Donnerstag, Dezember 19, 2024
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Feinstaub schadet Schwangeren und deren ungeborenen Kindern

Aktuelle Studien weisen die Vergiftung des Fötus durch Luftverschmutzung nach

Dass Feinstaub die Gesundheit massiv gefährdet, ist Dir gewiss nicht neu. Zwei neue Studien zeigen auf, wie schädlich er gerade für schwangere Frauen und deren ungeborene Kinder ist. Wenn Feinstaub eingeatmet wird, können Teile davon über die Lunge in die Blutbahn gelangen.

Für Schwangere sollten da die Alarmglocken läuten, denn so gelangen Gifte des Feinstaubs direkt zum Fötus.

Durch Wissenschaftler der belgischen Hasselt Universität wurden Kohlenstoffpartikel auf der dem Fötus zugewandten Seite des Mutterkuchens nachgewiesen. Eine andere Studie aus China zeigt, dass die Luftverschmutzung in Großstädten eine mögliche Ursache für Fehlgeburten ist.

Luftschadstoffe gefährden den Fötus

Schon eine Londoner Studie aus dem Jahre 2017 zeigte, dass hohe Partikelbelastungen, deren Ursache beispielsweise aus Verbrennungen hervorgeht, zu geringerem Wachstum des Fötus und zu niedrigem Geburtsgewicht führen können. Der Studie wurden Daten von 540.000 Geburten im Zeitraum 2006 bis 2010 in London zugrunde gelegt. Bereits 2013 berichteten Forscher vom Inselspital in Bern, dass sich Feinstaubbelastungen auf die Entwicklung und Funktion der Lunge eines Neugeborenen negativ auswirken.

Feinstaub dringt bis in die Plazenta vor

Der Mutterkuchen beziehungsweise die Plazenta ist jenes Gewebe in der Gebärmutter, welches den Fötus mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Plazenta setzt sich aus mütterlichem und embryonalem Gewebe zusammen. Sie fungiert gleichsam als Trennwand zwischen dem kindlichen und dem mütterlichen Blut.

Der Mutterkuchen kann als Gewebefilter aufgefasst werden, dessen Aufgabe es eigentlich ist, giftige Substanzen vom ungeborenen Kind fernzuhalten. Man spricht daher auch von der Plazentaschranke, die allerdings nicht wirklich alles bis zum letzten Molekül filtern kann.

Das Forscherteam um Hannelore Bové von der belgischen Universität Hasselt hat Kohlenstoffpartikel auf der kindszugewandten Seite der Plazenta nachgewiesen. Die Studie wurde Mitte September 2019 in Nature Communications, einer wissenschaftlichen, peer-reviewten Open-Access-Fachzeitschrift, veröffentlicht.

Der Studie liegen Plazenta-Analysen von 28 Frauen, die gerade ein Kind zur Welt gebracht haben, zugrunde. Jedes untersuchte Gewebe enthielt Rußpartikel, die typischerweise Verbrennungsmotoren zugeordnet werden können.

Die Korrelation war eindeutig

Je stärker die Luftverschmutzung in der Wohnregion, desto mehr Kohlenstoffteilchen im Mutterkuchen. Die gemessenen Belastungen in den Wohngebieten der Probandinnen reichten von 0,63 (sehr gering) bis 2,42 (sehr stark) Mikrogramm Ruß pro Kubikmeter.

Ein entsprechendes Spektrum an Schadstoffen bildete sich direkt im Plazentagewebe der Frauen ab. So werden unsere Kinder schon in der empfindlichsten Phase ihrer Entwicklung mit den Toxinen des Straßenverkehrs bombardiert – mit fatalen Folgen. 

Im Fachmagazin Clinical Epigenetics erschien zu dem Thema ein begleitender Übersichtsartikel. Hierin denkt das Autorenteam um Nelly Saenen, ebenfalls von der Universität Hasselt, über Erklärungsansätze zu den Wirkmechanismen der Feinstaub-Schadstoffe auf die Plazenta und den Fötus nach. Im Vordergrund scheinen epigenetische Veränderungen durch die Luftschadstoffe im Mutterkuchen zu stehen.

Luftverschmutzung in Großstädten als mögliche Ursache von Fehlgeburten

Einer chinesischen Studie zufolge, die im Oktober 2019 in Nature Sustainability publiziert wurde, kann die Luftverschmutzung in Großstädten sogar Fehlgeburten auslösen. Nature Sustainability ist eine hoch angesehene, peer-reviewte wissenschaftliche Fachzeitschrift.

Ungefähr 15 bis 20 Prozent der Schwangerschaften enden während des ersten Trimenon (1. bis 13. Schwangerschaftswoche) mit einem Spontanabort. Die genaue Zahl ist kaum zu beziffern, weil nicht jede Frau deshalb zum Arzt geht, manche bemerken den Abort nicht einmal, wenn ihnen beispielsweise verzögerte Monatsblutungen nicht fremd sind.

Genaue Zahlen sind aber bezüglich des verhaltenen Aborts („missed abortion“) bekannt. In diesen Fällen verbleibt der abgestorbene Embryo im Uterus und muss mittels einer Kürettage entfernt werden. Dieser Anteil liegt in Peking bei ungefähr 7 Prozent.

Liqiang Zhang untersuchte die vermutete Korrelation zwischen verhaltenen Aborten und den Luftschadstoffgehalten in Peking und Umgebung. Besonders deutlich trat ein klarer Zusammenhang mit Schwefeldioxid in Erscheinung. Allerdings ist die Korrelation nicht linear, das heißt, bei doppelter Schwefeldioxidbelastung kam es zu deutlich mehr als nur zu einer Verdoppelung der verhaltenen Aborte.

Dass die Fehlgeburten einzig und allein der Luftverschmutzung zuzuschreiben sind, lässt sich allerdings schwerlich behaupten. Zwar wurden wichtige Einflussfaktoren wie das Alter, der Beruf oder auch die Lufttemperaturen mitberücksichtigt, doch andere dabei nicht unerhebliche Gesichtspunkte wie Rauchen, Heizungsart oder Baumaterialien fanden keine Erwähnung. Nachdem China sich nun endlich um eine Verbesserung der Luftqualität bemüht hat, ging die Anzahl der verhaltenen Aborte allerdings etwas zurück.

Feinstaub schädigt die Gesundheit

In Europa liegt der Grenzwert bei 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dieser betrifft aufs Jahresmittel bezogen Feinstaubpartikel mit Durchmessern kleiner als 2,5 Mikrometer (PM 2,5). Interessanterweise liegt der Grenzwert in den USA sogar bei nur 10 Mikrogramm pro Kubikmeter, was der Empfehlung durch die Weltgesundheitsorganisation WHO entspricht.

Feinstaub birgt deshalb so große Gesundheitsgefahren, weil die Partikel umso tiefer in unseren Körper vordringen können, je kleiner sie sind. Ultrafeine Teilchen werden sogar direkt vom Blut aufgenommen und auf diese Weise an jede mögliche Position verbracht. So ist Feinstaub nicht selten an der Entstehung von Lungenkrebs maßgeblich beteiligt. Darüber hinaus werden Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte, Arterienverkalkung durch Feinstaub begünstigt.

Fazit Feinstaub in der Schwangerschaft:

Die schwangere Frau kann leider nicht viel gegen den schädlichen Einfluss von Abgasen auf den Fötus tun. Bei akuten Belastungen helfen Gesichtsmasken mit Filterfunktion. Hauptverkehrsstraßen sollten von Schwangeren möglichst gemieden werden. Doch sind es vor allem unsere Politiker, die ihren Job richtig machen müssen, indem sie die Zivilgesellschaft per Gesetz vor Feinstaub schützen.

Fachredaktion Adeba
Fachredaktion Adebahttps://magazin.adeba.de/author/fachredaktion/
Ich bin eine Diplom-Psychologin mit Lehrbefähigung, die gerne Texte rund um zwischenmenschliche Beziehungen, Gesundheit und Ernährung schreibt. Manchmal auch über Kultur und Reisen und hin und wieder sogar über Geschichte. Ich freue mich sehr über Eure Kommentare und hoffe, Ihr mögt meine fachlichen Texte, die immer ein wenig meine persönliche Handschrift tragen. Ich möchte Euch rund um die großen Themen Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung informieren, wichtige Anregungen geben und gern auch mal zu einer kontroversen Diskussion provozieren.

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