Freitag, Mai 3, 2024
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Fibromyalgie – Kranksein ohne Krankheit?

Eine Störung im Gehirn wird als Ursache diskutiert.

(sra) Druckschmerz an bestimmten Sehnenansatzpunkten, Verdauungsstörungen sowie Herzrhythmus- und Schlafstörungen – mit diesen Symptomen kommen vorwiegend Frauen zwischen 35 und 50 Jahren in die Arztpraxis. Im privaten Umfeld werden sie häufig mild belächelt. Doch hinter den zunächst unspezifischen Beschwerden steckt eine ernst zu nehmende Erkrankung, die Fibromyalgie. Sie ist mit etwa zweieinhalb Millionen Betroffenen die häufigste weichteilrheumatische Erkrankung.

Wie die Fibromyalgie entsteht ist noch weitgehend unklar. Auch die Diagnose ist nicht ganz einfach: Bei der Fibromyalgie gibt es typische Punkte, die auf Druck schmerzhaft reagieren. Solche Punkte liegen etwa beidseits des Brustbeins und des Kreuzbeins. Es soll nun Hinweise geben, die zeigen, dass die Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem (ZNS) bei Fibromyalgie-Patienten gestört ist.

Beim gesunden Menschen sorgt ein geregeltes Zusammenspiel zwischen den zum ZNS aufsteigenden erregenden und vom ZNS absteigenden hemmenden Einflüssen für eine normale Schmerzempfindung. Bei der Fibromyalgie, so vermuten Experten, kommt es zu einer Kommunikationsstörung zwischen bestimmten Hirnarealen. Die absteigende Schmerzhemmung bleibt aus. Die Patienten werden somit überempfindlich für Schmerzen. Und das nicht nur bei schmerzhaften Reizen, sondern auch bei sanfteren, wie z. B. Berührung.

Die Behandlung der Fibromyalgie ist daher außergewöhnlich schwierig. „Es gibt bei dieser Erkrankung keine Standardbehandlung“, erläutert Dr. med. Jan-Peter Jansen, wissenschaftlicher Beirat des Forum Schmerz im Deutschen Grünen Kreuz e. V., Marburg. Die optimale Behandlung muss für jeden Patienten individuell kombiniert werden.

„Die größte Bedeutung in der medikamentösen Behandlung hat der Einsatz von Antidepressiva“, so Jansen. Sie werden bei etwa jedem dritten Patienten erfolgreich eingesetzt. Zentrale, Muskel entspannende Medikamente sind wenig wirksam. Auch leichte Schmerzmittel, die nichtsteroidalen Antirheumatika, helfen nicht dauerhaft. Der Einsatz von Opioiden wird immer noch diskutiert. „Eine große Rolle spielen daher physikalische und psychotherapeutische Verfahren“, meint der Berliner Schmerzexperte. Die Fibromyalgie ist wohl eine Erkrankung, an deren Diagnose und Behandlung sich noch einige Wissenschaftler die „Zähne ausbeißen“ werden.

Bearbeiter: Kerstin Tesch

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