist, alle privatwirtschaftlich tätigen Haftpflichtversicherer in die Pflicht zu nehmen, muss ein spezifisches Versicherungs- und Versorgungswesen für Hebammen geschaffen werden, wie es andere Berufsgruppen im Rahmen ihrer Kammer inne haben.
Bevor sich die Politik dieser Vorschläge annimmt, werden jedoch viele Eltern den Traum einer selbstbestimmten Geburt zu Hause oder im Geburtshaus aufgeben müssen: täglich berichten in der Geschäftsstelle des BfHD Hebammen, dass sie im kommenden Jahr keine Hausgeburten mehr begleiten können, weil die Versicherungsprämie für sie wirtschaftlich nicht mehr leistbar ist. Gerade in Gegenden, in denen nur wenige Hebammen praktizieren, bleibt dann den Eltern keine Wahl – sie sind gezwungen, den Weg ins Krankenhaus anzutreten.