Es gibt viele Gründe dafür, dass die Intimitäten nach einer Geburt etwas zu wünschen übrig lassen. Darauf soll hier etwas näher eingegangen werden, denn wer die Kurve nicht mehr kriegt, was leider nicht selten passiert, läuft Gefahr, dass sich daraus eine endgültige Trennung entwickelt. Daher ist es unser Bestreben, Dein postnatales Ehebett durch Information wieder mit Leben zu erfüllen.
Frauen brauchen weniger Sex als Männer!
Würdest Du das so stehen lassen? Folgt man den vielen Studien über das Thema, liest man, dass sich 40 Prozent aller befragten Männer mehr Sex wünschen, die Frauen sind da mit 19 Prozent etwas zurückhaltender. Feiert die Beziehung ihren ersten Geburtstag, bestätigt die Hälfte aller Paare, dass sie eigentlich zu selten Sex haben.
Nach sechs Jahren stimmen dem schon 70 Prozent der Paare zu. Schlüsselt man das nach den Geschlechtern auf, dann beklagen nach dem ersten Jahr ein Drittel der Männer und 60 Prozent der Frauen über gelegentliche Lustlosigkeit, sechs Jahre später ziehen beide Parteien an, Männer auf 40 Prozent und Frauen auf 80 Prozent.
Enthaltsamkeit nach der Geburt geht meistens von den Frauen aus. Mehr als 40 Prozent der befragten Frauen gaben zu, dass sie länger als ein Jahr auf Sex verzichtet haben. Ein Drittel der Frauen kamen sogar auf über zwei Jahre Abstinenz und ganze 29 Prozent sind der Meinung, vollständig ohne Sex leben zu können.
So nimmt es nicht wunder, dass sich fast ein Viertel der Männer darüber beklagen, nach der Geburt des Kindes zu wenig Sex zu haben. Doch es gibt auch die andere Seite: Immerhin 17,5 Prozent der frisch gebackenen Mütter beklagen die Unlust ihrer Männer.
Die Biologie fordert ihren Preis
Der Körper der Frau hat gute Gründe, nach der Entbindung erst einmal auf Sex zu verzichten. Die Schwangerschaft und die Geburt waren nämlich durchaus strapaziös. Für die Milchbildung ist das Hormon Prolaktin zuständig und dämpft gleichzeitig die Wollust der Frau.
Im Übrigen geht es oftmals um Geburtsverletzungen, die zunächst in Ruhe abheilen müssen. War die Geburt besonders schmerzhaft oder mit Komplikationen verbunden, können sich daraus Ängste bei der Frau entwickelt und festgesetzt haben. Diese können zum Beispiel dazu führen, dass eine Frau eine weitere Schwangerschaft um jeden Preis verhindern will.
Bleibende körperliche Veränderungen durch die Geburt sind keine Seltenheit. Einigen Frauen fällt es schwer, sich selbst so zu akzeptieren, und sie schrecken davor zurück, ihren Körper zu zeigen. Ebenfalls hormonell gesteuert werden die Formen der meisten Frauen nach der Geburt etwas weicher und rundlicher.
Manche Männer finden das ganz putzig so, andere wiederum kann dies sogar abschrecken. Die oft angesprochene Weitung der Scheide jedenfalls bildet sich wieder schnell zurück. Mit regelmäßigen Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur kannst Du diesen Prozess gut unterstützen.
Überforderung muss überhaupt nicht sein
Das Baby macht allen viel Freude, aber vor allem der Mutter auch viel Stress. Wenig Schlaf und die ständige Verunsicherung darüber, vielleicht etwas falsch zu machen, gerade dann, wenn das Baby mal krank ist, zehren an allen Nervenenden. Eltern sein ist zuweilen wie ein Marathonlauf.
Daher brauchst Du immer wieder Auszeiten für Dich selbst. Diese musst Du Dir schaffen und auch unbesorgt genießen, indem Du das Baby regelmäßig für wenige Stunden Deiner Mutter, Deinem Mann oder einer guten Freundin überlässt. Alles, womit Dich Dein Partner jetzt entlastet, kommt ihm am Ende multipliziert zugute.
Richte es auch so ein, dass Ihr beide ab und zu als Paar gemeinsam unbeschwert Zeit verbringen könnt. Das, was Ihr dann zusammen unternehmt, darf aber auf keinen Fall in Stress ausarten. Geht einfach nur mal essen, besucht ein schönes Konzert, macht eine Dampferfahrt oder besucht ein Kino.
Einfach nur ein romantischer Abend allein zu Hause wird Euch unendlich guttun. Heute Abend steht Ihr beide und Eure Beziehung mal im Vordergrund, nicht Euer Kind, und deshalb bist Du gewiss keine Rabenmutter. Eure harmonische Beziehung, die selbstverständlich auch Sex einschließt, ist eine Energiequelle für Euer Kind.
Reden ist Silber, Handeln ist Gold
Wer über Sex nicht offen spricht, vernagelt sich seine Chance auf ein erfülltes Intimleben. Die eigenen sexuellen Wünsche und Bedürfnisse offenlegen, fällt allen Menschen schwer, aber es lohnt sich, das gleich am Anfang jeder Beziehung zu machen, will man nicht Jahrzehnte lang frustriert große Missverständnisse überdauern. Dazu ein typisches Beispiel:
Der Mann geht davon aus, dass Du so schnell nach der Geburt noch nicht soweit bist und reißt sich fürsorglich sehr zusammen, um Dich nicht zu bedrängen. Du glaubst, er findet Dich jetzt nach der Geburt nicht so attraktiv und lässt Annäherungsversuche lieber bleiben. Das kann lange so weitergehen und sich geradezu als Verhaltensmuster manifestieren.
Im Übrigen bekommt das Baby jetzt so viel Aufmerksamkeit, dass sich Dein Partner zurückgesetzt fühlen könnte. Auch darüber müsst Ihr beide unbedingt offen sprechen, bevor er auf „dumme“ Ideen kommt.
Die Hormone sind an allem Schuld
Fast jede Frau durchläuft nach einer Geburt ihre Achterbahn der Gefühle. Das hängt mit der etwas anstrengenden Umstellung des gesamten Hormonhaushalts zusammen. Gerade dann, wenn Du wieder anfängst, die Pille zu nehmen, wird der Hormoncocktail in Deinem Körper erneut aufgewühlt. Die Folge kann eine akute Unlust sein. Dein Frauenarzt wird Dir sicher dabei helfen, einen besseren Weg zur Verhütung zu finden.
Fazit: Sex nach der Geburt – mehr Lust als Frust
Sex ist wie das Salz in der Suppe. Fehlt dieses wichtige Gewürz, schmeckt die Suppe schal und Appetitlosigkeit macht sich bald für immer breit. So weit muss es aber nicht kommen, wenn Ihr ab und zu schöne Stunden miteinander mal ohne Kind verbringt.