Freitag, November 15, 2024
StartGesundheitRund um Deine GesundheitDas toxische Schocksyndrom - TSS: eine unbekannte Gefahr

Das toxische Schocksyndrom – TSS: eine unbekannte Gefahr

TSS - Tod durch den Killer-Tampon

Beim toxischen Schocksyndrom (TSS) handelt es sich um eine schwere Infektion, die zu Kreislauf- und Organversagen führen kann. Diese im Volksmund gern als „Tamponkrankheit“ bezeichnete, sehr seltene Infektion geht auf Toxine durch Bakterien zurück. Betroffen ist davon jedes Jahr ungefähr eine von 200.000 Frauen.

Tamponkrankheit Ursachen

Wenn die Bakterien über die Gebärmutter oder eine offene Wunde in den Blutkreislauf gelangen, vergiften sie den Körper, was zu einem tödlichen Schock führen kann. Bei den meisten bekannten TSS-Fällen war das zu lange Tragen des Tampons während der Periode dafür verantwortlich. Es wurde herausgefunden, dass es vornehmlich die Bakterienarten Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes (eher selten) sind, die zu TSS führen. Daher spricht man in diesem Zusammenhang auch vom Streptokokken-induzierten toxischen Schock-Syndrom (STSS).

TSS ist eine seltene, aber sehr ernst zu nehmende Infektion

Während der späten 1970er Jahre führte das toxische Schocksyndrom vor allem in den USA zu vielen Todesfällen. Damals war der erste (moderne) „super-absorbierende“ Tampon aus synthetischem Polyester auf den Markt gekommen. Es mussten einige Jahre vergehen, bis man begriff, dass immerhin zwei Drittel der Frauen, die an TSS erkrankt waren, solche Tampons benutzt hatten. Daraufhin wurden diese Tampons sogar vom Markt genommen. Dennoch wurde TSS damit nicht ausgerottet, erleiden doch auch heute noch viele Frauen die Tampon-Krankheit, vielleicht aus Unwissenheit, die aber leicht abzustellen ist.

Amerikanischen Schätzungen zufolge sind allein in den USA jedes Jahr ungefähr 2.000 solcher Fälle zu beklagen, wovon zehn Prozent sogar tödlich enden. Zwar geht man davon aus, dass die Zahl der Infektionen in Europa deutlich niedriger liegt, aber wissen kann das niemand, da TSS nicht meldepflichtig ist und daher von einer großen Dunkelziffer auszugehen ist.

Trotz der gesetzlichen Vorschrift, dass jede Tampon-Verpackung mit dem Hinweis auf die TSS-Gefahr ausgestattet sein muss, kommt es immer wieder zu solchen Fällen wie bei der 13-jährigen Jemma-Louise Roberts aus Manchester. Sie hatte 2015 gerade damit begonnen, Tampons zu verwenden, als ihr eines Tages sehr übel wurde und sie unter Durchfall litt. Ihr Arzt therapierte sie gegen das Norovirus, das ganz ähnliche Symptome zeitigt. Ungefähr nach einer Woche starb das Mädchen. Das britische Model Lauren Wasser hatte noch „Glück“, weil diese junge Frau durch TSS „nur“ ein Bein verloren hat.

Wie entwickelt sich das toxische Schocksyndrom?

Staphylokokken-Bakterien gehören fast zum normalen Inventar aller Menschen. Insbesondere kommen sie in den Schleimhäuten der Nase und der Scheide vor. Es sind vielmehr ganz bestimmte Staphylokokken-Stämme, die Gifte (Toxine) produzieren und auf diese Weise große gesundheitliche Schäden anrichten.

Besonders saugfähige Tampons binden unter anderem Magnesium, wodurch sich das Scheidenmilieu (pH-Wert) drastisch ändert. In der nunmehr magnesiumarmen Umgebung schütten die Bakterien vermehrt Giftstoffe aus. Außerdem bildet die Schleimhaut jetzt nicht mehr die erforderliche Barriere, sodass der Übertritt der Toxine in die Blutbahn oder in die Gebärmutter gewährleistet ist.

Die ersten Symptome des toxischen Schocksyndroms

Die Erkrankung beginnt mit plötzlich einsetzendem, hohen Fieber (39,0 bis 40,5 °C), das lange anhält und mit Kopfschmerzen und Benommenheit verbunden ist. In vielen Fällen treten auch diffuse Hautveränderungen auf, die an einen Sonnenbrand erinnern. Typischerweise schreitet die Krankheit sehr schnell voran. Der schockbedingte, starke Blutdruckabfall kann innerhalb weniger Tage zu massiven Funktionsstörungen innerer Organe wie Herz, Leber, Nieren oder Lunge führen, um schließlich durch Multiorganversagen zum Tode zu führen.

TSS durch Staphylokokken

In diesem Fall ist der Krankheitsverlauf nicht ganz so dramatisch, circa 97 Prozent der Patienten können geheilt werden. Typische Symptome sind hierbei Erbrechen und Durchfall in Kombination mit Verwirrtheit, nach wenigen Tagen kommt es zu Abschuppungen der Haut an den Fußsohlen und an den Handflächen. Das Blutbild zeigt erhöhte CK-Werte (Kreatinkinase), die Zahl der Blutplättchen ist deutlich vermindert und die Leberzellen erfahren nachhaltige Schädigungen.

TSS durch Streptokokken

In diesem Fall ist die Prognose dramatisch. Es treten sehr starke Schmerzen im Bereich der Infektion auf. Bei der Hälfte der Patienten kommt es zu akuter Atemnot. Die Leber wird schwer geschädigt und es kommt zu einer massiven Blutgerinnungsstörung.

Wer trägt ein erhöhtes Risiko, an TSS zu erkranken?

  • Es ist schon auffällig, dass es gerade jüngere Frauen sind, die an TSS erkranken.
  • Frauen, bei denen bereits eine Staphylokokken-Besiedelung der Scheide festgestellt wurde.
  • Frauen, die hochgradig saugfähige Tampons verwenden.
  • Wer seine Tampons zu lange in der Scheide belässt oder sie sogar vergisst.
  • Frauen, die empfängnisverhütende Schwämme, Diaphragmen oder Membranen verwenden.

Tampons aus synthetischen Materialien können viel Flüssigkeit aufnehmen. Viele Frauen interpretieren diese Tatsache so, dass sie die Tampons deshalb länger tragen können und sollen. Eine Studie, die am New York University Medical Center durchgeführt wurde, belegt, dass das TSS-Risiko bei Tampons aus reiner Biobaumwolle deutlich geringer ist.

Tipps zur Vermeidung von TSS

  • Ersetze den Tampon nach maximal sechs Stunden. Eine Menstruationstasse sollte nach maximal 12 Stunden entleert werden, um sie gründlich zu reinigen, bevor sie erneut eingesetzt wird.
  • Bei allen Aktionen ist gründliches Händewaschen oberstes Gebot.
  • Nachts verwendest Du besser eine Binde oder Slip-Einlage.
  • Wähle möglichst stets die kleinste Tampon-Größe und entscheide Dich für die supersaugfähige Variante nur dann, wenn unbedingt nötig.
  • Tampons aus 100 Prozent Biobaumwolle reduzieren das TSS-Risiko.

Eine Studie im Medizin-Journal „Canadian Family Physician (CFP)“ berichtete im Jahre 2011 über Menstruationskappen. Sie begünstigen die Vermehrung der Bakterien, die zum toxischen Schocksyndrom führen, weniger als ein konventioneller Tampon, vorausgesetzt, man reinigt sie fachgerecht.

Wichtiger abschließender Hinweis zum TSS

Wenn plötzlich und unerwartet hohes Fieber auftritt, unbedingt sofort den Tampon, das Diaphragma oder die Verhütungskappe entfernen. Lass Dich unverzüglich zu einem Arzt bringen oder rufe einen Notarzt an, der sogleich den Blutdruck kontrollieren soll. Lass Dich auf keinen Fall abwimmeln! Wenn rechtzeitig das richtige Antibiotikum verabreicht wird, wird alles gut. Trotzdem ist die stationäre Behandlung und Beobachtung in der Klinik erforderlich, um Komplikationen unmittelbar begegnen zu können.

Fachredaktion Adeba
Fachredaktion Adebahttps://magazin.adeba.de/author/fachredaktion/
Ich bin eine Diplom-Psychologin mit Lehrbefähigung, die gerne Texte rund um zwischenmenschliche Beziehungen, Gesundheit und Ernährung schreibt. Manchmal auch über Kultur und Reisen und hin und wieder sogar über Geschichte. Ich freue mich sehr über Eure Kommentare und hoffe, Ihr mögt meine fachlichen Texte, die immer ein wenig meine persönliche Handschrift tragen. Ich möchte Euch rund um die großen Themen Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung informieren, wichtige Anregungen geben und gern auch mal zu einer kontroversen Diskussion provozieren.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Immer zuerst informiert

624FollowerFolgen

Aktuellste THEMEN

Aktuell

Beliebt auf Adeba