Ein wunderbar ausgefeiltes System sorgt dafür, daß es dem Baby im Mutterleib an nichts fehlt und es sich geschützt und wohlversorgt entwickeln kann. adeba.de erklärt Euch die Bedeutung von Plazenta, Nabelschnur und Fruchtwasser.
Die Plazenta
An der Stelle der Gebärmutterwand, wo sich das Ei eingenistet hat, bildet sich der Mutterkuchen, auch Plazenta genannt. Die Plazenta ist das wichtigste Organ in dem vorgeburtlichen Versorgungssystem, das Bindeglied zwischen Mutter und Kind.
Von ihr bezieht das Ungeborene über die Nabelschnur Nahrung und Sauerstoff, alles, was es zu seinem gesunden Wachstum braucht. Sie produziert für die Schwangerschaft notwendige Hormone. Außerdem schirmt sie das Baby gegen viele Krankheitskeime und Schadstoffe ab. Allerdings nicht so perfekt, wie lange angenommen wurde. Inzwischen weiß man, daß die dünne Haut, die in der Plazenta schützend zwischen mütterlichen und kindlichen Kreislauf liegt, bestimmte schädliche Substanzen durchläßt. Dazu gehören neben Alkohol und Medikamenten verschiedene Stoffe wie Blei, Cadmium und Nickel, die die Mutter über nicht einwandfreie Lebensmittel zu sich nimmt oder mit der Luft einatmet. Auch einige Krankheitserreger, u.a. von Röteln, Toxoplasmose und Lues, können ungehindert passieren. Nikotin dagegen beeinträchtigt die Funktion der Plazenta. Ihre Blutgefäße verengen sich, und damit wird das Baby nur unzureichend versorgt.
Die Nabelschnur
Die Nabelschnur ist der Transportweg zwischen mütterlichen und kindlichen Organismus. In ihr winden sich zwei dünne Arterien um eine weiche, dicke Vene. Diese Blutbahnen münden auf der einen Seite in ein Netz feiner Verästlungen innerhalb der Plazenta. Auf der anderen Seite führen sie zum Bauch des Babys und von da aus weiter in seine Leber und sein Herz.
Über die Arterie gelangt frisches Blut mit Sauerstoff und Nahrung in den Kreislauf des Kindes. Über die Venen gibt es „verbrauchtes“ Blut samt alles Abfallstoffe an den Kreislauf der Mutter zurück.
Die 10 -15 mm dicke, bläuliche Nabelschnur wächst mit dem Kind. Am Anfang mißt sie nur 15 mm, am Ende hat sie eine durchschnittliche Länge von 50 – 60 cm. Ungefähr 350 Liter Flüssigkeit fließen pro Tag (!) durch sie hindurch.
Gewöhnlich ist die Nabelschnur wie eine Spirale gedreht. Diese Form beruht darauf, daß die beiden Arterien und die Vene länger sind als die sie umgebende Hülle. Eine pfiffige Sicherheitsmaßnahme für lebhafte Föten. Aufgrund dieser Spiralform kann sie nicht so leicht abknicken wie ein gerades Rohr. Selbst Knoten und Schlingen bedeuten keine ernsthafte Gefahr für das Baby. Den meisten Babys gelingt es, sich innerhalb kürzester Zeit, sich aus den Umschlingungen zu befreien. Ernsthafte Komplikationen treten sehr selten auf. Sogar Kinder, die mit der Nabelschnur um den Hals geboren werden, sind in 99 Prozent der Fälle nicht gefährdet.
Die Nabelschnur hat aber nicht nur einen praktischen Nutzen. Auf vielen Ultraschallbildern kann beobachtet werden, wie das Baby damit spielt. Ungefähr im vierten Monat fängt es an, nach der Nabelschnur zu greifen, sie zu drücken, sich an ihr festzuhalten und auf ihr herumzukauen. Ein erstes Spielzeug schon im Mutterleib.
Das Fruchtwasser
Ungefähr in der achten Schwangerschaftswoche ist die Fruchtblase fertig, die den Keim umhüllt. Jetzt beginnen ihre inneren Häute Fruchtwasser zu bilden, aber auch aus dem Blut der Mutter dringt zusätzliche Flüssigkeit durch die Eihäute in die Fruchtblase ein. Das klare, manchmal auch milchige Fruchtwasser füllt die ganze Fruchtblase aus und bietet dem Baby ideale Lebensbedingungen. Geschützt gegen Lärm, Druck und Stöße von außen schwimmt es hier bei wohliger Temperatur in seinem eigenen Element. Mit genügend Spielraum, um sich bewegen und seine Knochen und Muskeln gesund entwickeln zu können. Erst in den letzten beiden Schwangerschaftsmonaten wird es eng für Turnübungen.
Ungefähr ab der 12. Woche ist das Baby an Herstellung und Verbrauch des Fruchtwassers selbst beteiligt. Seine Lungen und Atemwege füllen sich mit Wasser. Es fängt an davon zu trinken, und weil seine Nieren schon arbeiten, beginnt es auch, Urin auszuscheiden. Dieser Babyurin ist steril und deshalb nicht unhygienisch.
Einen Teil der Flüssigkeit resorbieren die Eihäute, ein weiterer Teil wird über die Plazenta zur Mutter zurückgeführt. Was so auf verschiedene Weise an Wasser verschwindet, wird sofort ersetzt. Ein raffinierter Mechanismus sorgt dafür, daß sich die gesamte Menge – in den letzten Schwangerschaftswochen rund ein bis eineinhalb Liter – alle drei Stunden vollständig (!) erneuert. Im Fruchtwasser, medizinisch Amnionflüssigkeit genannt, sind Eiweiß, Zucker, Natrium, Kalium und Spurenelemente enthalten, aber auch Haare und Zellen des Babys.
Quelle: u.a. Cornelia von Hoerner-Nitsch: „Der Weg ins Leben“