Dienstag, November 19, 2024
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Parental Alienation Syndrome – PAS: Wenn Therapeuten von Eltern benutzt werden.

Im Zusammenhang mit steigenden Scheidungsraten und Streitigkeiten um das Sorgerecht für und den Kontakt mit den Kindern beider Elternteile gibt es immer mehr Fälle, in denen Eltern versuchen, ein Kind dem anderen Elternteil zu entfremden und das Kind vom Kontakt und der Erziehung auszuschließen.

Falsche Bescheinigungen als Wunsch der Eltern

An den oft kontinuierlich geführten Auseinandersetzungen sind nicht nur Rechtsanwälte, Richter, Sachverständige und Mitarbeiter des Jugendamtes beteiligt, sondern auch Psychotherapeuten, Ärzte (Kinderärzte) und Kinderpsychiater:

In den meisten Fällen wünscht ein Elternteil Bescheinigungen und Zeugnisse, aus denen hervorgeht, dass das abnorme Verhalten oder die funktionellen Symptome eines Kindes (Nässe, oppositionelles Verhalten, Depressionen, Schlafstörungen usw.) auf negative Einflüsse des anderen Elternteils zurückzuführen sind und/oder dass der Kontakt abgebrochen werden sollte.

Verhinderung des Missbrauchs von Zeugnissen

Das Problem flammt gewöhnlich auf, wenn Trennungsstreitigkeiten in Sorgerechts- oder Umgangsstreitigkeiten übergehen und ein Elternteil den anderen von der zukünftigen Ausbildung ausschließen will. Die Situation wird noch verschärft, wenn sich zwei „Seiten“ gegenüberstehen, z.B. ein Vater mit Großeltern, bei denen das Kind zu Besuch ist, und eine Mutter mit einem neuen Ehepartner.

Trennung von echter Störung und echtem Wunsch

Für Ärzte und Therapeuten ist es sinnvoll, zwischen den verschiedenen Konfliktkonstellationen zu unterscheiden, um einerseits die Eltern zu informieren und andererseits den Missbrauch von Zeugnissen zu verhindern. Eltern, die über ihre eigene Belastung nach der Trennung besorgt sind, nehmen die psychische Belastung der Kinder oft nicht wahr und schenken ihnen nicht genügend Aufmerksamkeit. Infolgedessen werden die natürlichen Stresssymptome der Kinder bei späteren Konflikten zwischen den Eltern oft als Folge einer negativen Beeinflussung oder „Überforderung“ des anderen Elternteils umgedeutet.

In der Tat werden psychische und funktionelle Reaktionen, Infektionen, aggressive oder depressive Reaktionen nicht nur durch die Trennung selbst ausgelöst. Sie treten insbesondere dann auf, wenn das Kind von einem Elternteil zum anderen umziehen muss, der betreuende Elternteil diesen Kontakt jedoch ablehnt, z.B. mit der Begründung, dass das Kind sich „ausruhen“ muss oder nicht mit dem anderen Elternteil zusammen sein will. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase findet der Besuch selbst konfliktfrei und in einer freudigen Atmosphäre statt. Das Kind möchte jedoch nicht über das Haus sprechen oder zu Hause anrufen.

Schlußfolgerung der Eltern oft falsch und berechnend

Das Kind kehrt weinend und widerwillig in das Haus der fürsorglichen Eltern zurück. Nach den Besuchen verhält sich das Kind einige Tage lang überreizt, zurückgezogen oder mürrisch, will nichts über die Besuche selbst sagen, bis es schließlich wieder „normal“ wird. Die Eltern ziehen aus diesem Muster entgegengesetzte Schlüsse:

Die Mutter (oder möglicherweise der Vater) sieht in den Besuchen keinen Sinn, sondern eher das Böse. Das Kind wird gequält, nur um die rechtliche Forderung des Vaters (oder möglicherweise der Mutter) zu erfüllen, der zu Besuch ist, so dass die Besuche unterbrochen werden müssen. Der Vater hingegen fragt sich, ob das Kind bei der Mutter in guten Händen ist, weil er in einem so erbärmlichen Zustand zu ihm kommt und nicht zur Mutter zurückkehren will. Im Gegensatz zu einem Entfremdungssyndrom beruht dieses „Zugangssyndrom“ nicht auf einer Entfremdungsabsicht.

Ursachen des merkwürdigen Verhalten des Kindes

Die Ursachen können Trennungsangst, psychodynamische Loyalitätskonflikte, ein Problem der Autonomie, mangelnde Konsistenz der Gegenstände im Kind, auf der Ebene der Eltern, Beleidigungen, soziale Isolation oder Probleme mit einem neuen Partner sein. Die Eltern sind wegen der Symptome besorgt. Sie neigen zunächst nicht dazu, den anderen Elternteil abzuwerten, ihm die Schuld für die Symptome zu geben oder ihn auszuschließen.

In diesen Fällen reicht es aus, in der Geschichte darauf hinzuweisen, dass es sich um natürliche Reaktionen des Kindes handelt, die nach etwa sechs Monaten bis zu einem Jahr von selbst vergehen, wenn das Kind gelernt hat, dass weder Mutter noch Vater während des Besuchskontakts verloren gehen.

Loyalitätskonflikt gegenüber dem Kind

Das von Gardner beschriebene elterliche Entfremdungssyndrom (PAS) unterscheidet sich vom Zugangssyndrom und von Fällen, in denen ein Kind missbraucht oder vernachlässigt wurde und deshalb nicht kontaktiert werden will.

PAS entwickelt sich nur dann, wenn ein Kind durch den betreuenden Elternteil bewusst oder unbewusst in einen hohen Loyalitätskonflikt gedrängt wird, wenn der Kontakt mit dem anderen Elternteil massiv erschwert wird und wenn das Kind Schuldgefühle wegen seines Wunsches nach Kontaktpflege entwickelt. Für die betreuenden Eltern liegt oft ein durch den Trennungsprozess aktiviertes Grenzproblem zugrunde:

Sie fühlen sich durch den erhöhten Stress der nächtlichen Trennungssituation überfordert und reglementieren das Kind stärker. Das Kind spielt oft die Rolle eines Ersatzpartners und es entwickelt sich eine symbiotische Beziehung. Jeder Kontakt des Kindes mit dem anderen Elternteil löst Panik aus, wie z.B. die Angst vor Verlust. Besuchstermine werden oft abgesagt. Viele Entfremdungsstrategien vermitteln dem Kind ein negatives Bild des anderen Elternteils – ein intensiver Loyalitätskonflikt wird gefördert.

Im Gegensatz zum Zugangssyndrom weist die PAS mehrere leicht erkennbare Symptome im Verhalten des Kindes auf:

  • Die Meinungen und wörtlichen Formulierungen werden von dem fürsorglichen Elternteil übernommen, die seine Haltung gegenüber dem anderen Elternteil charakterisieren. Das Gesagte wird in einer kinderunfreundlichen Sprache
    („Er hat einen Machtkomplex“) und mit einer künstlichen Stimme vorgetragen. Neue Gründe für die Ablehnung werden „erfunden“, das Kind scheint während des Gesprächs aufgeregt und angespannt zu sein.
  • Nicht nur der andere Elternteil, sondern ihr gesamtes soziales und familiäres Umfeld wird in die Ablehnung einbezogen, zum Beispiel die Großeltern und Freunde, die in der Vergangenheit geliebt wurden.
  • Das Kind „spaltet“: Der fürsorgliche Elternteil ist nur „gut“, der andere ist nur „schlecht“, es fehlt die natürliche Ambivalenz. Das Kind ergreift reflexartig Partei für die Betreuungsperson.
  • Das Kind betont auffallend, dass alles, was es sagt, sein eigener Wille ist
    („Ich will das“).

Wenn der Prozess der Entfremdung fortgeschritten ist und der verantwortliche Elternteil sicher ist, dass das Kind keinen Kontaktwunsch mehr äußert, betont er oder sie oft: „Ich wäre die letzte Person, die gegen einen Besuch Einspruch erheben würde, aber das Kind will ihn nicht.

Ein weiterer Hinweis auf das Entfremdungssyndrom ist, dass der fürsorgliche Elternteil den anderen abwertet und versucht, den anderen in ein Bündnis gegen ihn einzubeziehen. Gleichzeitig werden jedoch Diskurse und Vermittlungsbemühungen abgelehnt, die seine Person und seine Rolle im Trennungsprozess betreffen. Beteiligung vermeiden

Die Eltern können zur Therapie-/Unterstützungsberatung oder zum Kontakt mit einer Selbsthilfegruppe überwiesen werden. Das Selbstverständnis der Eltern als „unglückliche Opfer“ der PAS motiviert sie leicht, sich zu engagieren und Impulse zu geben. Die Lösung der Ausgrenzung wird jedoch auch vom Arzt/Therapeuten unterstützt. Andererseits müssen die Eltern informiert werden:

  • der entfremdete Elternteil ist tatsächlich unterstützungs- und pflegebedürftig, aber dies kann nicht darin bestehen, Ausgrenzungsbemühungen zu unterstützen;
  • die Vorwürfe des fürsorglichen Elternteils sind meist Projektionen.
  • Wenn aktives, entfremdendes Verhalten, das zu PAS führt, beim Kind spürbar ist, müssen fürsorgliche Eltern einerseits auf die destruktive und unmoralische Natur ihres Handelns aufmerksam gemacht werden, andererseits aber auch ihre emotionalen Bedürfnisse akzeptieren.

Die für die Borderline-Therapie wichtige Balance zwischen Konfrontation und Empathie ist der beste Weg, um entfremdete Eltern zu erreichen. Kinder brauchen keine Therapie. Das Verhalten normalisiert sich schnell, wenn das Kind lernt, dass es den anderen Elternteil zuverlässig und ohne Schuldgefühle besuchen und die gemeinsame Zeit genießen kann.

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