Jede schwangere Frau macht an sich selbst eine Reihe von Veränderungen durch. Der Geruchsinn steht dabei sogar im Vordergrund. 70 Prozent der werdenden Mütter haben es in der Nase, sie reagieren zum Teil sehr empfindlich auf Gerüche. Es kommt nicht selten vor, dass die jungen Frauen ihren eigenen Partner nicht mehr riechen mögen. Schlecht, wenn das erste Baby kommt. Glücklicherweise bleibt das dann nicht immer so. Normalerweise verschwindet der überempfindliche Geruchsinn nach dem dritten Monat, spätestens aber gegen Ende der Schwangerschaft.
Zwei Drittel aller (werdenden) Mütter erleben eine deutliche Änderung ihres Geruchsinns während der Schwangerschaft
Rein statistisch berichten circa zwei Drittel aller (werdenden) Mütter über eine deutliche Änderung ihres Geruchsinns während der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Drittel. Früher galt dies als ziemlich eindeutiges Zeichen auf eine Befruchtung. Unangenehme Gerüche werden noch intensiver und als äußerst unangenehm wahrgenommen und Düfte, die Du mal gemocht hast, werden plötzlich ziemlich unerträglich. Nicht selten wird der Geruch des Freundes oder Ehemannes als geradezu abstoßend empfunden. Dies kann so weit führen, dass sogar Gespräche nur noch mit gebührendem Abstand geführt werden, um dem (Mund)Geruch des Partners zu entkommen. Klar, dass Küssen jetzt ein absolutes No-Go ist.
Der Geruchsinn hat Sinn – gerade bei der Frau
Abgesehen von vereinzelt auftretenden „Ausdünstungen“ aufgrund des Vorzuges bestimmter Nahrungsmittel und Gewürze hat jeder Mensch einen ganz individuellen Körpergeruch, der etwas mit seiner genetischen Disposition zu tun hat. Der Frau hat die Evolution unter anderem die Aufgabe zugeteilt, den rechten Vater für ihre Kinder zu finden. Dafür hält die Frau eine ganze Reihe von Prüfkriterien bereit, die wahrlich nur die Besten bestehen können. Ein Wichtiges davon betrifft den Nasentest. Das Riechorgan liefert beispielsweise den Befund über die Frische und Qualität von Lebensmitteln. Der gleichen Kontrollinstanz wird natürlich auch der potenzielle Sexpartner unterzogen.
Dr. Claus Wedekind ist Experte für sexuelle Selektion an der Universität Bern in der Schweiz. Er erklärt den hochempfindlichen Geruchsinn der Frau damit, dass ihre Aufgabe darin besteht, zu erkennen, ob ihr Partner eventuell zu eng mit ihr verwandt ist. Da dies sehr negative Auswirkungen auf die Kinder haben kann, bevorzugt die Natur eine starke Durchmischung der Gene nach dem Motto: „Promenadenmischungen sind gesünder.“
Ein Arbeitsgebiet von Wedekind ist der Hauptgewebekompatibilitätskomplex, kurz MHC genannt, was sich ableitet von „major histocompatibility complex“. Die hierin enthaltenen Gene sind bei Wirbeltieren entscheidend für das Immunsystem und damit für die Gewebeverträglichkeit. Bei jeder Organspende müssen hier gute Übereinstimmungen vorliegen, um die Wahrscheinlichkeit auf Abstoßungsreaktionen zu minimieren. Es sind diese MHC-Gene, die Auskunft darüber geben, wie eng wir mit einem anderen Menschen verwandt sind.
Der Geruchsinn als Schlüssel für biologische Vielfalt
In der Praxis bedeutet dies, dass wir den Körpergeruch sehr naher Verwandter wie Bruder und Schwester nicht besonders mögen, wobei männliche Verwandte grundsätzlich von der Geruchselektion noch stärker betroffen sind. Mit dieser einfachen Methode hat die Natur schon sehr oft, wenngleich auch nicht immer, einen Inzest verhindert. Das war einstmals auch bitternötig, denn zu Anfang unserer Entwicklung lebten wir in kleinen Stämmen von kaum 100 Personen. An Megacitys mit Millionen Einwanderern von anderen Kontinenten war zu jener Zeit noch nicht zu denken.
In die gleiche Kerbe schlägt an der Ruhr-Universität Bochum der Geruchsforscher Hanns Hatt. Er bestätigt, dass chemische Signale stets einen ganz wesentlichen Einfluss auf unser Verhalten haben. Dazu gehört auch und gerade das Ziel der optimalen Gendurchmischung. Diese ist dann erreicht, wenn beide Genpools eine in etwa 70-prozentige Übereinstimmung aufweisen. Bei verwandten Personen liegt dieser Wert deutlich höher.
Warum kann die Frau während ihrer Schwangerschaft ihren eigenen Partner nicht mehr riechen?
Was ändert sich diesbezüglich in der Schwangerschaft?
Die Frage war ja: Warum die Frau während ihrer Schwangerschaft ihren eigenen Partner nicht mehr riechen kann. Es ist in der Tat noch nicht so ganz klar, warum schwangere Frauen so anders auf Gerüche reagieren. Es gibt eine Reihe von Studien, die darauf abzielen, dass die vermehrten Schwangerschaftshormone gerade während der ersten Monate den Geruchsinn so arg beeinflussen.
Tatsächlich verändern diese Hormone die Struktur der Riechschleimhaut, was rückwirkend die Empfindlichkeitsschwelle (Sensitivität) anhebt. In einer schwedischen Studie wurde qualitativ und quantitativ nachgewiesen, dass schwangere Frauen Gerüche viel früher und deutlicher wahrnehmen als Nichtschwangere, dies äußerte sich auch in einer erhöhten Sensibilität bei sehr niedrigen Duftkonzentrationen.
Selbstverständlich hat sich die Natur etwas dabei gedacht. Gerade in der anfänglichen sensiblen Phase der Entwicklung der Organe muss der Fötus unbedingt vor einer Vergiftung der Mutter geschützt werden. Daher ist die Theorie nicht weit hergeholt, dass Dein überempfindsamer Geruchssinn Gefahren für Dein Baby abwehren soll. Es ist allgemein bekannt, dass schwangere Frauen zum Teil heftig auf den Geruch von alten Kippen oder Zigarettenrauch, Alkohol und Kaffee reagieren.
Warum Schwangere ausgerechnet ihren Partner nicht riechen können
Aber ist denn der Vater wirklich so giftig für den heranreifenden Fötus? Immerhin findet man derartige Berichte darüber, dass eine schwangere Frau ihren eigenen Partner nicht mehr riechen kann, immer wieder, gerade auch in vielen Internetforen. Eine Erklärung dieses Phänomens geht in die Richtung, dass es gut ist, wenn sich die schwangere beziehungsweise gebärende Frau im engsten, beschützenden Familienkreis aufhält. Daher ist ihre Nase in dieser Situation auf den eigenen Geruch und den Körpergeruch der direktesten Anverwandten getrimmt. Wie oben bereits angedeutet, sollte der Sexualpartner aus biologischen Gründen ja gerade nicht zu dieser „intimen Gruppe“ gehören.
Diese Sichtweise findet eine gewisse Bestätigung in ganz anderen Studien über die Antibabypille. Hierbei geht es um eine hormonbasierte Verhütung, also eine körperliche Verfassung, die in geringem Umfang mit einer Schwangerschaft vergleichbar ist. In der Folge bevorzugen Frauen, die die Pille nehmen, Männer, deren Körpergeruch eher dem familiären Umfeld entspricht.
Fazit: Ich kann meinen Partner nicht mehr riechen.
Wenn eine Frau während der Schwangerschaft ihren Partner gar nicht mehr riechen kann, dann ist das nicht so schlimm, das geht wieder weg, und ist letztlich nur der Beweis dafür, dass sie sich aus genetischer Sicht den Richtigen geangelt hat. Auf der anderen Seite muss das aber nicht heißen, dass jener Mann, den die Nase der schwangeren Frau noch nicht verstoßen hat, die grundfalsche Wahl sein muss. Immerhin könnte diese Dame ja zu den 30 Prozent gehören, bei denen der Geruchsinn generell weniger stark ausgeprägt ist. Alles wird gut.
Falls Du selbst während Deiner Schwangerschaft Deinen eigenen Partner nicht mehr riechen konntest, freuen wir uns auf Deinen Erfahrungsbericht im Geruchsinn Forum oder hinterlasse unten einen Kommentar.
Ich bin sehr dankbar über den Beitrag! Ich habe mir schon große Sorgen gemacht, dass es genau anders herum ist und das bedeutet , dass es mit unseren Genen nicht passt und schlecht fürs Baby ist. Das Ganze fing in der 6. SSW an.
Ich habe anfangs gar nicht wirklich den Körpergeruch meines Mannes wahrgenommen, bzw ich fand ihn zumindest angenehm und nie abstoßend. Seit der Schwangerschaft habe ich ihn so extrem gerochen und es wirklich als enorm abstoßend empfunden. Ich konnte ihn nicht einmal umarmen. Ich dachte
irgendwas stimmt nicht… langsam wird es etwas besser. Ich bin in der 11 SSW.