Dienstag, Dezember 17, 2024

Besondere Befunde

Dieser zweite Risikokatalog bezieht sich auf Gefährdungen, die während der Schwangerschaft auftreten können. Zu  den besonderen Befunden gehören seelische Belastungen ebenso wie frühe Blutungen oder Infektionen.

Dauermedikation

Die Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft ist immer problematisch, weil über die Auswirkungen auf das Kind im allgemeinen noch viel zu wenig bekannt ist. Sollten sie aber zur Behandlung einer Krankheit unbedingt erforderlich sein (z.B. Herz-/Kreislaufmittel, Insulin für Diabetes, Schilddrüsenhormone, Antibiotika bei Infektionen), muss die Therapie auch in der Schwangerschaft fortgesetzt werden, denn unter diesen Umständen ist der Organismus vermehrt auf die medikamentöse Unterstützung angewiesen. Es gibt allerdings Präparate, die für das Ungeborene gesundheitsschädlich sind. In diesem Fall wird der Arzt auf Medikamente ausweichen, die keine Gefährdung für das Kind mit sich bringen.

Abusus

Mit dem Missbrauch von Alkohol, Zigaretten, Medikamenten oder Drogen wird die Gesundheit oder gar das Leben des Kindes auf\’s Spiel gesetzt. Frauen die regelmäßig Alkohol trinken, haben nicht nur ein erheblich höheres Risiko für Fehl-, Früh- und Totgeburten, sie bringen auch häufig untergewichtige, geistig und körperlich geschädigte Kinder zur Welt. Frauen die regelmäßig rauchen, deren Kinder bleiben in Ihrem Wachstum zurück und/oder sie werden vor der Zeit geboren. Noch im Schulalter ist ihre Entwicklung gegenüber Altersgenossen beeinträchtigt.

Blutungen vor der 28. SSW

Bei Blutungen in den ersten 27 Wochen der Schwangerschaft muß an eine drohende oder beginnende Fehlgeburt gedacht werden. Eine geringfügige Blutung etwa 5-12 Wochen nach der letzten Periode kann auf eine Bauchhöhlenschwangerschaft hinweisen.

Blutungen nach der 28. SSW

Blutungen in dieser Zeit können eine drohende Frühgeburt ankündigen oder durch einen falschen Sitz der Plazenta oder eine vorzeitige Lösung der normalsitzenden Plazenta hervorgerufen werden.

Placenta praevia

„Vorgelagerte Plazenta“, der Mutterkuchen liegt vor dem Kind am inneren Muttermund und versperrt den normalen Geburtsweg.

Mehrlingsschwangerschaft

Zwillinge, Drillinge usw. sind Risikoschwangerschaften und -geburten, die häufiger mit einer vorzeitigen Entbindung enden. Die Belastung für die werdende Mutter ist größer, Schwangerschaftsbeschwerden treten verstärkt auf und die Komplikationsrate (z.B. EPH-Gestose, Plazentainsuffizienz) ist erhöht.

Hydramnion

Eine Vermehrung des Fruchtwassers (über 2 Liter) kann in Verbindung mit einer kindlichen Missbildung stehen. Zuviel Fruchtwasser kann aber auch, auf einen mütterlichen Diabetes oder eine Zwillingsschwangerschaft zurückzuführen sein.

Oligohydramnie

Eine zu geringe Menge von Fruchtwasser findet sich ebenfalls aufgrund verschiedener Ursachen, geht aber nicht selten mit Anomalien der kindlichen Nieren und ableitenden Harnwege einher. Bei Überschreitung des Geburtstermins nimmt die Fruchtwassermenge ab, das hat aber keinen Einfluss auf den Geburtsverlauf.

Terminunklarheit

Der voraussichtliche Geburtstermin lässt sich nicht genau ermitteln, weil exakte Angaben über den ersten Tag der letzten Periode nicht möglich sind (z.B. wegen menstruationsähnlicher Blutungen in der Frühschwangerschaft), oder das errechnete Schwangerschaftsalter stimmt nicht mit den Untersuchungsbefunden überein.

Plazentainsuffizienz

Aufgrund verschiedener Ursachen kann es zu einer Mangeldurchblutung und damit zu einer Funktionsschwäche des Mutterkuchens kommen. Eine chronische Unterversorgung des Fetus mit Nährstoffen und Sauerstoff hat eine Entwicklungsstörung mit Untergewicht und Wachstumshemmung zur Folge. Eine Plazentainsuffizienz tritt häufiger auf bei: Mehrlingsschwangerschaften; Gestose oder Diabetes der Mutter; untergewichtigen, schlecht ernährten oder rauchenden Müttern; vorausgegangenen Fruchtbarkeitsstörungen; fieberhaften Infektionen; Blutungen oder Frühgeburtsneigungen während der Schwangerschaft; Übertragung des Kindes. Risikohinweise sind: ausbleibende Gewichtszunahme bei der Schwangeren, verminderte Größenzunahme der Gebährmutter, unterdurchschnittliche Kindsmaße und eine zu geringe Fruchtwassermenge.

Isthmozervikale Insuffizienz

Bei einer Gebärmutterhalsschwäche öffnet sich, meist nach der 12. SSW, der Muttermund ohne spürbare Wehentätigkeit. Sie ist häufig eine Ursache für Spätaborte. Die Behandlung besteht in diesem Fall in einer rechtzeitigen Cerclage (Zervixumschlingung).

vorzeitige Wehentätigkeit

Ein gelegentliches Ziehen im Unterleib ist während der frühen Schwangerschaft auf das Wachstum der Gebärmutter zurückzuführen, ein zeitweiliges Hartwerden des Bauches in der Regel auf harmlose Uteruskontraktionen (Übungswehen, Senkwehen). Haben Sie einen geburtsvorbereitenden Einfluss auf den Gebärmutterhals, handelt es sich um vorzeitige Wehen.

Anämie

Weil durch die Zunahme des Blutvolumens der Eisenbedarf in der Schwangerschaft ansteigt und oft nicht gedeckt wird, entsteht nicht selten eine Eisenmangelanämie, die sich in einem Absinken des Hämoglobinwertes (normal: 12-16 g/100 ml); vermindert: unter 12g/100 ml) zeigt. Bei einer unbehandelten Anämie leidet das Körpergewebe von Mutter und Kind an Sauerstoffmangel, daraus resultieren eine größere Fehl- und Frühgeburtenrate, eine höhere Säuglingssterblichkeit, häufigere mütterliche Erkrankungen, besonders oft Gestose und an einer Entzündung der Nieren und des Nierenbeckens.

Harnwegsinfektion

In der Schwangerschaft kommt es infolge der hormonellen Weitstellung der Harnleiter, durch den Druck des wachsenden Uterus sowie durch die gesteigerte Durchlässigkeit des Körpergewebes für Keime eher zu einer Infektion der Blase sowie der Nieren und des Nierenbeckenbodens (Pyelonephritis). Insbesondere die Pyelonepritis kann den Verlauf der Schwangerschaft komplizieren, eine Fehl- oder Frühgeburt auslösen und bei nicht ausreichender Behandlung später in ein chronisches Stadium übergehen mit der Gefahr eines Nierenversagens. Eine unerkannt zurückgebliebene Nierenschädigung aus einer früheren Erkrankung ist jetzt eine ernste Komplikation.

Indirekter Coombstest positiv

Dies ist ein Suchtest nach Antikörpern im mütterlichen Blut, die aufgrund einer Sensibilisierung durch unterschiedliche Blutgruppen entstanden sind.

Risiko aus anderen serologischen Befunden

Hier trägt der Arzt gegebenenfalls einen Vermerk ein, wenn beispielsweise ein Befund aus einem Toxoplasmose-Antikörpertest vorliegt. Werdende Mütter können vorsorglich einen Antikörpersuchtest auf AIDS vornehmen lassen. Damit kann festgestellt werden, ob eine Ansteckung mit dem Immunschwächekrankheit auslösenden Virus erfolgt ist. Ein positiver Befund bedeutet zunächst „nur“, daß sich der Körper mit diesem Erreger auseinandergesetzt hat, auch wenn nach neuesten Erkenntnissen mind. 70% der infizierten Personen im Laufe der nächsten 10 Jahre nach der Ansteckung erkranken. Schwangerschaft und Geburt stellen für das Immunsystem eine besondere Belastung dar, wodurch der Ausbruch der Krankheit möglicherweise beschleunigt wird.

Hypertonie

Hoher Blutdruck (Blutdruckwerte über 140/90 mm Hg) ist krankhaft, und geht mit einem erhöhten Risiko für den Feten einher, so dass eine Fehlgeburt, Frühgeburt, Mangelgeburt durch Plazentainsuffizienz, vorzeitige Lösung der Plazenta oder intrauteriner Tod eintreten kann. Bluthochdruck ist – neben Ödemen und Eiweißausscheidungen – das häufigste und wichtigste Symptom einer Gestose, einer schwangerschaftsspezifischen Erkrankung, und besonders bedenklich, wenn er vor der 28. SSW auftritt.

Gestationsdiabetes

Gemeint ist eine Zuckerkrankheit, die nur während der Schwangerschaft auftritt.

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