Ein Urlaubsziel für den Winter zu finden, an dem sich Eltern am Strand vom stressigen Alltag erholen, ihre kleinen Kinder den ganzen Tag lang bei warmen Temperaturen draußen spielen können und es verlockende Ausflugsmöglichkeiten gibt, kurz gesagt, sich die ganze Familie wohlfühlt, ist alle Jahre wieder eine fast unlösbare Aufgabe, wäre da nicht die spanische Insel Gran Canaria, die das alles in sich vereint.
Spätestens dann, wenn sich in Deutschland das trübe, nasskalte Wetter gegen Ende Oktober manifestiert, keimt sie auch schon wieder auf, die Sehnsucht nach sonnigem Strand und erfrischendem Meer. Als passende Reiseziele fallen Dir sofort Ägypten, die Karibik oder Thailand ein, doch als verantwortungsvolle Mutter einer Familie kommen Dir sogleich Bedenken, derart, dass der Flug viel zu lange dauert oder Sauberkeit und Sicherheit für Deine Kinder nicht überall gleichermaßen gewährleistet sind. Zerstreuen lassen sich solche Bedenken sehr schnell bei den Kanarischen Inseln. Wir möchten hier zeigen, warum das so ist und warum diese Inselgruppe vor der marokkanischen Küste gerade für Familien mit kleinen Kindern so geeignet ist.
Optimal von Ende Oktober bis Anfang März
Immer wenn ich im Winter dort bin, kommt mir derselbe Gedanke in den Sinn: Hierher hat sich also unser Sommer zurückgezogen. Natürlich ist dann auch auf den Kanaren Winter, was tagsüber Lufttemperaturen um angenehme 19 bis 26 Grad Celsius bedeutet.
Beim Wasser ist das so eine Sache: Der Atlantik kann dort von Januar bis März doch recht kühl werden, wir reden da von Wassertemperaturen um 17 Grad Celsius. Doch im November hat der Ozean in diesen Breiten (28 Grad nördliche Breite) noch immer einen Teil der Sommerhitze gespeichert, sodass Du mit Deinen Kindern in dem circa 22 Grad warmen Wasser lange planschen kannst.
Bedenke, dass wir uns hier auf dem Breitengrad der Südgrenze Marokkos befinden, das bedeutet intensive afrikanische Sonne. Im Januar entspricht der Sonnenstand hier dem Einstrahlwinkel von Ende August / Anfang September in Deutschland. Achte also stets auf einen ausreichenden Sonnenschutz mit LSF 30 bis 50, gerade für die Kinder.
Kleiner Tipp: Weihnachten und Silvester warm auf den Kanaren zu verbringen, ist inzwischen sehr beliebt, zumal die vielen Feiertage in der Regel nur mit wenigen Urlaubstagen aufzufüllen sind, um durchgehend zwei oder drei Wochen Urlaub machen zu können. Diese erhöhte Nachfrage schlägt sich natürlich auch in Gran Canaria auf die Preise nieder. Aber außerhalb dieser „Saison“, an die Du ja mit Kindern unter sechs Jahre nicht gebunden bist, kannst Du auf den Kanaren recht günstig Urlaub machen.
Wissenswertes über die Kanarischen Inseln
Da sich die Kanarischen Inseln bereits seit den 1960er Jahren zu einem beliebten Touristenmagnet entwickelt haben, gibt es dort absolut kein Sprachproblem. Zwar gehören die Inseln zu Spanien, aber die vielen Menschen, die regelmäßig dem unangenehmen europäischen Winter in Skandinavien, England oder Deutschland entfliehen möchten, haben es geschafft, dass die Einheimischen dort sehr vielseitig und mit jedem kommunizieren können, das heißt, „man spricht Deutsch“ und das nicht nur gut, sondern sogar gern.
So kannst Du dort, wenn es mal nötig sein sollte, auch problemlos zum Arzt gehen, weil Du oder Dein Kind die Befindlichkeiten auf Deutsch beschreiben kannst und wirklich gut verstanden wirst.
Die Flugzeit von Deutschland beträgt in der Regel knapp fünf Stunden, was dann auch reicht, aber gerade noch erträglich ist, wenn kleine Kinder dabei sind. In puncto Sicherheit und Sauberkeit gibt es an den Kanaren absolut nichts auszusetzen. All die vielen Hotels mit ausreichend Süßwasser zu versorgen, ist eine echte Mammut-Aufgabe, die auf diesen Inseln zu stemmen ist.
Kleiner Tipp: Das Leitungswasser ist gechlort und sollte nach Möglichkeit nicht direkt aus dem Wasserhahn getrunken werden.
Übrigens gibt es etliche Berichte von den Alten Griechen und Römern, die bereits über diesen Archipel vulkanischen Ursprungs berichteten und ihm schon damals zu Recht den treffenden Namen „Glückliche Inseln“ gaben. Dass die Menschen dort tatsächlich glücklich sind, spürt man jederzeit an ihrer angenehm ruhigen und freundlichen sowie hilfsbereiten Art. So mancher Nord- und Mitteleuropäer ist dort gar nicht mehr weggekommen und hat sich entschieden, für immer zu bleiben.
Gran Canaria – Der kleinste Kontinent der Welt
Gran Canaria misst im Durchmesser ungefähr 50 Kilometer und wird zu Recht als Miniatur-Kontinent bezeichnet. Das vulkanische Gebirge erhebt sich im Zentrum der Insel fast bis zu 2.000 Meter Höhe. Falls Du Dich für eine Tour ins Landesinnere entscheidest, die wir auch sehr empfehlen, musst Du dort mit Temperaturen rechnen, die circa 20 Grad Celsius niedriger liegen können als in dem Küstenort, von dem aus Du startest. Und kühler Wind bläst dort oben unablässig und gnadenlos.
Diese beachtliche Topografie führt dazu, dass die Luft, die mit dem ständigen kräftigen Nordostpassat heran geweht wird, aufsteigen muss und an den nordöstlichen Gebirgshängen ihre Regenfracht ablädt. So ist der Norden der Insel durch relativ viel Regen und Wind gekennzeichnet und stets deutlich kühler als der Süden und Südwesten der Insel. Dort ist und bleibt es eigentlich fast immer trocken, warm und sonnig. Der berühmte kilometerbreite Dünenstreifen von Maspalomas erinnert zudem sehr an die Sahara-Wüste gerade mal 200 Kilometer weiter östlich auf dem afrikanischen Kontinent.
Ein optimales Domizil für Kleinkinder
Der Archipel besteht im Wesentlichen aus diesen sieben Vulkan-Inseln, hier der Größe nach geordnet:
- Teneriffa
- Fuerteventura
- Gran Canaria
- Lanzarote
- La Palma
- La Gomera
- El Hierro
Jede dieser Inseln hat ihren ganz eigenen Charme und unterscheidet sich zum Teil deutlich von ihren Nachbarinseln. Gerade die drittgrößte Insel Gran Canaria erweist sich als besonderes Kinderparadies. Ganz abgesehen davon, dass es hier so viele Buchten mit wunderbaren Stränden gibt, die absolut nicht überlaufen sind, gibt es auf der ganzen Insel sehr viel Interessantes zu entdecken.
Beim ersten Mal ließ ich mich noch per Bus über die Serpentinen und Pässe schaukeln, was zum Teil weniger angenehm und auch nicht ganz preiswert war, sicher ein wichtiger Aspekt für eine Familie. Beim nächsten Mal war ich dann schlauer und mietete mir schon in Deutschland ein kleines Auto. Bereits in Deutschland zu mieten ist relativ günstig, Preise um 25 Euro pro Tag können hier als Richtwert genommen werden.
Kleiner Tipp: Wenn Du die Wahl hast zwischen einem großen und einem kleinen Auto: Nimm lieber das Kleine.
Zwar sind die Straßen zuweilen verkehrsreich und eng, dies gilt insbesondere für Parkhäuser, aber Autofahren kannst Du auf Gran Canaria wirklich gut. Das ist absolut kein Vergleich mit der Verkehrssituation in Istanbul oder Kairo. Ich habe auf Gran Canaria stets den Eindruck, dass ungefähr die Hälfte der Verkehrsteilnehmer Touristen sind, die mit ihrem kleinen Mietwagen langsam ihre Ausflüge „abdackeln“. Sie haben es nicht eilig und sind sehr an der Vermeidung von Verkehrsunfällen interessiert.
Mein Favorit: Playa Taurito
Als Domizil für Familien mit Kindern kann ich zum Beispiel Playa Taurito empfehlen. Dieser kleine Ort befindet sich im warmen südwestlichen Windschatten der Insel zwischen Puerto de Mogán und Puerto Rico. Gleich hinter dem kleinen Strandbereich wurden ein riesiges Badeparadies mit hohen Superrutschen (Lago Taurito Waterpark) sowie ein schöner, abwechslungsreicher, öffentlicher Parkbereich installiert.
Nicht weit von dort endet übrigens die Autobahn GC-1, über die man in angemessener, kalkulierbarer Zeit den Flughafen im Osten der Insel oder die Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria ganz im Norden erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf der Autobahn auf 120 km/h begrenzt, eine Maut gibt es nicht und der Sprit ist deutlich günstiger als in Deutschland (ca. 1 Euro/Liter).
Kaum einen Kilometer Luftlinie entfernt liegt der etwas größere Nachbarort Puerto de Mogán, der insbesondere wegen der ansprechenden, romantischen Hafenanlage und dem auffallend bunten, ganzjährigen Blütenschmuck (vor allem Bougainville) bei den Touristen sehr beliebt und deshalb gewiss etwas teurer ist. Mit dem Auto musst Du allerdings den dazwischen liegenden Berg etwas umständlich umfahren. Die besonders flache kleine Badebucht wurde dort fast verschlossen, sodass sich das Wasser auch im Januar bis auf erträgliche 20 Grad Celsius erwärmen kann, was sogar einem Warmduscher wie mir eine Chance bietet.
Ausflüge mit Kindern auf Gran Canaria
Knapp zehn Kilometer nördlich von Maspalomas, jenem größeren Ort an der Südspitze von Gran Canaria, der besonders bekannt geworden ist für sein großes Naturreservat „Especial de Las Dunas“, liegt, eingebettet in eine weite Schlucht (Barranco), der berühmte Palmitos Park. Er ist Tierpark und botanischer Garten zugleich und umfasst eine Fläche von circa 20 Hektar.
Zwar können sich die Eintrittspreise sehen lassen, aber der Besuch lohnt wirklich. Das Geld ist insofern gut angelegt und kommt am Ende den vielen Tieren dort zugute. Zu sehen und erleben gibt es alles, was das Herz begehrt: Eine lustige Papageien-Show, eine beeindruckende Delfin-Show sowie eine Vorführung verschiedener Greifvögel, die in der freien Natur ein Sturzflugspektakel aus großen Höhen vom Zaume brechen.
Kleiner Tipp: Das Essen und die Getränke gehen in diesem Park ganz schön ins Geld. Neben einer kleinen Jacke sollte Papa ruhig den gut ausgestatteten Rucksack tragen, das schafft er schon und es ist auch erlaubt. Und packt unbedingt ein Bier für Papa ein.
Falls Du mit Deinen Kindern Puerto de Mogán besuchst, was Du tun solltest, geht am Hafen zur Yellow Submarin. Die macht mit Euch einen tollen Tauchgang im U-Boot, von wo aus Ihr die vielfältige kanarische Unterwasser-Fauna bestaunen könnt.
Noch ein abschließender Tipp:
Direkt an der Straße GC-200 inmitten einer imposanten Geologie mit farbigen Bänderungen findest Du das eher unscheinbare „Restaurante Grill Las Cañadas“, das zunächst mehr an einen festen Stand für Obstverkauf erinnert. Geht dort aber mal hinein. Da gibt es nicht nur frisch gepresste Obstsäfte, sondern auch qualitativ sehr gutes, frisches Essen zu sehr fairen Preisen. Eine Treppe führt noch nach unten auf eine Plattform mit einem Eingang zu einem kleinen Heimatmuseum, natürlich kostenlos. Was es dort außerdem für die Kinder zu entdecken gibt, verrate ich hier nicht.
Gran Canaria – Fazit:
Gran Canaria bietet für eine Familie noch viel mehr als die wenigen Anregungen, die ich in diesem kurzen Artikel ansprechen konnte. Eines ist auf jeden Fall sicher: Wer einmal dort war, kommt immer wieder.
Fotos: eigene Quellen
Titelbild: Roque Nublo, Wahrzeichen von Gran Canaria