Sonntag, April 14, 2024
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Rahmons Stadt – Dushanbe

In der Hauptstadt von Tadshikistan Dushanbe zeigt sich Wandel und Aufbruch in Zentralasien

Für den Besucher wie auch für ihre Einwohner breitet Dushanbe freundlich die Arme aus, mit vielem Grün der Parks und den breiten Alleen, besonders in der Innenstadt. Die Silhouette vom Hisor-Gebirge schimmert in der Ferne und bildet eine imposante Kulisse. Sie macht auch hier in der Hauptstadt einmal mehr deutlich:

Der Rudaki-Park im Zentrum von Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch
Der Rudaki-Park im Zentrum von Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch

Das Territorium von Tadshikistan ist zu mehr als 90 Prozent von Bergen bedeckt. Auch das Lebenselixier Wasser fehlt nicht mit vielen Springbrunnen und der Lebensader von Dushanbe, dem Fluss Varzob, um den sich weitläufige Grünanlagen drängeln.

Dushanbe ist eine grüne Stadt mit vielen Parks und Springbrunnen. Foto: Dr. Ronald Keusch
Dushanbe ist eine grüne Stadt mit vielen Parks und Springbrunnen. Foto: Dr. Ronald Keusch

Eine Furt durch den Fluss für die Karawanen auf der Seidenstraße gab den Ausschlag, hier eine kleine Marktsiedlung und Karawanserei zu errichten. Noch um die Wende ins 20. Jahrhundert verloren sich hier drei Dörfer mit wenigen tausend Einwohnern.

Der Rudaki-Park im Zentrum von Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch
Der Rudaki-Park im Zentrum von Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch

Der frühere Marktflecken wird Hauptstadt

Dann läutete der Panzerkreuzer Aurora in Petersburg mit einem Kanonenschuss die Oktoberrevolution in Russland ein und zugleich auch hier in Zentralasien eine Wende. Die Sowjets des neuen Russlands vertrieben den herrschenden Emir und die Basmachi und gründeten hier eine Sowjetrepublik.

Die Festung Hisor bei Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch
Die Festung Hisor bei Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch

Da musste auch eine Hauptstadt her, doch der seit einigen Jahrhunderten bestehende alte Herrschaftssitz, die Festung Hisor, schien wenig tauglich für den Neuanfang. So ging der Marktflecken Dushanbe an den Start, wurde 1929 in Stalinabad umbenannt, um dann nach der Entstalinisierung in der Sowjetunion im Jahr 1961 seinen Namen wieder zurückzubekommen. Heute ist Dushanbe die Hauptstadt mit knapp einer Million Einwohnern der auch international anerkannten Präsidialrepublik Tadshikistan.

Die Festung Hisor ist sehenswertes Ausflugsziel

Eingangstor zur Festung Hisor. Foto: Dr. Ronald Keusch
Eingangstor zur Festung Hisor. Foto: Dr. Ronald Keusch

Während sich nun Dushanbe zu einer Hauptstadt mauserte mit Regierungssitz, Ministerium und Opernhaus, erhielt die Festung Hisor, der ehemalige Macht- Sitz der Emire, die Funktion eines attraktiven Ausflugszieles verpasst.

Die auf einer Anhöhe liegende Festung Hisor. Foto: Dr. Ronald Keusch
Die auf einer Anhöhe liegende Festung Hisor. Foto: Dr. Ronald Keusch

Nur 30 Kilometer von Dushanbe entfernt, elegant mit für Touristen preiswerter Taxifahrt zu erreichen, hat sich die Festung mit Imbiss hier und Händlern da zu einem Mekka des modernen Tourismus entwickelt.

Reitanlage im Festungsgelände. Foto: Dr. Ronald Keusch
Reitanlage im Festungsgelände. Foto: Dr. Ronald Keusch

Sie zählt zu den wenigen noch gut erhaltenen historischen Orten im Land, was sicherlich auch mit der Nähe zur neuen Macht in der Hauptstadt zu tun hat. Schon das Portal bietet einen imposanten frischen Anblick. Schließlich hat es schon mehrere Restaurierungskuren hinter sich. Hinter dem Tor geht es auf eine Anhöhe, die einen Blick auf eine Sport- und eine Reitanlage freisetzt, wo viele Familien mit ihren Kindern herumtollen. Wenn das der Emir noch erlebt hätte.

In der Festung Hisor. Foto: Dr. Ronald Keusch
In der Festung Hisor. Foto: Dr. Ronald Keusch

Am Fuße der Festung ist noch ein Stück von der alten Stadt Hisor erhalten. Dazu zählt auch eine alte Koranschule, die Medrese Kuhna, die schon vor 40 Jahren in ein Museum umgewandelt wurde.

Modell von Tadshikistan. Foto: Dr. Ronald Keusch
Modell von Tadshikistan. Foto: Dr. Ronald Keusch

Hier kann der Besucher noch alte Haushaltsgerätschaften, kunstvoll bemalte Krüge, Bilder und Zeichnungen anschauen. Interessant sind vor allem etwa zwei Dutzend ehemalige Schülerzellen der Koranschule.

Zimmer eines Koranschülers. Foto: Dr. Ronald Keusch
Zimmer eines Koranschülers. Foto: Dr. Ronald Keusch

Im Unterschied zur Klosterzelle in Europa geht es hier zumindest bunter zu. Eine Frau in Landestracht hat die Museumsaufsicht und sehr wenig zu tun. Dagegen ist auf dem großen Vorplatz der Festung ein lustiges Treiben. Ein Händler verleiht Tretautos für Kinder und es gibt jede Menge Verkehr mit stolzen jungen Fahrern.

Kleiner Auto-Fahrer. Foto: Dr. Ronald Keusch
Kleiner Auto-Fahrer. Foto: Dr. Ronald Keusch

Glanz und Prunk im Nafruz Palace​

Es wird mit Augenzwinkern als das größte Teehaus in der Stadt bezeichnet. Aber in diesem großen Gebäudekomplex „Nafruz Palace“ mit einem künstlichen See, Bowling-Bahnen, Kinos und diversen Restaurants klappert nicht allein Teegeschirr oder werden Plätzchen-Teller serviert. Im zweiten größeren Gebäudeteil, der für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, steht die ganz große Politik auf dem Programm.

Im Nafruz Palace. Foto: Dr. Ronald Keusch
Im Nafruz Palace. Foto: Dr. Ronald Keusch

Für unsere kleine Reisegruppe mit Tourismusmanagern wird eine Ausnahme gemacht. Hier in diesen luxuriösen Sälen und Räumen empfängt Präsident Emomali Rahmon die erstrangigen Spitzenpolitiker beispielsweise der Shanghai-Gruppe, der die Länder China, Indien, Kasachstan, Kirgisistan, Pakistan, Russland, Usbekistan und Tadshikistan angehören, also Xi Jinping aus Beijing und Wladimir Putin aus Moskau sind mit von der Partie.

Prunkvolle orientalisch gestaltete Räume im Nafruz . Foto: Dr. Ronald Keusch
Prunkvolle orientalisch gestaltete Räume im Nafruz . Foto: Dr. Ronald Keusch

Die Räume und Säle mit ihren Decken und Wänden und dem Inventar an Tischen und Sesseln sind prunkvoll geschmückt. Das beste und teuerste Material war gerade gut genug für die akribisch arbeitenden Kunsthandwerker, die aus ganz Asien herbeigeholt wurden.

Im Nafruz Palace. Foto: Dr. Ronald Keusch
Im Nafruz Palace. Foto: Dr. Ronald Keusch

Da stellt sich schon die Frage, inwieweit ein solcher Aufwand gerechtfertigt ist, um eine Kulisse für Verhandlungen selbst für politische Führer großer Länder zu schaffen. Zumindest sollen hier künftig auch einmal Hochzeiten stattfinden und Hochzeitspaare Einlass finden. Dann werden hier die ultimativ schönsten Hochzeitsfotos geschossen.

Flaggen der ersten sechs Mitgliedsstaaten der Shanghai-Gruppe. Foto: Dr. Ronald Keusch
Flaggen der ersten sechs Mitgliedsstaaten der Shanghai-Gruppe. Foto: Dr. Ronald Keusch

Denkmäler erzählen Geschichten

In der Stadt Dushanbe erzählen auf Spaziergängen die aufgestellten Denkmäler wie anderswo auch ihre spannenden Geschichten. Im Zentrum von Dushanbe liegt der Dusti-Platz, übersetzt Freundschafts-Platz. Unübersehbar ist das 13 Meter hohe Somoni-Denkmal, das vor einem über 40 Meter hohen Bogen steht und die Hauptsymbole des tadshikischen Staates trägt: Eine goldene Krone und ein mit sieben Sternen geschmücktes Zepter. Ismoil Somoni, der in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts lebte, ist der Begründer des mittelalterlichen Staates der Dynastie der Samaniden. Ursprünglich stand an dieser Stelle ein bronzener Lenin, der im September 1991 vom Sockel gestürzt wurde. An seiner Stelle wurde eine Statue von Abulqosim Firdavsi, dem persischen National-Dichter des 10. Jahrhunderts, aufgestellt und der Platz in Ozodi-Platz oder Freiheits-Platz umbenannt.

Somoni-Denkmal. Foto: Dr. Ronald Keusch
Somoni-Denkmal. Foto: Dr. Ronald Keusch

Somoni-Denkmal

Nach neun Jahren eines blutigen Bürgerkriegs und Tadshikistans Streben nach einer deutlicheren nationalen Identität sollte dann schließlich Ismoil Somoni hier seinen Ehrenplatz erhalten. Das Somoni-Denkmal wurde 1999 zur Feier des 1000-jährigen Bestehens des Samanidenstaates errichtet und der Platz selbst erhielt den einladenden Namen „Freundschafts-Platz“. Das Firdavsi-Denkmal zog um in den neugestalteten Firdavsi-Park im Südwesten Dushanbes. Somoni steht nunmehr hoch und stolz für die Unabhängigkeit von Tadshikistan und ist damit eine ähnliche Identifikationsfigur für die Tadshiken wie Amir Timur für die Usbeken.

Stele der Unabhängigkeit. Foto: Dr. Ronald Keusch
Stele der Unabhängigkeit. Foto: Dr. Ronald Keusch

Hinter dem Somoni-Denkmal führt eine Fontänen Kaskade zu einem weiteren Wahrzeichen – der 45 Meter hohen Stele der Unabhängigkeit, die mit dem Emblem Tadschikistans geschmückt ist. Das Denkmal wurde 2011 zu Ehren des Zwanzigsten Jahrestages der Unabhängigkeit Tadschikistans errichtet.

Präsidentenpalast. Foto: Dr. Ronald Keusch
Präsidentenpalast. Foto: Dr. Ronald Keusch

​Der Präsidentenpalast liegt gut umzäunt in der Nachbarschaft des Dusti-Platzes. In den früheren Sitz des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Tadshikistans zog vor 28 Jahren der heutige Präsident Rahmon ein. Wie zu erfahren, verfügt seine Demokratische Partei im Parlament über 52 der insgesamt 63 Sitze. Also Mehrheits-Verhältnisse für die Regierenden so ähnlich wie im Bundestag in Deutschland, allerdings mit deutlich weniger Abgeordneten-Sitzen. Rahmon sitzt bis zur nächsten Wahl so fest im Sattel wie die Herrscher Timur und Co. auf den Pferden ihrer Denkmäler. Danach soll sein 34jähriger Sohn schon in den Startlöchern stehen.

Denkmal des Dichters Rudaki im Rudaki-Park. Foto: Dr. Ronald Keusch
Denkmal des Dichters Rudaki im Rudaki-Park. Foto: Dr. Ronald Keusch

In der Nähe vom Somoni-Denkmal führt der längste und schönste Prospekt durch die Hauptstadt, der Rudaki-Prospekt. Das Rudaki-Denkmal steht in dem nach ihm benannten Garten. Der Dichter und Übersetzer Rudaki lebte am Hofe eines Samaniden-Herrschers, die Verehrung gilt einem tadschikischen Nationaldichter.

Architektur-Perle Teehaus Rohat

Teehaus Rohat. Foto: Dr. Ronald Keusch
Teehaus Rohat. Foto: Dr. Ronald Keusch

​Zu den vielen bemerkenswerten Gebäuden am Rudaki Prospekt zählt auch das Teehaus Rohat. Es wurde in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts von Leningrader Architekten nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellt und wird von Fachleuten als architektonische Perle eingestuft, mit kunstvoll gestalteten Säulen und Ornamenten, einer fantasievollen Anordnung der Treppen und Räume sowie farbiger Deckenmalerei. Wer will da nicht eine Tea-Time einlegen.

Im Teehaus Rohat. Foto: Dr. Ronald Keusch
Im Teehaus Rohat. Foto: Dr. Ronald Keusch

Ein Volkspark im Botanischen Garten

​Unbedingt sehenswert ist auch der Botanische Garten der Stadt, den der Besucher auch vom Rudaki-Prospekt erreicht. Er wurde vor rund 90 Jahren auf 30 Hektar angelegt und gehörte zu den ältesten botanischen Gärten der früheren Sowjetunion.

Im Botanischen Garten von Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch
Im Botanischen Garten von Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch

Lange Zeit stand er unter der Verwaltung der Akademie der Wissenschaften. Heute wurde der Garten in einen Volkspark zur Freizeit und Erholung umgewandelt und untersteht direkt der Präsidialverwaltung.

In den Pavillons werden an den Wochenenden Konzerte veranstaltet. Foto: Dr. Ronald Keusch
In den Pavillons werden an den Wochenenden Konzerte veranstaltet. Foto: Dr. Ronald Keusch

Neben vielen verschiedenen Pflanzenarten und einem Rosengarten gibt es zahlreiche Kinderspielplätze, viele Pavillons und weite Rasenflächen unter schattigen Bäumen, die von Großfamilien mit Decken und Picknickkörben belegt werden.

Im Botanischen Garten von Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch
Im Botanischen Garten von Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch

Die Gründer des Botanischen Gartens würden sich sicherlich über diese Nutzung auch freuen.

Im Botanischen Garten von Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch
Im Botanischen Garten von Dushanbe. Foto: Dr. Ronald Keusch

Der liegende Buddha der alten Seidenstraße

Während in den letzten Jahrzehnten viele seiner Artgenossen in Afghanistan durch islamische Fundamentalisten zerstört wurden und in die Schlagzeilen kamen, erging es glücklicherweise dem Buddha in Dushanbe anders. Er ist Anfang der 60er Jahre in einem ehemaligen buddhistischen Kloster in Ajina Teppa im Süden von Tadshikistan ausgegraben worden. Mit seiner Länge von über zwölf Metern (!) soll er der längste Terrakotta-Buddha auf der Welt sein. Er trägt diesen Titel mit gelassener Fassung, schließlich ist er beschildert als „Liegender Buddha“.

Liegender Buddha. Foto: Dr. Ronald Keusch
Liegender Buddha. Foto: Dr. Ronald Keusch

Sein zu Hause ist jetzt das Nationale Altertum-Museum. Sehr viel Mühe hat sich ein Team von Restauratoren und Altertumsforschern aus der Eremitage von St. Petersburg, unterstützt durch die Shumei Culture Foundation aus Japan, mit seinem aus vielen Dutzend Teilchen zusammengesetzten Gesicht gegeben. Es wirkt auf den Besucher sehr gelassen, glücklich entrückt, so souverän und voller Leichtigkeit. So als ob der Ton-Riese seine Betrachter bestärken will, Land und Leute in Tadshikistan und ganz Zentral-Asien zu entdecken und näher kennenzulernen.

Buddha, glücklich entrückt. Foto: Dr. Ronald Keusch
Buddha, glücklich entrückt. Foto: Dr. Ronald Keusch

Die Reise wurde organisiert und durchgeführt von der französischen Organisation ACTED und dem usbekischen Reiseverband APTA. Finanziert wurde sie vom Projekt der europäischen Union „Silk Road CBT Initiative: Connecting Central Asian Community-Based Tourism and European Markets“ im Rahmen des Programms „Central Asia Invest V“.

S.E. Botschafter von Usbekistan Nabijon Kasimov mit Stefan Fritsche Verlager Adeba.de in der Botschaft von Usbekistan in Berlin
S.E. Botschafter von Usbekistan Nabijon Kasimov mit Stefan Fritsche Verleger Adeba.de
Botschaft von Usbekistan in Berlin

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Dr. Ronald Keusch (Reisejournalist)
Dr. Ronald Keusch (Reisejournalist)
Dr. Ronald Keusch, der langjährige Wissenschaft Journalist beschäftigt sich seit 20 Jahren verstärkt mit den Themen Reisen und Tourismus. Die wichtigsten Medien für seine Reiseberichte aus Europa und weltweit sind die online Magazine: chexx.de ; Weltreisender.net ; cre-aktiv.com ; ctour.de ; reisetravel.eu ; berliner.umschau.de ; Sein eigener Blog ist https://www.keusch-reisezeiten.de/ Ronald Keusch ist Mitglied des JournalistenVerbandes Berlin (DJV) und Mitglied des Vorstandes des Clubs der Reisejournalisten CTOUR Berlin Brandenburg. Er lebt und arbeitet in Berlin.

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