Schon von alters her sind die Menschen gar zu neugierig darauf, was es denn wohl wird, ein Junge oder ein Mädchen. Zuweilen hing der Fortbestand ganzer Dynastien vom Geschlecht des Kindes ab. So ist es nicht mehr weit zum nächsten Schritt, nämlich an der Steuerschraube für das Geschlecht aktiv drehen zu wollen.
Im „Wilden Web“ findest Du auch schon eine ganze Handvoll furioser Theorien darüber, wie Du selbst darüber bestimmen kannst, ob es ein Mädchen oder ein Junge sein soll. Schauen wir doch mal etwas näher hin, was dahinter steckt.
Das Geschlecht des Kindes bestimmt der Vater
In dem kurzen Moment der Zeugung, wenn also die männliche Samenzelle unwiderruflich in die weibliche Eizelle eindringt und hinter sich die Tür für andere schließt, gibt es kein Zurück mehr, damit ist genetisch festgelegt, was es sein wird. Die Geschlechtschromosomen (Gonosomen) beider Eltern sind für diese Festlegung verantwortlich. Aufgrund ihrer Form werden die Gonosomen als X- oder Y-Chromosomen bezeichnet.
Entscheidend ist das Gepäck der Samenzelle. Wenn in ihren Rucksack ein Y-Chromosom eingepackt wurde, wirst Du ohne Wenn und Aber einen Jungen zur Welt bringen, denn dann enthalten alle Zellen Deines Kindes die Chromosomen-Kombination XY. Man könnte also salopp sagen, dass Dein Mann der „Herrscher“ über das Geschlecht Deiner Kinder ist.
Falls es Dir wirklich wichtig ist, aktiv Einfluss zu nehmen auf das Geschlecht Deines Kindes, was auch immer Dich dazu bewegt, kannst Du Dich zumindest mit den dazu kursierenden Hypothesen beschäftigen, die aber alle keine Gewähr geben, dass sie wirklich funktionieren. Wissenschaftlich ist hier nichts nachgewiesen.
Junge oder Mädchen – Die Natur hat immer einen Plan
Die Natur, so mutet es jedenfalls an, scheint doch irgendwie mitreden zu wollen bei der Entscheidung darüber, ob es ein Junge oder Mädchen werden soll. Rein statistisch zeigt sich, dass etwas mehr Mädchen als Jungen geboren werden. Bei schlechtem Wetter, Krisen, Hungersnot und Krieg verdeutlicht sich diese Verschiebung noch.
Jungen mögen offenbar Wärme und vor allem gute ökonomische Rahmenbedingungen in der Gesellschaft, dann kommen sie schon. Auf solche Ideen kamen US-Forscher, die die Geburten auswerteten, die in der Zeit zwischen 1959 und 1961 in China während der dortigen großen Hungersnot stattfanden.
Im Jahre 2008 machten britische Wissenschaftler auf einen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht der Neugeborenen und dem Ernährungsstatus der Mütter aufmerksam. Jene Frauen, die sich besonders zucker- und energiereich ernährt hatten, brachten überdurchschnittlich oft einen Jungen zur Welt. Das Müsli zum Frühstück schien die kleinen Jungen besonders zu überzeugen.
Diese Beobachtung wurde durch vorhergehende Untersuchungen bestätigt. Die Ernährung der Frau zur Zeit ihrer Empfängnis ist sehr wohl klima- und wetterabhängig und nicht zuletzt an das gesamte ökonomische Umfeld geknüpft. Alles zusammen hat einen Einfluss auf den Gesundheitszustand und die Energiereserven der Mutter.
Mädchen sind robuster
Die britischen Forscher haben sich sogar an einer „evolutionsbiologischen“ Begründung dafür versucht, dass Mütter mit eher schlechtem Ernährungsstatus vornehmlich Mädchen gebären. Sie meinten, dass relativ schlecht ernährte Mädchen immer noch die bessere Chance haben, einen Partner zur Fortpflanzung zu finden, als ein schwächlicher junger Mann, der stets den Konkurrenten unterliegt. Das kann man so glauben, muss man aber nicht.
Wenn die Ernährung tatsächlich einen Einfluss auf das Geschlecht des Kindes hat, welcher Mechanismus könnte wohl dahinterstehen? Einige Wissenschaftler tendieren zu der Vermutung, dass die Nahrung sowohl die Zusammensetzung des Blutes als auch jene des Scheidenmilieus beeinflusst. Beides könnte wiederum das Überleben bestimmter Spermien beziehungsweise Eizellen begünstigen oder eben nicht. Also Du siehst: Nichts Genaues weiß man nicht.
Was wir aber ziemlich sicher wissen: Mädchen sind robuster, sie sind die besseren Kämpfer. Aus diesem Grunde sind in schlechten Zeiten mehr Jungen an Fehlgeburten beteiligt.
Lieber nicht mit dem Essverhalten experimentieren
Wenn Du nun denkst, „also gut, damit ich eine höhere Chance auf ein Mädchen habe, muss ich vor der Geburt nur bisschen hungern“, wäre dies ein höchst gefährliches Unterfangen. Nicht nur, weil Du damit die Wahrscheinlichkeit auf die Schwangerschaft untergräbst, Du steigerst damit die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt. Die andere Idee wäre, besonders reinzuhauen, um einem Jungen den Weg zu ebnen. Doch bedenke, dass stark übergewichtige Frauen zu Unfruchtbarkeit neigen.
Die oben erwähnten US-Forscher haben übrigens noch eine Vermutung geäußert: Der Stress, der durch die Hungersnot in China auf die Menschen einwirkte, hat sich möglicherweise maßgeblich auf die Verteilung der Geschlechter ausgewirkt. Als um 1991 zum Beispiel der Umbruch in Ostdeutschland in vollem Gange war, wurden dort so wenige Jungen wie nie zuvor geboren.
Kommt es beim Geschlecht des Kindes auf den Zeitpunkt an?
Ausgelöst durch den amerikanischen Gynäkologen Landrum Shettles gab es schon in den 1970er Jahren eine Diskussion darüber, ob es am Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs liegen könnte. Shettles war davon überzeugt, dass ein Junge immer dann zustande kommt, wenn der Geschlechtsverkehr direkt nach dem Eisprung stattfindet. In seiner Studie mit nur 43 Elternpaaren waren 86 Prozent jener Kinder, die am Tage des Eisprungs gezeugt wurden, männlich. Sein Buch „How to Choose the Sex of Your Baby“ war damals in aller Munde.
Seine Empfehlung wies in die Richtung, dass der Geschlechtsverkehr ungefähr drei Tage vor dem Eisprung (Ovulation) ein Mädchen hervorbringt, weil die Samenzellen mit dem X-Chromosom etwas länger überleben. Wird ein Junge gewünscht, bietet sich der Geschlechtsverkehr ganz dicht um die Ovulation herum an, weil die Samenzellen mit dem Y geringfügig agiler sind und daher als erste die Eizelle erreichen können. Wenn der Mann zudem in den Tagen zuvor recht enthaltsam lebt, befinden sich in seinem Ejakulat mehr Y-tragende Samenzellen.
Was Du noch tun kannst?
Je tiefer der Penis vordringt, desto kürzer wird der Weg zum Muttermund. Damit machen die etwas hastigeren Y-Samenzellen möglicherweise das Rennen. Daher sieht Dr. Shettles die Stellung von hinten klar im Vorteil, wenn es um einen Jungen gehen soll. Durch das Tragen weiter Unterwäsche wird die Spermienproduktion beim Mann begünstigt und eine höhere Spermiendichte ist wiederum vorteilhaft für die Zeugung eines Jungen.
Bei einer eher sauren Scheidenflora werden vorzüglich Mädchen gezeugt, weil die etwas schwächlichen Y-Samenzellen bei niedrigem pH-Wert schneller schlapp machen. Bekommt die Frau einen Orgasmus, ist ihre Scheidenflora etwas alkalischer und begünstigt so den kleinen Jungen. Im Übrigen solltest Du wissen, dass Dein Scheidensekret mit Näherrücken des Eisprungs alkalischer wird.
Was denn nun – Junge oder Mädchen?
Geh nur davon aus, dass die alten Chinesen sehr weise waren. Da gibt es den uralten chinesischen Empfängniskalender. Er weiß, dass das Alter der Mutter zum Zeitpunkt der Zeugung genaue Auskunft darüber gibt, welches Geschlecht Dein Kind haben wird. Seine Trefferquote hat bislang noch alle Wissenschaftler in den Schatten gestellt.
Die sichere Vorbestimmung des Geschlechts des Kindes ist heute allein bei der künstlichen Befruchtung beziehungsweise bei der In-vitro-Fertilisation möglich, weil dabei die Spermien gezielt separiert werden können. Allerdings ist die Anwendung dieser Methoden zur Auswahl des Geschlechts ethisch sehr umstritten und daher gemäß Embryonenschutzgesetz unter anderem in Deutschland verboten.