Mit den Raketen steigt in der Silvesternacht auch in so manchem Hinterzimmer oder Besenkammer die Lust auf die „unreine Sünde“ der puren Erotik. Im Rausche des Weins und der Gefühle wird der Gedanke an die Verhütung zur Nebelkerze. Aber was nicht so alles schnell passiert ist. Zum Glück gibt es ja die rezeptfreie „Pille danach“, die aber sehr bald nach dem Ausrutscher einzunehmen ist.
Die Pille danach als Notfalloption
Studien werden ja heute über alles und nichts gemacht. Eine von ihnen macht die Aussage, dass ein Drittel aller Frauen in der Silvesternacht einem One-Night-Stand nicht abgeneigt ist. Gewiss doch weckt diese besondere Nacht der Nächte in vielen von uns Sehnsüchte, die wir ansonsten beflissentlich unterdrücken, dem Alkohol sei Dank.
Es ist ja gut, dass es sie gibt, die Pille danach, für den Notfall, der immer dann eintritt, wenn die Lust wenige Tage vor oder genau am Tage des Eisprungs auf diese eher ungewöhnliche Weise explodiert. Denn Spermien überleben bis zu 5 Tage im Körper der Frau und sind sogar bereit, mehr oder weniger geduldig auf eine reife Eizelle, dem Objekt ihrer Begierde, zu warten.
Die Pille danach darfst Du nach ungeschütztem Sex gern als „Notbremse“ auffassen. Ihr Trick besteht darin, den Eisprung zeitlich um Tage nach hinten zu verschieben. Falls Du Dich also gerade ganz kurz vor Deinem Eisprung befindest, wird die Pille danach diesen so verzögern, dass in aller Regel keine Befruchtung mehr zustande kommen kann.
In welchen Situationen ist die Pille danach sinnvoll?
- Weder Du noch Dein Partner haben für eine Empfängnisverhütung gesorgt und Ihr habt gute Gründe, in 9 Monaten kein Kind haben zu wollen.
- Du hast es vergessen, Deine Pille einzunehmen.
- Das Kondom hat, aus welchem Grunde auch immer, seinen Dienst versagt.
- Du verhütest nach der Kalender- oder Temperaturmethode und bist nicht sicher, dass Du alles richtig gemacht hast.
Wie wirkt Pille danach?
Die verwendeten Wirkstoffe zur Verzögerung des Eisprungs heißen Levonorgestrel oder Ulipristalacetat und machen nur dann Sinn, wenn sie wirklich noch vor dem Eisprung eingenommen werden. Präparate auf Basis von Levonorgestrel sind bis maximal 72 Stunden, also 3 Tage lang, nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr hilfreich und Präparate mit Ulipristalacetat schaffen dies sogar bis maximal 5 Tage (120 Stunden).
Danach nimmt die Natur ihren Lauf und Du brauchst Dich nicht mehr bemühen. Falls es doch zur Befruchtung der Eizelle und deren Einnistung in die Gebärmutter kommt, obwohl Du Dich an alle Regeln der Kunst bei der Einnahme der Pille danach gehalten hast, sind nach derzeitigem Wissensstand keine Schädigungen des Embryos zu erwarten.
Im Übrigen solltest Du wissen, dass die Pille danach keine „Abbruchpille“ ist. Wird sie während der schon bestehenden Schwangerschaft eingenommen, passiert eigentlich gar nichts.
Einnahme-Empfehlungen
Wenn die Pille danach rechtzeitig vor dem Eisprung eingenommen wird, ist davon auszugehen, dass sie eine Schwangerschaft ziemlich sicher verhindert. Je größer die Zeitspanne zwischen dem Einwurf der Pille danach und dem ungeschützten Geschlechtsverkehr ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass innerhalb dieser Frist ein Einsprung stattgefunden hat.
Alle Präparate sehen vor, dass einmalig eine Tablette eingenommen wird. Wenn Du sie auf leeren Magen schluckst, kann es passieren, dass Du Dich erbrichst und die Tablette vergeblich versucht, in der Toilette ihre Wirkung zu entfalten. Prinzipiell kann die Pille danach zu jedem Zeitpunkt im Menstruationszyklus eingenommen werden. Aber aufgepasst: Ulipristalacetat und Levonorgestrel dürfen auf keinen Fall zusammen eingenommen werden.
Nebenwirkungen und Warnhinweise
Folgende Nebenwirkungen können nach Einnahme der Pille danach auftreten:
- Brustspannen
- Kopfschmerzen
- Bauchschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Benommenheit und Schwindel (Achtung im Straßenverkehr)
- Minimal- oder Zwischenblutungen, auch als Schmierblutungen bezeichnet
Eine Verminderung der Wirkung der Pille danach kann sich dann ergeben, wenn Du beispielsweise gerade Antibiotika, Anti-Epileptika (gegen Krampfanfälle), Virostatika zum Beispiel bei HIV oder Arzneimittel, die Johanniskraut enthalten, einnimmst. Hole gegebenenfalls also unbedingt den Rat des Apothekers oder des Arztes ein.
Sogar Übergewicht, wenn es denn wirklich ausgeprägt ist, kann die Wirksamkeit der Pille danach beeinträchtigen. Dies gilt insbesondere für den Wirkstoff Levonorgestrel.
Das solltest Du beachten
Da Levonorgestrel in die Muttermilch gelangt, solltest Du die Pille danach erst nach dem Stillen einnehmen und Dein Baby dann mindestens acht Stunden lang anderweitig versorgen. Bei Ulipristalacetat ist die Situation noch schärfer, weil Du nun mit dem Stillen eine ganze Woche lang auszusetzen solltest. Damit Deine Milchproduktion nicht nachlässt, pumpst Du Deine Muttermilch während einer so langen Stillpause einfach regelmäßig ab. Doch diese Milch sollte unbedingt entsorgt werden.
Nicht in jedem Fall darf die Pille danach verwendet werden
- Einige Frauen reagieren überempfindlich auf Ulipristalacetat oder Levonorgestrel oder auch auf Hilfsstoffe, die für die Pille danach verwendet werden.
- Falls Du zu Eileiterschwangerschaften neigst, solltest Du Levonorgestrel unbedingt meiden.
- Bei schweren Leberfunktionsstörungen muss auf die Pille danach verzichtet werden.
- Bei erhöhtem (familiären) Thromboserisiko ist Levonorgestrel nicht zu empfehlen.
- Wer zum Beispiel wegen einer asthmatischen Erkrankung Glucocorticoide einnehmen muss, sollte auf Ulipristalacetat verzichten.
Was kostet die Pille danach?
Präparate mit Levonorgestrel bekommst Du in der Apotheke ab ungefähr 18 Euro, in etwa das Doppelte musst Du für die Pille auf Basis von Ulipristalacetat bezahlen. Wie oben erwähnt ist die Pille danach jetzt nicht mehr verschreibungspflichtig, das heißt, Du kannst sie Dir jederzeit frei kaufen.
Trotzdem werden die Kosten dafür auf Antrag von der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) übernommen, wenn Du noch nicht älter als 22 Jahre bist. Die GKV verlangt dazu allerdings (wie früher) ein ärztliches Attest. Wenn Du älter als 18 Jahre bist, musst Du aber mit einer Zuzahlung rechnen. Mädchen unter 14 Jahren können die Pille danach in der Apotheke nur mit Zustimmung eines Elternteils erwerben.
Wo bekomme ich die Pille danach?
Die Pille danach bekommst Du rezeptfrei in jeder Apotheke. Bei Bedarf kannst Du Dich dort auch kostenlos beraten lassen. Nachts oder an den Wochenenden sowie an Feiertagen bieten bestimmte Apotheken im Wechsel Notdienste an. Die Information darüber, welche Apotheken dies in Deiner Stadt gerade tun, findest Du unter anderem im Internet. Oder Du gehst einfach zu Deiner nächsten Apotheke, dort gibt es einen Schaufensteraushang mit entsprechenden Hinweisen.
Den ärztlichen Bereitschaftsdienst kannst Du unter der Telefonnummer 116 117 ohne weitere Vorwahl jederzeit kostenlos erreichen. Und im nächsten Krankenhaus gibt es eine ärztliche oder frauenärztliche Ambulanz.
Gibt es noch Alternativen?
Rezeptfreie Alternativen gibt es wahrlich nicht. Doch die „Spirale danach “ bietet noch Hoffnung. Du kannst sie innerhalb von 5 Tagen nach dem Ereignis von einem Frauenarzt einsetzen lassen, sofern Du spontan noch einen Termin bekommst. Diese Methode birgt einen ziemlich großen Vorteil: Sie schützt Dich auch zukünftig vor dem One-Night-Stand, falls Dir so etwas noch einmal passiert, man kann ja nie wissen.