Jedes Jahr erkranken in Deutschland in etwa 4.600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, woran schließlich 1.500 Frauen versterben, und dies, obwohl es seit dem Jahre 2006 eine Impfung dagegen gibt. Würden sich alle Mädchen rechtzeitig gegen Humane Papillomviren (HPV) impfen lassen, würde die Situation heute sehr viel besser aussehen. Die HPV-Impfung birgt die große Chance, sehr viele Infektionen, zumindest jener HPV-Typen, die ungefähr 90 Prozent der Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen verursachen, zu verhindern.
Die HPV-Impfung ist ein Durchbruch in der Krebsprävention
Professor Harald zur Hausen hatte verstanden, dass Gebärmutterhalskrebs meistens die Folge einer Virusinfektion ist, und dafür bekam er zu Recht den Nobelpreis für Medizin. Zurzeit gibt es in Deutschland gleich zwei Impfstoffe gegen HPV. Zwar wurden gemäß dem Paul-Ehrlich-Institut sogar vier Wirkstoffe zugelassen, dennoch werden laut Robert-Koch-Institut nur Cervarix® und Gardasil® 9 eingesetzt.
Die Zielrichtung beider Impfstoffe sind die HPV-Typen 16 und 18. Gardasil® 9 kann aber noch mehr, denn es unterbindet auch noch die Aktivitäten von HPV 31, 33, 45, 52 und 58 sowie der für Genitalwarzen verantwortlichen Typen HPV 6 und HPV 11. Mithilfe der bisherigen HPV-Impfung konnte die Wahrscheinlichkeit, Gebärmutterhalskrebs zu kriegen, um 70 Prozent gesenkt werden. Die neunfache Impfung bietet gleich einen 90-prozentigen Schutz.
So gefährlich ist die HPV-Infektion
Nicht gleich jede Infektion mit einem genitalen HPV-Typen führt zu einer Krebsvorstufe. Unser Immunsystem ist dazu da, die Infektion zu erkennen und auch erfolgreich zu bekämpfen. Doch in ungefähr 10 Prozent der Fälle kann sich daraus eine chronische Infektion entwickeln, die sich dann zu einer Krebsvorstufe ausweitet. Die Übertragung des Virus erfolgt in den allermeisten Fällen über Sexualkontakt, aber auch Schmierinfektionen sind möglich. Mit zunehmender Zahl an Sexualkontakten und Sexualpartnern steigt das Infektionsrisiko an.
Erhöhtes Ansteckungsrisiko bei jungen Frauen
In etwa 80 Prozent der sexuell aktiveren Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit HPV. Bei jungen beziehungsweise jugendlichen Frauen ist die Anzahl der Neuinfektionen am größten. Ungefähr zwischen 30 und 40 Prozent der jungen Frauen bis 25 Jahre erfahren in Deutschland eine HPV-Infektion.
In einer US-Studie, an der 18- bis 25-jährige Probandinnen teilnahmen, wurde deutlich, dass die Infektionshäufigkeit bei Hochrisiko-HPV-Typen bei ungefähr 20 Prozent liegt. Eine andere in Deutschland durchgeführte Studie bestätigte dieses Ergebnis. Hierzulande lag diese Häufigkeit bei 26-jährigen Frauen bei 23 Prozent, während sie bei 30- bis 39-jährigen Frauen nur noch etwas mehr als 6 Prozent betrug.
Ohne Impfung kannst Du Dich übrigens immer wieder neu infizieren. Nicht einmal Kondome bieten einen sicheren Schutz davor, wenngleich sie die Infektionswahrscheinlichkeit etwas schmälern. Da den Viren Trockenheit nichts anhaben kann, ist eine Übertragung über die Haut oder im Bereich er Schamhaare möglich.
Ist eine HPV-Impfung auch für Jungen sinnvoll?
Tatsächlich empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) seit 2018 die Impfung auch für Jungen, weil dies im Ergebnis die Mädchen schützt. Die Infektion kann nur dann ausgerottet werden, wenn beide, Mädchen und Jungen, konsequent geimpft werden.
Im Übrigen lösen Papillomviren auch noch weitere Krebserkrankungen aus, zum Beispiel im Mund- und Rachenraum, was bei Männern sogar häufiger vorkommt. Und von Genitalwarzen sind beide Geschlechter in ziemlich unangenehmer Weise betroffen. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat daher 2018 beschlossen, den GKV-Leistungskatalog um diese Impfungen für alle Kinder im Alter zwischen 9 und 14 Jahren zu erweitern.
Wann sollte geimpft werden?
Auf jeden Fall natürlich vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Wie jeder weiß, ist eine Impfung eine Vorbeugungsmaßnahme. Wenn eine Infektion bereits im vollen Gange ist, macht die Spritze nur noch wenig Sinn.
Es gibt mehrere Studien zum Thema Jugendsexualität in Deutschland, demzufolge immer mehr Mädchen ihren ersten Geschlechtsverkehr bald nach ihrem 14. Geburtstag haben. Die HPV-Impfung erfahren die meisten Mädchen aber zwischen 15 und 17 Jahren. Vor diesem Hintergrund ist die neuere Empfehlung der STIKO, die Impfungen bei Mädchen und Jungen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren durchzuführen, mehr als gerechtfertigt.
Aus immunologischer Sicht ergibt sich der volle Impfschutz bereits nach zwei Impfungen. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass die besonders jungen Mädchen bis 14 Jahre signifikant höhere Antikörper-Antworten entwickelten als ältere Jugendliche oder erwachsene Frauen. Aus diesen Gründen ist bei Kindern zwischen 9 und 14 Jahren ein Zwei-Dosen-Impfschema zugelassen worden, bei dem ein zeitlicher Impfabstand von 5 Monaten empfohlen wird.
Wird der Impfabstand deutlich überschritten, ist meistens eine dritte Impfstoffdosis notwendig. Dies gilt auch für Nachholimpfungen für über 14-jährige Personen. Die Impfungen werden sowohl von Kinder- und Frauenärzten als auch von Hausärzten durchgeführt. Erst nach dem Erhalt aller Einzeldosen besteht ein sicherer Impfschutz. Bei den Altersgruppen von 9 bis 17 Jahren werden die Impfkosten von den gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) übernommen. Es gibt einige GKV, die die Kosten für die Impfung sogar bis 26 Jahre übernehmen.
Vorbeugung ist sehr wichtig
Leider lässt die Impfbeteiligung in Deutschland immer noch zu wünschen übrig. Nicht einmal ein Drittel der 15-Jährigen verfügen über den vollen Impfschutz. Bei den 17-Jährigen sieht es mit 43 Prozent moderat besser aus. Damit befinden wir uns im europäischen Vergleich eher auf einem der hinteren Ränge.
Dennoch lassen sich schon die ersten Impferfolge verzeichnen. Gemäß einer neueren Studie treten Infektionen mit den HPV-Typen 16 und 18 inzwischen schon seltener auf. Gleich nachdem die Impfung im Jahre 2007 in Deutschland eingeführt wurde, sank bei Mädchen im Altersbereich zwischen 15 und 19 Jahren die Anzahl der Neuerkrankungen an Genitalwarzen um immerhin 23 Prozent.
Wie oben bereits erwähnt können circa 70 Prozent beziehungsweise sogar 90 Prozent der jungen Frauen durch die Impfungen vor dem heimtückischen Gebärmutterhalskrebs geschützt werden. Da diese Erkrankung aber auch von weiteren HPV-Typen ausgelöst werden kann, denen die Impfstoffe nichts anhaben können, bleiben regelmäßige Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung immer ein Thema.
Unverständlich ist es ja schon, dass nur jede zweite Frau die kostenlose Untersuchung zur Krebsfrüherkennung wahrnimmt. Immerhin lässt sich Gebärmutterhalskrebs schon erkennen, lange bevor er so richtig gefährlich wird. Das bedeutet, dass sehr gute Heilungschancen bestehen, wenn die Krebsentstehung nur früh genug erkannt wird.
Auf jeden Fall hat heute in Deutschland jede Frau ab 20 Jahre einmal pro Jahr einen Anspruch auf diese Untersuchung. Der sogenannte „Pap-Test“ ist lediglich ein sehr einfach durchführbarer und völlig schmerzloser Zellabstrich im Bereich des Muttermundes oder des Gebärmutterhalskanals.
Das Projekt ZERVITA sagt Gebärmutterhalskrebs den Kampf an
ZERVITA ist eine Initiative des
- Deutschen Krebsforschungszentrums
- Instituts für Frauengesundheit Baden-Württemberg (IFG)
- Krebsinformationsdienstes (KID)
- Deutschen Grünen Kreuzes e. V. (DGK)
Die Projektgruppe besteht aus Vertretern von Berufsverbänden, wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Krebsorganisationen. Sie alle haben es sich zum Ziel gesetzt, sowohl in den medizinischen Fachkreisen als auch in der Bevölkerung die Gefahren von Gebärmutterhalskrebs bewusster zu machen und über die Ursachen und deren Präventionsmöglichkeiten zu informieren. Herauskommen soll dabei, dass zukünftig viel mehr Frauen die Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen.
Individuelle Informationen erhalten Sie täglich von 8 bis 20 Uhr über die kostenlose Telefon-Hotline des Krebsinformationsdienstes (KID):
0800 – 420 30 40.