750.000 Schwangerschaften weist die bundesdeutsche Statistik pro Jahr aus und 2,4 Millionen Frauen haben den festen Wunsch, ein Kind zubekommen. Doch bisher ist nur ganz wenigen werdenden Müttern bewusst, welche große Bedeutung das Vitamin Folsäure für das werdende Kind hat und das Folsäure während der Schwangerschaft wichtig ist. Von allen Vitaminen, die Schwangere brauchen, ist Folsäure sogar für die frühe Entwicklung des Babys das Wichtigste.
Folsäure während der Schwangerschaft -Wissenschaftliche Studien zu Folsäure
Wissenschaftliche Studien zu Folsäure weisen darauf hin, dass Folsäure der befruchteten Eizelle hilft, sich fest in die Gebärmutter einzunisten. Dies ist die Voraussetzung für den günstigen Verlauf der Schwangerschaft. In den folgenden Tagen und Wochen ist Folsäure wichtig, damit aus dem winzigen Embryo Schritt für Schritt ein gesunder, kleiner Mensch heranwächst.
Von etwa 1000 Babys kommt jedoch eines mit einer schweren Fehlbildung auf die Welt, einem „offenen Rücken“ von Medizinern als Spina bifida oder Neuralrohrdefekt bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Störung während der Entwicklung der Wirbelsäule, die Fehlbildungen im Bereich des Rückenmarks und des Gehirns zur Folge hat.
Missbildungen aufgrund von Neuralrohrdefekten sind meist schwerwiegend und führen oft zu lebenslanger Behinderung oder sogar zum Tod. Sie sind zurückzuführen auf einen nur unvollständigen Verschluss der Neuralrinne zum Neuralrohr, was etwa zwischen dem 23. und 28. Tag nach der Befruchtung erfolgt. Aus dem Neuralrohr wird später das Zentralnervensystem (Gehirn, Rückenmark) gebildet.
Die Forschung ist sich heute weitgehend sicher, dass als maßgeblicher Risikofaktor für diese Defekte eine Minderversorgung der werdenden Mutter mit Folsäure gilt. Viele Frauen wissen zum oben genannten Zeitpunkt noch nicht einmal, dass sie schwanger sind und bereits einen um 100 Prozent erhöhten Folsäurebedarf haben. Daher sollten alle Frauen, die schwanger werden möchten, bereits vor der eigentlichen Schwangerschaft auf eine ausreichende Folsäure-Zufuhr achten.
Folsäure während der Schwangerschaft – Folsäuremangel
Folsäuremangel vergrößert aber auch das Fehlgeburt-Risiko und ist möglicherweise für den plötzlichen Kindstod mitverantwortlich. Weiterhin wird dieses Vitamin beim Menschen für den Zellstoffwechsel benötigt – speziell für die Teilung und das Wachstum von Körperzellen. Folsäure ist damit u.a. für die Blutbildung wichtig. Im ersten Drittel der Schwangerschaft ist der Bedarf erhöht, weil beim Embryo in dieser Zeit die Organe angelegt werden und eine sehr intensive Phase des Zellwachstums besteht.
Die Ursache von Neuralrohrdefekten ist ungewiß. Sicher spielt die Vererbung eine Rolle. Schon lange wird aber außerdem vermutet, daß die Ernährung während der ersten Zeit der Schwangerschaft eine Rolle spielt. Dies wurde nun, zumindest für das Vitamin Folsäure, wissenschaftlich bestätigt: Durch die Verabreichung von Folsäurepräparaten bereits vor der Empfängnis konnte das Mißbildungsrisiko in verschiedenen Studien um 70 bis 100 Prozent gesenkt werden.
Richtige Ernährung mit Folsäure
Folsäure ist ein wasserlösliches Vitamin und gehört zur Gruppe der B-Vitamine. Die von den Darmbakterien produzierten Mengen an Folsäure reichen nicht aus, um den täglichen Bedarf von ca. 0,2 mg zu decken. Folsäure muß also über die Ernährung zugeführt werden. Bereits in den ersten Wochen der Schwangerschaft ist der Folsäurebedarf um 100 Prozent erhöht. Besonders kritisch ist diese Situation dadurch, daß der Energiebedarf der Schwangeren nur relativ gering erhöht ist. Eine ausreichende Aufnahme an Folsäure über die tägliche Nahrung wird also erheblich schwieriger.
Müttern, welche bereits ein neuralrohrgeschädigtes Kind geboren haben, wird deshalb heute empfohlen, schon vor einer nächsten Schwangerschaft ein hochdosiertes Folsäurepräparat einzunehmen. Allen anderen Frauen, die schwanger werden möchten oder könnten, wird geraten, sich möglichst folsäurereich zu ernähren.
Wo findet man Folsäure?
Folsäure kommt sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Besonders gute Lieferanten sind Spinat, Salat, Tomaten, Gurken, Brokkoli, Rosen- und Blumenkohl, Eigelb, Endivien, Spargel, Getreide sowie Brot und Backwaren aus Vollkornmehl, Weizenkeime, Hülsenfrüchte und Hefe. Unter den Obstsorten sind Apfelsinen, Bananen und Mangos führend im Gehalt. Trotz der Auswahl entsprechender Lebensmittel bleibt eine ausreichende Versorgung weiterhin kritisch, da dieses Vitamin sehr gut wasserlöslich ist und durch Hitze und Sauerstoff zerstört wird. Die Verluste bei der Zubereitung liegen zwischen 30 und 90 Prozent. Wird das Gemüse als Rohkost genossen oder mit wenig Wasser oder Fett schonend gegart, bleibt das empfindliche Vitamin am besten erhalten.
In welchen Lebensmitteln ist Folsäure?
Mit einer folsäurereichen und damit gesunden Ernährung bereits vor der Schwangerschaft schafft eine Frau sicher gute Voraussetzungen für sich und ihr zukünftiges Kind. Zusätzlich kann es von Vorteil sein, bereits vor oder unmittelbar nach dem Eintreten einer Schwangerschaft mit dem Arzt über die Einnahme eines folsäurereichen Multivitaminpräparates zu diskutieren.
Die medizinischen Fachgesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe, Humangenetik, Kinderheilkunde und Neuropädiatrie sprechen sich dafür aus, daß Frauen mit Kinderwunsch täglich zusätzlich 0,4 mg Folsäure als Präparat einnehmen. Unbedingt zu Empfehlen ist eine Einnahme schon ab dem Zeitpunkt einer geplanten Schwangerschaft, z.B. ab dem Absetzen der Pille.
Eine Studie von Prof. Dr. med. Hasford in München über die Einnahme von Präparaten während der Schwangerschaft ergab überraschend, daß lediglich 20 % der Frauen Folsäure einnahmen. Magnesium dagegen nahmen 70%, Jod 59% und zusätzliche Eisenpräparate 50% ein. Nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt der normale Tagesbedarf von Folsäure bei etwa 150 Mikrogramm. Bei schwangeren Frauen verdoppelt er sich auf etwa 300 Mikrogramm.
Tipps zu Folsäure während der Schwangerschaft
Tipp 1 Folsäure: Gart Gemüse nur so kurz wie unbedingt nötig. Während des Garens schützt ein Deckel die Vitamine vor Sauerstoff und verkürzt die Garzeit. Vermeidet langes Warmhalten und häufiges Aufwärmen von Speisen.
Tipp 2 Folsäure: Wascht das Gemüse vor dem Zerkleinern. Verwendet wenig Kochwasser und laßt Gemüse und Salate nicht lange im Wasser stehen. Verwendet das Gemüsekochwasser als Basis für Suppen und Soßen.
Tipp 3 Folsäure: Der Einfluß von Sauerstoff und Licht zerstört Folsäure, so daß der Gehalt während der Lagerung ständig abnimmt. Eßt deshalb die Lebensmittel möglichst frisch. Lagert das Obst und Gemüse immer kühl und dunkel. Bei längeren Lagerzeiten friert das Gemüse lieber ein.