Mittwoch, April 24, 2024
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Stimmungstief im Herbst – nur schlechte Laune oder echte „saisonal abhängige Depression“?

Was jeder gegen den Herbst- oder Winterblues tun kann

Für viele Menschen ist nicht der Sommer, sondern eher der Herbst die schönste Jahreszeit. Die belastende Sommerhitze ist endgültig vorbei, dennoch gibt es gerade im Oktober viele warme Tage, in denen die bereits tiefer stehende Sonne die Parks und Wälder mit schräg einfallendem Licht durchflutet. Auf der anderen Seite werden die Tage immer kürzer, es breitet sich zu wenig Licht, dafür aber Dunkelheit aus, oft begleitet von Wind und Regen. Jeder weiß, dass sich auf diese Weise die lange, kalte Jahreszeit ankündigt, die sich wahrscheinlich wieder bis Mitte Mai im Lande festkrallt.

Das sind keine schönen Aussichten. Kommen dann noch stressige Situationen am Arbeitsplatz und innerhalb der Familie oder eine ernsthafte Erkrankung hinzu, ist das Rezept für einen intensiven Winterblues perfekt. Je weiter nördlich wir uns in Europa befinden, desto ausgeprägter stellt sich diese Situation dar. Frauen sind übrigens in etwa viermal häufiger vom winterlichen Stimmungstief betroffen als Männer.

Aber warum macht Dunkelheit traurig?

Wenn weniger Licht durch die Augen auf die Netzhaut trifft, kommt es zur vermehrten Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin, das den Schlaf-wach-Rhythmus steuert. Melatonin-Überschuss sorgt für ständige Müdigkeit und überdies für schlechte Laune.

Gleichzeitig wird im Gehirn weniger Serotonin produziert, das auch als Wohlfühlhormon bekannt ist und stimmungsaufhellend sowie entspannend wirkt, somit für einen guten gesunden Schlaf verantwortlich ist. Eine Vorstufe des Serotonins steckt zum Beispiel in Schokolade, die bekanntlich glücklich macht. Gerade im Winter entwickeln viele Menschen geradezu einen Heißhunger auf Schokolade, was übrigens nichts mit dem weihnachtlichen Ambiente zu tun hat.

Mit welchen Anzeichen macht sich der Winterblues bemerkbar?

Damit sind wir auch schon bei den Symptomen, auf die jeder achten sollte, angekommen. Im Einzelnen handelt es sich um:

  • plötzliche, unerklärbare Traurigkeit
  • dunkle Gedanken und erhöhte Gereiztheit
  • ständige Müdigkeit bis hin zu Erschöpfung
  • Energielosigkeit
  • Antriebslosigkeit und starkes Schlafbedürfnis
  • gesteigertes Hungergefühl
  • erhöhter Appetit auf Kohlenhydrate und Süßes

Wenn zugleich mehrere derartige Symptome während zwei oder drei Winter hintereinander auftreten, ist es mehr als nur ein Winterblues, dann handelt es sich um eine ausgewachsene Herbst-Depression oder eben Winter-Depression und sollte unbedingt von einem Arzt begutachtet werden.

Was tun gegen die depressive Stimmung?

Wie bereits erwähnt ist es vor allem das fehlende Tageslicht, das für das Stimmungstief mitverantwortlich ist. Aus diesem Grunde ist es überaus wichtig, jeden Tag, auch bei schlechtem Wetter, wenigstens eine Stunde an der frischen Luft zu verbringen, was zudem etwas abhärtet und die Abwehrkräfte positiv stimuliert, gerade dann, wenn die Aktivität schon am frühen Vormittag erfolgt. Am besten ist es, den Aufenthalt draußen mit etwas Sport wie Jogging zu verbinden. Es tut aber auch ein ausgedehnter, schneller Spaziergang möglichst durch einen Park oder Wald.

Tatsächlich freut sich unser Körper über jede Aktivität an der frischen Luft und zahlt uns dies mit einer stabilen Gesundheit und Leistungsfähigkeit zurück. Warum nicht:

  • mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren
  • ein Wochenende im Skigebiet verbringen
  • regelmäßig gemütliche Morgen- oder Abendspaziergänge machen
  • im Fitness-Center anmelden

Bedenke: Auch ein bewölkter Wintertag ist viel heller als die Wohnzimmerbeleuchtung. Da unsere Wahrnehmung in aller Regel ein logarithmisches Auflösungsvermögen hat, nehmen wir solche Unterschiede nicht immer richtig wahr.

Für die meisten sind es ganz einfache Maßnahmen, die dabei helfen, den Winterblues zu vertreiben. Mit dem beruhigenden Licht von Kerzen sollten wir es uns öfter mal gemütlich machen, die Freunde und Familie einladen und auf diese Weise für alle ein hohes Maß an Entspannung herbeiführen.

Bewegung und Sport, darüber wurde bereits berichtet, wirken ebenfalls stimmungsaufhellend, übrigens besonders effektiv in der gemeinsamen Ausübung. Last, but not least möchten wir noch auf die frappierend gute Wirkung von Massagen hinweisen, die aus unserer Sicht bei solchen Diskussionen stets viel zu wenig berücksichtigt werden.

Mit der richtigen Ernährung hat der Winterblues keine Chance

Die fehlenden Sonnenstrahlen können nach Wochen oder Monaten zu Vitamin D Mangel führen. Dieser ist nicht so einfach durch eine Ernährungsumstellung in den Griff zu kriegen, da Vitamin D erst in unserer Haut bei genügend natürlicher UV-Strahlung erzeugt wird. Der Besuch im Sonnenstudio hilft hier nur bedingt, kann aber die Haut schädigen. Daher ist eine Winterreise zum Beispiel an ein südlicher gelegenes Meer unbedingt zu empfehlen, auch dann, wenn die Wassertemperaturen das Badengehen noch nicht zulassen.


Ansonsten lässt sich jeglicher Vitalstoffmangel durch eine ausgewogene, gesunde Ernährung schnell ausgleichen. Es beginnt damit, dass wir Heißhungerattacken auf Süßigkeiten nicht blind nachgeben. Die richtigen Nahrungsergänzungsmittel anstelle von Schokolade sind die Antwort, die darauf zu geben ist. Grundsätzlich lässt sich hierzu feststellen, dass weniger Fleisch und mehr Gemüse und Obst, wozu wir auch verschiedene Nüsse und Kerne wegen ihres Gehalts an gesunden Omega-3-Fettsäuren zählen, bei der Ernährung genau die richtige Herangehensweise ist.

Medizinische Behandlungsmöglichkeiten bei Herbstdepressionen oder Winterdepressionen

Es ist nicht sonderlich verwunderlich, dass sich als Maßnahme gegen Winterdepressionen die Lichttherapie besonders gut bewährt hat. Dazu setzt sich der Patient jeweils eine Stunde nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang vor ein Lichtgerät. Dadurch wird auf künstliche Weise sein Tag verlängert, was nach einigen Anwendungstagen messbar stimmungsaufhellend wirkt.

Bei einer besonders schweren Form einer Winterdepression kommt der Patient um die Einnahme von Medikamenten nicht herum. Dabei handelt es sich meistens um Antidepressiva, die in dieser Weise auch bei saisonunabhängigen Depressionen verschrieben werden. Allerdings können einige dieser Medikamente sogar einen Serotoninabfall bewirken. So werden beispielsweise zur Behandlung von Zwangs- und Angststörungen häufig selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI) wie Citalopram beziehungsweise Cipramil verschrieben.

Das Dauerthema Depression

Weil es für alle Betroffenen so wichtig ist, so früh wie möglich gegenzusteuern, sollen abschließend noch ein paar allgemeine Aspekte zum Thema Depressionen erörtert werden. In den Industrienationen gehört die Diagnose Burn-out zu jenen mit einer besonders großen „Performance“. Eine genaue Abgrenzung zur Depression kann bislang übrigens niemand liefern. Insofern sollten wir uns nicht an den „Begrifflichkeiten“ aufhängen.


Wichtig ist, dass alle betroffenen Patienten rechtzeitig in optimaler Weise therapiert werden. Die meisten Ärzte greifen viel zu schnell zu Antidepressiva, die in einer Art Suchverfahren umständlich „eingestellt“ werden müssen. Auf die typischen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wurde oben schon hingewiesen. Mit ihrer Hilfe soll die Serotonin-Konzentration innerhalb der Gewebeflüssigkeiten des Gehirns erhöht werden.

Es ist richtig, dass der Botenstoff Serotonin unsere Stimmung verbessert, das ist schon lange bekannt. Es handelt sich um ein sogenanntes Glückshormon wie Noradrenalin und Dopamin. Aber derartige Medikamente haben ihren Preis und damit ist nicht nur Geld gemeint, sondern angespielt werden soll damit auf die erheblichen Nebenwirkungen.

Viele Heilpraktiker schwören daher auf natürliche Alternativen, die es ja gibt. Eine davon ist zum Beispiel die Griffonia-Pflanze, die viel endogenes Serotonin enthält. Es handelt sich dabei um wasserfreies 5-Hydroxytryptophan (5-HTP).

Ursachenforschung

Es gibt immer mehr Experten, die für die deutliche Zunahme der Burn-out-Erkrankungen ein modernes gesellschaftliches Phänomen verantwortlich machen. Dieses steht möglicherweise in einem engen Zusammenhang mit der Digitalisierung, von der unsere Gesellschaft zurzeit gar nicht genug kriegen kann. Genauer gesagt geht es um die viel zu schnellen und drastischen Veränderungen unserer Arbeitswelt, die vor allem zu Reizüberflutung führen.

Ungefähr seit 1990 haben sich die Krankmeldungen aufgrund von „seelischem Leid“ nahezu verdoppelt und ein Ende des Anstiegs in dieser Grafik ist nicht abzusehen. Deshalb hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits Alarm geschlagen und Stress im Berufsleben als eine der massivsten Gesundheitsgefahren in diesem Jahrhundert ausgemacht.

Die Pharmaindustrie ist darauf, wie zu erwarten, unmittelbar angesprungen, denn aus solchen offiziellen Statements lassen sich stets satte Gewinne generieren. Ein Ergebnis daraus sind die schon oben erwähnten Selective Serotonin Reuptake Inhibitors (SSRI), die zu einem permanent erhöhten Serotoninspiegel führen. Doch auf lange Sicht haben es die damit verbundenen Nebenwirkungen in sich.

Selective serotonin reuptake inhibitors (SSRIs) – Mayo Clinic

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer – Wikipedia

Fachredaktion Adeba
Fachredaktion Adebahttps://magazin.adeba.de/author/fachredaktion/
Ich bin eine Diplom-Psychologin mit Lehrbefähigung, die gerne Texte rund um zwischenmenschliche Beziehungen, Gesundheit und Ernährung schreibt. Manchmal auch über Kultur und Reisen und hin und wieder sogar über Geschichte. Ich freue mich sehr über Eure Kommentare und hoffe, Ihr mögt meine fachlichen Texte, die immer ein wenig meine persönliche Handschrift tragen. Ich möchte Euch rund um die großen Themen Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung informieren, wichtige Anregungen geben und gern auch mal zu einer kontroversen Diskussion provozieren.

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