Etwas hastig stellte die Firma Vorwerk vor Kurzem ihre neueste Version der Multifunktions-Küchenmaschine „Thermomix“ TM6 vor. Zwar wartet diese modernste Variante mit etlichen schon lange ersehnten Funktionen auf, dennoch äußern sich kritische Stimmen von Unzufriedenen über den Thermomix TM6. Was steckt dahinter?
Vorwerks Thermomix TM6 in der Kritik
Am 8. März 2019 stellte die Wuppertaler Firma Vorwerk „eigenmächtig“ eine neue Version seiner Allzweck-Küchenmaschine Thermomix vor, also ganz ohne Vorankündigung. Dieses neue Gerät mit der klangvollen Bezeichnung TM6 bietet dringend ersehnte Funktionen, so zum Beispiel den wichtigen Anbrat-Modus, es kann backen und karamellisieren. Darüber hinaus glänzt es mit der Sous-Vide-Funktion sowie mit einem Slow-Cooking-Modus und einiges mehr.
Das Display wurde bewusst größer gehalten, um tolle Rezepte vom offiziellen Thermomix®-Rezept-Portal „Cookidoo“ anzeigen zu können. Deren Updates werden ohnehin automatisch per WLAN aus dem Internet geladen. Selbstverständlich ist der Prozessor wieder viel leistungsfähiger als sein Vorgänger. Kostenpunkt: „nur“ 1.359 Euro. Wenn das nicht ein Grund zur Freude ist, dann ist es doch wenigstens ein großes Ärgernis unter den Thermomix-Jüngern, was zu moderater Verwunderung Anlass geben mag.
So mancher Thermomix TM5-Kunde fühlt sich nun geprellt
Die sozialen Netzwerke füllen sich so langsam mit Beschwerden von jenen Kunden, die vor nicht allzu langer Zeit den TM6-Vorgänger käuflich erworben haben. Von Abzocke ist da nicht selten die Rede. Das mag damit zusammenhängen, dass die meisten Thermomix-Geräte durch Vertreter* verkauft werden, die selbst auf gezielte Nachfrage hin beschworen haben, dass es in absehbarer Zeit keinen TM5-Nachfolger geben wird. Nicht einmal Vorwerk selbst war willens, entsprechende Kundenanfragen bezüglich des TM6 ehrlich zu beantworten, so der in den sozialen Netzwerken häufig geäußerte Vorwurf. Steckt etwa eine böse Absicht oder gar Spekulation mit Insider-Wissen hinter der Zugeknöpftheit der Vorwerk-Mitarbeiter?
* Vorwerk vertreibt seine Produkte weltweit durch mehr als 630.000 meistens selbstständige Vertreter. Nach eigenen Angaben gehört Vorwerk damit zu den Protagonisten im sogenannten Direktvertrieb.
Vorwerk stellt sich hinter seine Mitarbeiter und bekennt, dass kaum jemand informiert war über den TM6 und dessen Markteinführung, weil im Rahmen der Firmenphilosophie extra auf den Überraschungseffekt gesetzt wurde. Doch dieser geheimnisumwobene Marketing-Clou scheint jetzt nach hinten loszugehen.
Dunkle Wolken am Thermomix-Horizont
Der Thermomix TM5 war für Vorwerk ein voller Erfolg, ebbte aber 2017 nach einem drei Jahre währenden guten Lauf ab. In der Folge hatte Vorwerk einen fast 13-prozentigen Umsatzrückgang auf nunmehr 1,1 Milliarden Euro zu verkraften. Auf dem wichtigen deutschen Markt betrug das Minus sogar über 22 Prozent. Mit dem TM6 verspricht sich das Unternehmen jetzt eine ebenso gute Performance wie früher.
Vor dem Modell TM5 lagen die Fristen bis zur nächsten moderneren Variante im Durchschnitt bei ungefähr zehn Jahren. Der TM6 brauchte aber nur fünf Jahre, um dem TM5 zu folgen. Dies löst bei den Besitzern des TM5 nun eine hurende Angst vor einem vorzeitigen Wertverlust ihres Geräts aus. Dies gilt insbesondere für jene Kunden, die sich den teuren TM5 erst vor ein paar Wochen geleistet haben. Sie bestehen daher auf einer rechtzeitigen Ankündigung des Erscheinens eines neuen Modells und auf großzügigen Rabatten für diejenigen, die sich dennoch für das auslaufende Modell entscheiden.
Die Klagewelle beginnt zu rollen
Wütende Kunden sind nun fest entschlossen, eine Musterfeststellungsklage, die in Deutschland überhaupt erst seit November 2018 möglich ist, einzureichen. In der festen Überzeugung, dass der TM5 gerade einen Wertverlust von mindestens 700 Euro hinnehmen muss, hat sich flugs die Facebook-Gruppe „Musterfeststellungsklage Thermomix TM5 TM6“ gegründet.
Vorwerk möchte die Wogen mit lukrativen Wechselkonditionen für TM5-Kunden glätten
Das Unternehmen bestätigte inzwischen, dass im März 2019 beide Modelle parallel erworben werden können. Die circa 15.000 Kunden, die die TM5 seit dem 20. Februar 2019 gekauft haben, erhalten ein „Umtauschangebot“ auf Version TM6. Diejenigen Kunden, die den TM5 noch Ende 2018 zum Beispiel als Weihnachtsgeschenk gekauft haben, bleiben aber außen vor. Für sie ist es wahrscheinlich nur ein schwacher Trost, dass Vorwerk den TM5-Support weiterführen und in diesem Zuge sowohl neue Rezepte als auch Software-Updates dafür bereitstellen wird.
Wann auch immer sich ein Kunde für den Kauf des TM5 entschieden hat, es ging und geht um den Erwerb einer Ware mit einem bestimmten Nutzwert für den Käufer. Dass irgendwann ein moderneres Gerät auf den Markt kommt, überrascht nur einen Narr und schränkt den Nutzwert des TM5 in keiner Weise ein. Das Gerät wieder zu verkaufen, dazu wird kein Kunde von niemandem gezwungen, schon gar nicht von Vorwerk. Zuweilen folgen sogar Richter in ihrer Linie der Urteilsbegründung logischen Gedankengängen. So etwas ist auch bei einer Musterfeststellungsklage nicht auszuschließen.
Zaubertopf oder Statussymbol?
Der Erfolg des Thermomix gründet sicherlich zu einem sehr großen Anteil auf der cleveren Verkaufsstrategie des „Multi-Level-Marketing“. So läuft das auch bei Tupperware und im Rahmen von heißen Kerzen- oder reizenden Dessous-Partys. Solange ein Produkt nicht im konkurrierenden Handel auftaucht, muss es sich keinem Preiskampf stellen. Beim Thermomix ist es eben die beliebte Kochparty. Sie macht Laune und gute Laune war schon immer die beste Basis für einen überraschend hohen Umsatz.
Dabei gibt es gute Alternativen für kleines Geld. Der Quigg von Aldi kostet zum Beispiel 229 Euro, das ist nicht einmal ein Fünftel des Preises des Thermomix TM5 (1.199 Euro). Auch Lidl bietet hin und wieder vergleichbare Eigenmarken, die „Monsieur Cuisine Plus“ und die „Monsieur Cuisine Connect“, in seinem Online-Shop oder in den Filialen an. Sie kosten in etwa nur ein Viertel des TM5. Deshalb haben wir von Adeba die Geräte einem kritischen Vergleichstest unterzogen und kamen dabei zu außerordentlich überraschenden Ergebnissen.
Vielleicht war es ja gerade diese erstaunlich günstige Konkurrenz, die Vorwerk zu seiner übereilten Präsentation des Thermomix TM6 genötigt hat. Bei aller mehr oder weniger verständlichen Verärgerung der TM5-Kunden sollten wir nicht verdrängen, dass Menschen immer dazu neigen, sich mit Statussymbolen zu beschmücken.
Allein, die moderne Zeit ist schnelllebig, Tendenz steigend, und davor sind eben auch unsere Statussymbole nicht gefeit. Solange wir als Kunde freiwillig der Spielball in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem sind, werden wir den undurchsichtigen Machenschaften der Marketing-Strategen nichts entgegensetzen können. Was wir aber alle realisieren sollten, das ist die Erkenntnis, dass eine gesunde, ausgewogene Ernährung auch sehr gut ohne Hightech zu genießen ist.
Falls Du jetzt noch willst?
Ab 11. März 2019 kannst Du den neuen TM6 zum Preis von 1.359 Euro bestellen. Der TM5 jedenfalls hatte einst mit zum Teil erheblichen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Falls auch der TM6 seine Karriere wieder mit einem undichten Deckel startet, wird für Vorwerk die schon jetzt zu heiße Suppe gewiss zum Überkochen aufschäumen.
Preis und Aktion Winter 2020 Thermomix TM6
(Aktualisierung des Beitrages am 7.12.2020)
Im Aktionszeitraum vom 23.11. – 13.12.2020 gibt es den Thermomix® TM6 im “Weihnachts-Paket” für 1.379 € statt 1.413 €.*
Dein Winter-Paket enthält laut Webseite:
- Thermomix® TM6 inkl. kostenlosem 6-Monate-Probe-Abo Cookidoo® mit Zugriff auf tausende Rezepte, 3 Gratis-Ausgaben THERMOMIX® Magazin und Thermomix® Kochkurs
- Rockstar: Pizzastein Paul
- Rockstar: Auflaufform Anna
*Du sparst 34 Euro im Vergleich zur Summe der regulären Einzelpreise (1.413 Euro): Thermomix® TM6 (1.325,00 €), Thermomix® Auflaufform Anna (44,00 €); Thermomix® Pizzastein Paul (44,00 €). Ab 01. Januar 2021 kann sich die Ersparnis aufgrund der MwSt.-Anpassung geringfügig ändern.
Bild: Artikel TM6 Foto von Vorwerk
Internet:
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