So ist es einmal ein Schutzkissen, schützt das Ungeborene vor Stößen, denn der Embryo ist ca. ab der 4. Schwangerschaftswoche komplett vom Fruchtwasser umgeben. Gleichzeitig verhindert das Fruchtwasser das Verwachsen des Kindes mit der Fruchtblase, denn es ermöglicht dem wachsenden Embryo die wichtige Bewegung. Am Anfang der Schwangerschaft ist die Fruchtwassermenge etwa 30 ml, später steigert sich die Menge auf etwa 1000ml und zur Geburt sind es dann noch etwa 800 ml. Ähnlich wie das Blut, gibt auch das Fruchtwasser Antwort auf einige Fragen in der Schwangerschaft. Und im Rahmen der sogenannten Pränataldiagnostik fällt dann oft der Begriff „Amniozentese“. Was das ist und wie sie genau abläuft, adeba.de hat sich informiert und beantwortet Dir die wichtigsten Fragen.
Was ist die Amniozentese?
Die Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) ist die am häufigsten verwendete invasive Untersuchung in der pränatalen Diagnostik und ist eine Möglichkeit, um den Gesundheitszustand Deines ungeborenen Kindes zu überprüfen.
Welches Ziel hat die Amniozentese?
Bei der Amniozentese werden die kindlichen Erbanlagen untersucht und so lassen sich verschiedene Erbkrankheiten und Besonderheiten der Chromosomen frühzeitig erkennen.
Wann wird eine Amniozentese durchgeführt?
In der Regel erfolgt die Fruchtwasseruntersuchung in der 15. und 16. Schwangerschaftswoche. Die Fruchtwasseruntersuchung wird in folgenden Fällen empfohlen:
- Wenn die werdende Mutter älter als 35 Jahre ist, denn in dem Fall liegt eine sogenannte Risikoschwangerschaft vor. Mit steigendem Alter der Mutter erhöht sich das Risiko für Chromosomenveränderungen, das kann beim Kind zu geistigen oder körperlichen Behinderungen führen. Eine der bekanntesten Chromosomenstörungen ist die Trisomie 21 (Down-Syndrom).
- Ein genetischer Defekt bei den Eltern oder anderen Verwandten vorliegt
- Bereits ein Kind mit einer Erbkrankheit oder einer angeborenen Stoffwechselerkrankung in der Familie ist.
- Im Rahmen der Ultraschalluntersuchung Hinweise auf kindliche Entwicklungsstörungen oder Fehlbildungen festgestellt worden sind.
Zu einem späteren Zeitpunkt in der Schwangerschaft, etwa ab der 30. Woche, kann die Fruchtwasseruntersuchung erfolgen, wenn
- zwischen Mutter und Kind eine Blutgruppenunterverträglichkeit besteht oder
- um die Lungenreife des Ungeborenen zu bestimmen, wenn eine Frühgeburt droht.
Ablauf der Untersuchung:
Bei der Amniozentese wird durch die Bauchdecke der Schwangeren eine Nadel in die Fruchtblase eingeführt und Fruchtwasser abgesaugt. Die Untersuchung erfolgt in der Regel ohne örtliche Betäubung, denn die Schmerzen sind ähnlich denen einer Blutentnahme. Mit Hilfe des Ultraschall wird die genaue Lage des Ungeborenen bestimmt und dann die geeignete Einstichstelle ermittelt. Auch alle nachfolgenden Schritte erfolgen unter Ultraschallüberwachung. Es wird eine dünne Nadel an der ausgewählten Stelle der Bauchdecke eingeführt und dann bis zur Fruchtblase eingeführt – dort werden ca. 20 ml Flüssigkeit entnommen. Die Fruchtwasserprobe wird im Labor untersucht. Dort werden die Zellen aus der Fruchtwasserprobe weiter gezüchtet und vermehrt. Die Ergebnisse liegen nach max. zwei Wochen vor. Ein Schnelltest, mit dem die Anzahl der Chromosomen 13,18,21 und der Geschlechtschromosomen ermittelt werden, ist ebenfalls möglich, die Ergebnisse liegen dann meist nach einem Tag vor.
Risiken:
Wie bei jedem invasiven (in den Körper eindringend) Eingriff bestehen auch bei der Amniozenthese Risiken. Allerdings kommt es nur selten bei bzw. nach einer Fruchtwasserentnahme zu Komplikationen. Zu den möglichen Komplikationen gehören:
- das Risiko einer Fehlgeburt, es liegt bei etwa 0,5 Prozent
- Einsetzen von Wehen, relativ häufig, allerdings lassen sie in der Regel rasch wieder nach
- Fruchtwasserabgang,
- schwache Blutungen in der Gebärmutter,
- Verletzungen der Gebärmutter oder eine Infektion sind extrem selten
- Verletzung des Kindes durch die Einstichnadel, allerdings sehr selten, wenn der Eingriff die komplette Zeit vom Ultraschall überwacht wird.
Alternativen
Neben der Plazenta-Untersuchung (Chorionzottenbiopsie) ist die Nabelschnurpunktion (Chordozentese) eine weitere invasive Methode, das ungeborene Kind zu untersuchen. Weitere Methoden der Pränataldiagnostik sind Ultraschall und Blutuntersuchungen.
Was zu bedenken ist:
Die Pränataldiagnostik bietet die Möglichkeit, noch vor der Geburt eine Diagnose über eventuelle Krankheiten Deines Kindes zu stellen. Doch trotz eines möglicherweise auffälligen Befundes ist oftmals keine Therapie möglich. Die Untersuchung gibt nämlich auch nur bedingt Aufschluss über die genaue Schwere bzw. das Ausmaß der Erkrankung. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit von Fehldiagnosen. Eltern geraten oft in einen Gewissenskonflikt. Denn Ihr als Eltern habt lediglich die Diagnose, dass Euer Kind höchstwahrscheinlich krank bzw. behindert ist. Das alles aber zu einem Zeitpunkt, wo die Schwangerschaft bereits weit fortgeschritten ist. Für Euch als Eltern, und besonders für Dich als werdende Mutter, bedeutet das eine sehr hohe seelische Belastung.
Autor: jb