Freitag, April 12, 2024
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Frauen leben länger und bleiben länger gesund

Oder warum Männer früher sterben

Frauen leben länger, sagen uns „die Statistiken“ von „World Health Statistics 2019“. Der Herausgeber ist kein Geringerer als die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Und das Objekt der Begierde war hier die Ergründung der Ursache der unterschiedlichen Lebenserwartungen von Mann und Frau.

Frauen leben nicht nur länger als Männer, sie bleiben auch länger gesund

Dass der Mann auf diesem Planeten das starke Geschlecht repräsentiert, kann ja wohl nur die verzweifelte Behauptung eines zutiefst unterentwickelten Vertreters dieser Spezies sein. Egal, welches Land wir in den Fokus der Betrachtung rücken, Männer müssen im Durchschnitt ungefähr vier Jahre früher sterben als Frauen, das ist eine verdammt lange Zeit. Mit der schweren Arbeit der Männer braucht uns da niemand kommen, denn diese Lebensdifferenz gilt auch in hoch industrialisierten Ländern wie Japan, wo Schwerstarbeit ausschließlich von Roboter & Co. ausgeführt wird.

Was sagen die WHO-Statistiken noch?

  • Es werden signifikant mehr Jungen geboren. Doch betrachtet man das Geschlechterverhältnis bei Menschen in höherem Alter, überwiegen die Frauen deutlich.
  • Frauen leben länger und Frauen bleiben länger gesund als Männer.

Die WHO hat abgeschätzt, dass in diesem Jahr 2019 weltweit über 141 Millionen Babys das Licht der Welt erblicken. 73 Millionen davon werden kleine Jungen und 68 Millionen werden kleine Mädchen sein.

Auf 100 neu geborene Mädchen kommen also 107 Knaben.

Weil Männer etwas früher als Frauen sterben, verkehrt sich dieses Verhältnis mit der Zeit ins Gegenteil. Es gibt also irgendwo in der Mitte des Lebens einen Schnittpunkt, an dem Männer und Frauen einen Pari-Stand erreichen. Im Jahre 2016 lag diese Angleichung im Altersbereich zwischen 50 und 54 Jahren. Im Intervall zwischen 60 und 64 Jahren gab es auf 100 Frauen nur noch 95 Männer.

Es ist bekannt, dass die Lebenserwartung der Menschen weltweit im Steigen begriffen ist. Jungen, die heute geboren werden, erreichen durchschnittlich knapp 70 Jahre, die Mädchen dagegen schon 74 Jahre. Zur Jahrtausendwende lagen die durchschnittlichen Lebenserwartungen noch bei 65 beziehungsweise 69 Jahren.

Sehr erfreulich ist dabei, dass die Menschheit heute auch länger gesund und fit bleibt, wobei sogar bei diesem Parameter die Frauen eindeutig die Nase vorn haben. Das bedeutet Frauen leben länger.

Warum müssen Männer früher sterben?

Welchen Plan verfolgt die Natur mit dem Überschuss an kleinen Jungen und der Unterrepräsentanz der Männer im höheren Alter? Vermutlich hängt das alles mit der etwas erhöhten Risikobereitschaft der Männer zusammen. In der Folge verunglücken etwas mehr Männer als Frauen. Gerade die Pubertät ist von merkwürdiger Aktivität bei jungen Männern geprägt.

Kriege sind dafür bekannt, dass die wenigen Männer, die vom Schlachtfeld zurückkommen, gar kein Problem mehr haben, eine hübsche Frau zu finden. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass nie einer auf die Idee kam, den Krieg abzuschaffen.

Doch kommen wir noch einmal zurück auf die Statistik. Von den 40 häufigsten Todesursachen attackieren 33 vorrangig die Männer. Besonders deutlich werden die Unterschiede bei:

  • Ischämischen Herzkrankheiten (Männer büßen dadurch 0,84 Lebensjahre mehr ein als die Frauen)
  • Verkehrsunfällen (0,47 Lebensjahre mehr)
  • Lungenkrebs (0,40 Lebensjahre mehr)
  • COPD = chronisch obstruktive Lungenkrankheiten (0,36 Jahre mehr)

Frauen leben länger – warum?

Betrachtet man dazu mal unsere Genetik, so zeigt sich, dass Mädchen aufgrund ihrer X-Chromosomen ein stärkeres Immunsystem aufbauen können, was ihre Überlebenschance als Baby und Kleinkind verbessert. Im Jahre 2017 lag das Risiko bei Jungen, den fünften Geburtstag nicht mehr zu erleben, um elf Prozent höher als bei den Mädchen. Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall tödlich zu verunglücken, steigt bei Männern ab dem 15. Lebensjahr auf den doppelten Wert wie bei Frauen an.

In reichen Industrieländern unterscheiden sich die Lebenserwartungen beider Geschlechter stärker

In weniger reichen Ländern sind die Lebenserwartungen von Männern und Frauen eher angeglichen. Das hat unter anderem mit den höheren Risiken bei Schwangerschaft und Geburt zu tun und dies ist wiederum mit einer zu geringen Versorgung mit Hebammen verknüpft. In Zahlen ausgedrückt sieht das so aus:

  • In Ländern mit eher geringen Einkommen überlebt heute von 41 Frauen eine ihre Schwangerschaft oder die Geburt des Kindes nicht.
  • In den anderen Ländern mit höheren Einkommen ist davon nur eine von 3.300 Frauen betroffen.
  • In den ärmeren Ländern sterben viel mehr Menschen an Infektionskrankheiten, Männer und Frauen in etwa gleichermaßen.
  • In reicheren Ländern spielen bei der Sterblichkeit Umweltfaktoren und die Lebensweise, vor allem die ungesunde Ernährung, eine wichtige Rolle. Hoher Alkohol- und Tabakkonsum sind dazu an erster Stelle zu nennen. Im Jahre 2016 konsumierten Männer viermal so viel Alkohol wie Frauen, beim Rauchen lag der Faktor sogar bei 5.

Männer meiden den Arzt, deshalb leben Frauen länger

Wichtig wäre in der Tat die Entwicklung von Strategien, die Männer dazu zu motivieren, früher Gesundheitsangebote, die es ja gibt, in Anspruch zu nehmen. Da sich die meisten Männer in ihrem Beruf für unentbehrlich halten, empfinden sie die Wartezeit beim Arzt als völlig vergeudete Lebenszeit. Frauen sind in dieser Hinsicht viel geduldiger. Hinzu kommt, dass der Arztbesuch heute allgemeinhin nicht mehr als Untersuchung des Körpers empfunden wird.

Der Arzt nimmt sich pro Patient kaum fünf Minuten Zeit, wobei seine Finger den größten Teil dieser Zeit auf einer Computertastatur klappern. Der Eindruck, dass der Arzt zuhört, ist schon lange unwiederbringliche Vergangenheit. Alles zusammen führt dazu, dass gerade Männer den Nutzen-Kosten-Faktor im Wartezimmer als unerträglich gering einstufen. Dieses generelle Problem kann möglicherweise nur durch einen radikalen Umbau unseres verfahrenen Gesundheitssystems gelöst werden.

Mord und Suizid sind vor allem ein amerikanisches beziehungsweise europäisches Phänomen

Die meisten Morde, relativ bezogen auf die Bevölkerungsgröße, geschehen in Nord-, Mittel- und Südamerika. Europa einschließlich Russland zeichnet sich dagegen durch eine besonders hohe Suizidrate aus. Aber auch dabei, so ein Ergebnis aus dem WHO-Bericht, unterscheiden sich die Geschlechter stark. Dem Mann wohnt im Vergleich zur Frau ein um 75 Prozent höheres Risiko inne, dass er sich selbst umbringt. Schon wieder ein Punkt warum Frauen länger leben.

Außerdem werden viermal mehr Männer durch Mord umgebracht, als dies bei Frauen passiert. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass Frauen einem besonders hohen Maß an Gewalt ausgesetzt sind. Im Jahre 2013 berichtete mehr als ein Drittel der befragten Frauen, im Alter zwischen 15 und 49 Jahren sexuelle oder körperliche Gewalt erfahren zu haben.

Fazit: warum leben Frauen länger

Männer sind schon ein starkes Geschlecht, allerdings mit Schwachstellen. Ganz gewiss hat die Natur ihre Gründe, wenn sie einem großen Teil aller Männer das „Hau-Drauf-Gen“ verpasst. Man munkelt ja auch, dass die Menschheit überhaupt nur deshalb überlebt hat, weil übermütige Männer bei Gefahr zuweilen konsequent dem Prinzip „Augen zu und durch“ gefolgt sind, wohl wissend, dass wir Menschen nicht besonders schnell laufen können und unsere Kraft begrenzt ist.

Allein, es muss ja nicht unbedingt Dein Mann sein, der an vorderster Front die Keule schwingt. Pass also ein bisschen auf ihn auf, dann wirst Du noch lange etwas von ihm haben.

Tipps fürs Testament:

Wenn ich scheid aus diesem Elend
Und lass hinter mir ein Testament,
So wird daraus nur ein Zank
Und weiß mir’s niemand keinen Dank,
Alles verzehrt vor seinem End,
Das macht ein richtig Testament

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), Quelle: Goethe’s poetische und prosaische Werke in zwei Bänden. Erster Band. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart 1836

Fachredaktion Adeba
Fachredaktion Adebahttps://magazin.adeba.de/author/fachredaktion/
Ich bin eine Diplom-Psychologin mit Lehrbefähigung, die gerne Texte rund um zwischenmenschliche Beziehungen, Gesundheit und Ernährung schreibt. Manchmal auch über Kultur und Reisen und hin und wieder sogar über Geschichte. Ich freue mich sehr über Eure Kommentare und hoffe, Ihr mögt meine fachlichen Texte, die immer ein wenig meine persönliche Handschrift tragen. Ich möchte Euch rund um die großen Themen Schwangerschaft, Geburt und Kindererziehung informieren, wichtige Anregungen geben und gern auch mal zu einer kontroversen Diskussion provozieren.

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