Sonntag, Dezember 15, 2024
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Frühchen – zu eilig ins Leben gestartet

Frühgeburt droht, was tun?

Dauert die Schwangerschaft kürzer als 260 Tage oder weniger als 37 abgeschlossene Wochen, spricht man von einer Frühgeburt. Lest in unserem Special Wissenswertes zu diesem Thema, informiert Euch über Risiken, Vorbeugung oder Überlebenschancen früh geborener Kinder.

Was ist ein Frühchen?

In Deutschland kommen jährlich rund 60.000 Kinder früher als geplant zur Welt. Als Frühgeburten werden Geburten vor der 37. Schwangerschaftswoche bezeichnet und Kinder, deren Geburtsgewicht weniger als 2.500 Gramm beträgt. Dabei ist es jedoch beruhigend zu wissen, dass Kinder, die nach der 35. Schwangerschaftswoche geboren werden und damit meist ein Gewicht von über 2500 g haben, nur sehr selten Probleme in Folge der Frühgeburt haben. Trotz der sehr guten Vorsorgemöglichkeiten treten Frühgeburten heute genauso oft auf wie in früheren Zeiten.

Überlebenschancen von Frühchen

Durch die heutigen sehr guten Behandlungsmöglichkeiten überleben erheblich mehr Frühgeborene als früher. Die Überlebensrate hängt in erste Linie von der Entwicklung der Lungen, auch „Lungenreife“ genannt, und dem Geburtsgewicht ab. Bei Kindern, die weniger als 1.500 Gramm wiegen, ist die Überlebenschance deutlich niedriger als bei Frühgeburten, deren Gewicht über 2.500 Gramm liegt.

Wann überlebt ein Frühchen?

Nach einer Studie von Karel Marsal von der Universität Lund in Schweden ergeben sich folgende Prognosen:

  • vollendete 28.-29. SSW – Überlebensrate: über 95%
  • vollendete 27. SSW – Überlebensrate: 90%
  • vollendete 26. SSW – Überlebensrate: 85%
  • vollendete 25. SSW – Überlebensrate: 82 %
  • vollendete 24. SSW – Überlebensrate: 67 %
  • vollendete 23. SSW – Überlebensrate: 53 %
  • vollendete 22. SSW – Überlebensrate: 9,8 %

Der frühestgeborene überlebende Mensch kam 2006 in der 22. Schwangerschaftswoche zur Welt und wog 280 g bei einer Größe von 24 cm (Stand 2007)

Getoppt wird er von einem Jungen der  in Deutschland 2009 zur Welt kam und  275 Gramm gewogen haben soll (Göttinger Universitätsmedizin). Damit wäre er der bisher leichteste Junge, der eine so frühe Geburt überlebt hat.

Das früheste Frühchen ist Frieda die nur die Hälfte der normalen Zeit im Bauch blieb. Sie kam nach 21 Wochen und fünf Tagen zur Welt und wog  460 Gramm.

Auch wenn sich die Überlebensraten in den letzten Jahren erfreulich entwickelt haben, stellt sich die ethische Frage „Wie früh ist zu früh?“. Die Fachgesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin hat dazu 1999 eine offiziellen Empfehlung veröffentlicht:

Ab 24 vollendeten SSW sollten immer lebenserhaltende Maßnahmen eingesetzt werden, falls keine lebensbedrohlichen Gesundheitsstörungen vorliegen. In der Zeitspanne von 22-23 vollendeten SSW sollte nach dem Einzelfall entschieden werden und nur bei deutlichen Lebenszeichen mit intensivmedizinischen Maßnahmen begonnen werden.

Ursachen einer Frühgeburt

Es gibt zahlreiche Risikofaktoren, wie beispielsweise:

  • Fruchtwasserinfektion
  • Rauchen vor der Schwangerschaft
  • Rauchen in der Schwangerschaft
  • Parodontitis
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Vorzeitiger Blasensprung
  • Plazentainsuffizienz
  • seelischer Stress
  • sehr junge Mutter (< 18 Jahre)
  • ältere Mutter (> 30 Jahre)
  • starkes Übergewicht
  • körperliche Überanstrengung
  • Diabetes
  • Geburten in sehr kurzen Abständen
  • Gestose
  • Gebärmutterfehlbildungen
  • Alkohol- oder Drogenkonsum

In vielen Fällen lässt sich jedoch keine Ursache für die verfrühten Wehen finden.

Wahl der Geburtsklinik bei drohender Frühgeburt

Wenn eine Frühgeburt droht, kann das Überleben des Kindes und auch die Chance, ein Leben ohne bleibende Schäden zu führen davon abhängen, in welcher Klinik die Mutter entbindet. Je früher sich die Entbindung ankündigt, um so entscheidender ist eine fachkundige Erstversorgung des unreifen Neugeborenen durch einen spezialisierten Kinderarzt und die anschließende Behandlung auf der Frühgeborenen-Intensivstation sogenannter Perinatalzentren. Perinatalzentren werden drei verschiedenen Levels zugeordnet:

  • Level-1-Zentren sind für Kinder mit höchstem Risiko gedacht. Dazu zählen Babys, die vor der 29. SSW zur Welt kommen und voraussichtlich unter 1250 Gramm wiegen.
  • Level-2-Zentren können Frühgeborene versorgen, die ab der 29. SSW zur Welt kommen und leichter als 1500 Gramm sind.
  • Zu den Level-3-Zentren gehören Kliniken mit perinatalem Schwerpunkt. Diese sollen nur Frühgeborene aufnehmen, die schwerer als 1500 Gramm sind und ab der 33. SSW geboren werden.

Vorbeugung einer Frühgeburt

Schwangere können einiges tun, um das Risiko einer zu frühen Geburt möglichst gering zu halten:

  • ausgewogene Ernährung
  • nicht rauchen
  • keinen Alkohol trinken
  • Kaffeekonsum einschränken

Manchmal gibt es Risiken, mit denen man überhaupt nicht rechnet: Selbst die Zähne können Einfluss auf die Schwangerschaft nehmen, denn Karies und Parodontitis können Infektionen auslösen. Besonderes Augenmerk sollte sie auf die Einnahmen von Medikamente richten. Nicht alle eignen sich für Schwangere!

Vaginalinfektionen sind während der ganzen Schwangerschaft, besonders aber in den Wochen vor der Geburt, ein Risiko für das ungeborene Kind. Da man weiß, dass Scheideninfektionen häufig für die Entstehung von vorzeitigen Wehen bzw. eines vorzeitigen Blasensprungs verantwortlich sind, ist die frühzeitige Erkennung solcher Infektionen der derzeit wichtigste Ansatzpunkt einer Frühgeburtenvermeidung.

Daher ist es wichtig, die regelmäßigen Untersuchungstermine beim Gynäkologen wahrzunehmen und den pH-Wert regelmäßig zu überprüfen. Da die Abstände dieser Untersuchungen jedoch relativ groß sind und eine Scheideninfektion möglichst sofort bei ihrer Entstehung erkannt werden sollte, ist eine zweimal wöchentliche Selbstuntersuchung durch die Schwangere sehr hilfreich.

Eine Störung des Bakterienmilieus der Scheide (sog. Bakterielle Vaginose) führt zu einer Verschiebung des Scheiden-Säure-Wertes (pH-Wert). Diese Scheiden-pH-Wert-Verschiebung lässt sich leicht durch einen Messstreifen, der in die Scheide eingeführt wird, messen. In der Apotheke sind solche Messstreifen frei verkäuflich (z.B. vaginaler pH-Messstreifen, pH 4,0 – 7,0, Firma Merck oder Careplan Scheiden-pH-Handschuhe). Ist der Scheiden-pH-Wert erhöht, solltet Ihr zügig den Frauenarzt aufsuchen, um eine Infektion ausschließen oder behandeln zu lassen.

Werdende Mütter sollten gut über den Schwangerschaftsverlauf und die Veränderungen, die ihr Körper während der Schwangerschaft durchmacht, informiert sein. Diese ausführliche, ganzheitliche Betreuung übernimmt der Frauenarzt oder die Hebamme. Ungewöhnliches kann dann schneller wahrgenommen und mit dem Gynäkologen besprochen werden.

Die Verantwortung liegt aber nicht nur bei Mutter und Arzt, auch arbeitsschutzrechtlich wird für die Schwangere gesorgt. In den Mutterschutzrichtlinien ist festgelegt, dass Nachtarbeit, das Heben schwerer Lasten, sowie Fließbandarbeit und langes Stehen für Schwangere nicht erlaubt ist.

Anzeichen einer Frühgeburt

50 Prozent der Frühgeburten kommen nicht aus heiterem Himmel, oft gibt es schon im Vorfeld Warnsignale, die eine Frühgeburt ankündigen:

  • Vermehrter und unangenehm riechender Ausfluss
  • ungewöhnlich häufiges Wasserlassen
  • plötzliche Schmierblutungen
  • Brennen und Jucken in der Scheide
  • Fieber
  • starker Durchfall
  • Vorzeitige Wehen
  • vorzeitiger Blasensprung

Vorzeitige Wehen erkennt man an starken Bauchschmerzen, ähnlich denen von Menstruationsbeschwerden, ein Ziehen in Rücken oder Leistenbereich sowie das Verhärten des Unterbauches in kurzen Abständen.

Behandlung bei drohender Frühgeburt

Bei vorzeitigen Wehen ist strenge Bettruhe angezeigt. In Ausnahmefällen können wehenhemmende Mittel verabreicht werden. Dadurch werden nicht die Ursachen beseitigt, aber es wird Zeit gewonnen, in der sich das Kind entwickeln kann. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Öffnung des Muttermundes operativ mit einer Schlinge zu schließen.

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