(pgk 2006) An der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg ist erstmals in Deutschland mit Hilfe einer neuen unterstützenden Technik der künstlichen Befruchtung, der „In-vitro-Maturation“ (IVM) – einer Reifung der Eizellen im Reagenzglas – eine Zwillings-Schwangerschaft gelungen. Die Technik erspart den Frauen eine intensive Hormonbehandlung. Für manche Frauen bietet sie die einzige Chance, ohne größere gesundheitliche Risiken schwanger zu werden.<p>
Die IVM ist eine neue Reproduktionstechnik, bei der unreife Eizellen aus den Eierstöcken entnommen werden, die zuvor wenig oder gar nicht mit Hormonen stimuliert wurden. Dies ergänzt das Verfahren der „In-vitro-Fertilisation“ (IVF, künstliche Befruchtung), welches seit vielen Jahren routinemäßig eingesetzt wird.
„Vor einer künstlichen Befruchtung erhalten Frauen normalerweise wochenlang eine Hormonbehandlung, um die Reifung der Eizellen zu unterstützen und die Entnahme der Eizellen vorzubereiten“, erklärt Privatdozent Dr. von Wolff, Oberarzt der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg. Bei der IVM wird auf eine langfristige Hormongabe verzichtet; die Eizellen reifen vielmehr ein bis zwei Tage lang im Reagenzglas und werden anschließend befruchtet. Für die Reifung werden die natürlichen Hormone FSH (Follikel Stimulierendes Hormon) und HCG (humanes Choriongonadotropin) im Reagenzglas zugesetzt. Nach zwei weiteren Tagen werden die befruchteten Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt.
Die Chance auf eine Schwangerschaft sei recht hoch. Weltweit wurden bislang mehr als 300 Kinder auf diese Art gezeugt. Auch Frauen, die wegen einer Krebserkrankung eine Chemotherapie benötigen, profitieren von der IVM: Ohne eine intensive Hormonbehandlung können Eizellen ohne größeren Zeitverzug entnommen, befruchtet und für die spätere Übertragung tiefgefroren werden.
In Deutschland wird die Behandlung derzeit erprobt; eine Schwangerschaft wurde bislang noch nicht ausgetragen. Seit Anfang 2005 bietet die Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörunen durch Privatdozent Dr. Michael von Wolff und die Biologin Frau Dr. Inge Eberhardt die In-vitro-Maturation an. Auch die Universitätsfrauenklinik Lübeck hat die Methode in ihr Behandlungsangebot aufgenommen.
Bei Rückfragen:
Privatdozent Dr. med. Michael von Wolff, Voßstrasse 9, 69115 Heidelberg
Bearbeiter: Kerstin Tesch